Highland Secrets
dauerte auch nicht lange, da erschien Adam vor den Touristen. Mit gestrafften Schultern und ernstem Blick sah er sich um, blieb kurz auf meinem Gesicht hängen, dann begrüßte er die Interessenten. Er trug eine schwarze Anzugjacke, darunter ein blaues Hemd, das seine ungewöhnliche Augenfarbe betonte und einen Kilt in den MacLeod-Farben. Er sah sehr gut in diesem Aufzug aus. Die Anzugjacke verlieh ihm noch mehr Größe.
»Liebe Besucher, mein Name ist Adam MacLeod, ich werde Sie heute durch unsere Destillerie führen und ihnen verraten, was den schottischen Whiskey so besonders macht. Am Ende unserer Führung, werden wir wieder zusammenfinden und probieren, was ich Ihnen gleich zeigen werde.« Er sah mich direkt an, seine Augen verengten sich etwas, dann wandte er sich ab. »Bitte folgen sie mir nun.«
Er öffnete eine doppelte Tür aus hellem Holz und die Gruppe folgte ihm. Gemurmel begleitete die ersten Schritte in einen langen Raum, in dem sich riesige Holzfässer befanden, die fest im Boden verankert waren. Adam wandte sich der Gruppe zu und wartete, bis das Gemurmel verstummt war.
»Die Glenoak Distillery wurde 1774 gegründet. Die damalige Zeit war eine Berg- und Talfahrt für Brennereien. Die Regierung versuchte die Mengen, die hier in Schottland an Whiskey gebrannt wurden, einzuschränken, und erließ Steuern und Abgaben ohne wirklich Erfolg zu haben. Selbst als die Einfuhr von schottischem Whiskey nach England verboten wurde, fanden die Menschen noch immer Wege das Wasser des Lebens, wie der Whiskey hier genannt wird, nach England zu bringen. Das, was dem Whiskey seinen rauchigen Geschmack gibt, ist der Torf, der während des Mälzungsprozesses verbrannt wird. Früher haben die Brennereien noch selbst gemälzt, heute machen das nur noch fünf Brennereien überhaupt allein. Als Glenoak 1894 wiedereröffnet wurde, entschied man sich, das Mälzen nicht hier zu machen. Der Aufwand ist einfach viel zu hoch, deswegen lassen wir, wie auch die meisten anderen Brennereien, außerhalb mälzen.« Adam ging näher an eins der riesigen Fässer heran und legte eine Hand dagegen. »Die fertiggemälzte Gerste trifft dann hier auf Wasser und Hefe. Im Grunde haben wir in diesen Behältern Bier, sehr starkes Bier.«
Ein paar der Besucher lachten über Adams Bemerkung und ich fragte mich, wie oft er es wohl schon erlebt hatte, dass seine Zuhörer genau an dieser Stelle ungläubig lachten. Er musste diese Reaktion gekannt haben, denn er hatte nach dem Wort Bier eine Pause eingelegt, die er dazu nutzte mir ein schiefes Grinsen zuzuwerfen, das mir wie ein heißer Bli tz durch den Körper jagte. Verlegen wandte ich mich ab und betrachtete interessiert eins der sechs Holzfässer.
Adam führte uns in den nächsten Raum , in dem sich mehrere riesige Kupferkessel befanden. Er erklärte uns, dass der Whiskey hier zwei mal destilliert würde. Am Ende käme dann eine Flüssigkeit heraus, die so klar wäre, wie das Quellwasser, das sie zum Brennen des Whiskeys benutzten.
»Dies ist das Warehouse«, erklärte Adam und seine blauen Augen funkelten so hell, dass ich das Gefühl bekam, allein sie würden Licht in das etwas dämmrige Lager bringen, das bis unter die Decke mit Holzfässern gefüllt war. Er war stehengeblieben und hatte die Besucher an sich vorbei das Lager betreten lassen. Ich war als letzte eingetreten und Adam platzierte sich direkt neben mich, so nahe, dass ich die Wärme seines Körpers spüren konnte. Seine Hemdsärmel waren aufgerollt und ich war mir sicher, das Krabbeln auf meinen Unterarmen stammte von den feinen Härchen auf seiner Haut. Als ich einen Schritt zur Seite machte, lachte er so leise, dass nur ich es hören konnte.
»Bevor in diese Fässer aus spanischer Eiche Whiskey gefüllt wurde, enthielten sie Bourbon. Ein weiteres Puzzleteil, das wichtig für den Geschmack des Single Malt ist.«
Ein Mann betrat hinter uns das Lager und blieb neben Adam stehen. »Das ist unser Masterblender, der wichtigste Mann einer jeden Brennerei. Connor wird Ihnen erklären, warum er so wichtig ist.« Connor hatte rötliches Haar, soweit ich das in dem etwas dunklen Raum erkennen konnte. Er war ziemlich groß, aber sehr schlaksig und trat jetzt auf die Besucher zu. Ich wollte ihm folgen, aber Adam umfasste mein Handgelenk und schüttelte den Kopf.
»Was glaubst du, wo du hin willst?«, fragte er flüsternd und seine Augen brannten sich in meine. Ich wollte mich von seinem Griff befreien, doch Adam packte nur noch fester zu
Weitere Kostenlose Bücher