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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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lügst doch, John! Wie soll ich einem Mann glauben, der seinen Clan entehrt hat und desertiert ist?«
    »Das eine hat mit dem andern gar nichts zu tun!«
    »Oh doch!«
    »Das war nicht mein Krieg, Alas!«
    »Meiner auch nicht! Trotzdem bin ich geblieben … und Coll und Munro ebenfalls …«
    »Ich wollte diesen Menschen nicht das Gleiche antun, was man uns angetan hat, Alas. Das konnte ich einfach nicht! Also habe ich gewählt, auf welcher Seite ich stehen wollte.«
    »Wir sind hier weit entfernt von den Schlachten für den Ruhm der Stuarts! Denkst du, wir hätten für das gekämpft, woran wir glauben? Nein! Es ging um englische und französische Interessen! Das wussten wir alle! Wir, die einfachen Soldaten, waren nur Schachfiguren, genau wie die kanadischen Bauern. Wir haben Lebensmittel und Informationen ausgetauscht… Wir haben versucht zu überleben, nichts weiter! Ehre, Moral und Loyalität sind wichtig, sicherlich! Aber erst, wenn der Bauch gefüllt ist, John! Warum gibst du nicht einfach zu, dass du vor mir weggelaufen bist?!«
    »Wovon redest du? Zugestanden, ich konnte deine Gleichgültigkeit nicht länger ertragen. Kannst du dir vielleicht einen Augenblick lang vorstellen, wie ich all diese Jahre gelebt habe? Unablässig habe ich mich gefragt, was wohl aus dir geworden sein mochte. Dann treffe ich dich lebend wieder, auf demselben Schiff, aber ich suche vergeblich deinen Blick und verstehe dein Verhalten nicht. Das war zu viel! Außerdem dachte ich, wenn ich nicht mehr da wäre, würdest du vielleicht Coll näherkommen …«
    »Oh! Natürlich hatte die Erinnerung an deine abscheuliche Tat nicht das Geringste damit zu tun, oder?«
    »Welche abscheuliche Tat? Ich habe nicht auf dich geschossen, Alas!«
    »Das ist eine Lüge! Kurz bevor du abgedrückt hast, da hast du mir direkt in die Augen gesehen. Du hast es gewusst, und deswegen hast du auf mich geschossen! Du hast geschossen, weil du die Wahrheit kanntest!«
    »Welche Wahrheit?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede, John! Am Tag, als Großvater Liam gestorben ist… Du weißt genau, was damals geschehen ist! Und in der Schlacht von Culloden hast du die allgemeine Verwirrung ausgenutzt, um Rache für ihn zu nehmen!«
    »Das war eine Dummheit, Alas … Ich weiß, das hätte ich nicht tun sollen …«
    »Auf mich zu schießen war nur eine Dummheit?«
    »Nein, auf die Schwarze Garde!«
    »Aber ich war derjenige, der auf die Schwarze Garde geschossen hat, Schwachkopf! Weißt du nicht mehr? Du hast dich an der Muskete verbrannt, die ich auf meiner Flucht fallengelassen hatte. Ich habe dich angelogen und dir gesagt, ich hätte einen Schuss gehört und die Waffe gefunden, und dabei …«
    »Ich weiß doch, dass du die Muskete nicht einfach so gefunden hast, du Einfaltspinsel! Am Morgen hatte ich gesehen, dass du sie bei dir hattest, und ich bin dir bis in die Berge gefolgt. Denkst du, ich wusste nicht, dass du Vaters Abwesenheit ausgenutzt hast, um trotz seines Verbots auf die Jagd zu gehen? Du warst wirklich ein ziemlich aufmüpfiger Knabe, Alas! An diesem Tag hatte ich Lust, dich zu begleiten. Aber bevor ich zu dir stoßen konnte, habe ich die Abteilung der Garde entdeckt…«
    John unterbrach sich. Alexander wartete darauf, was jetzt kommen würde. Als er sah, dass sein Bruder zögerte, ergriff er selbst das Wort.
    »Du hast gesehen, wie ich auf die Soldaten geschossen habe, stimmt’s?«
    »Ich sage dir doch, dass ich geschossen habe, Idiot!«
    »Aber… aber ich habe auch geschossen!«, beharrte Alexander, der jetzt gar nichts mehr verstand. »Herrgott! Diese ganze Geschichte ergibt keinen Sinn! Es ist nur ein Schuss gefallen …«
    »Und sein Echo …«, setzte John gedankenverloren hinzu.
    Erneut schwiegen die beiden, und jeder ließ die letzten Sätze auf sich wirken, die sie ausgetauscht hatten. Auf der Suche nach Aufschlüssen erforschte Alexander die Züge seines Bruders.
    »Nun gut«, sprach er schließlich weiter, ruhiger jetzt, »wir haben beide geschossen. Damit sind wir gleichermaßen schuld an Großvater Liams Tod. Dann erkläre mir doch einmal, warum du auf dem Moor von Drummossie auf mich geschossen hast.«
    John seufzte bedrückt.
    »Das habe ich nicht, Alas!«
    »Doch!«
    »Das stimmt nicht! Ich habe den Soldaten aus Pulteneys Regiment erschossen, der dich verletzt hat!«
    Erschüttert schloss Alexander die Augen, um sich zu konzentrieren. Die Erinnerungen waren bruchstückhaft, aber schrecklich lebhaft: Verletzte, die sich an seinen

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