Highland Secrets
meine Aussage aufnahmen, die Leichen aus dem Keller geschafft wurden, Alfred abgeführt wurde und die Spurensicherung sich an ihre Arbeit machte, hielt Adam mich fest im Arm. Connor brachte mir einen heißen Tee, den ich so sehr genoss, wie keinen anderen vorher.
Ich hatte bisher gar nicht gemerkt, wie durchgefroren ich war. Wahrscheinlich hatte die Todesangst all das verdrängt. Oder die Nachwirkungen des Schocks holten mich erst jetzt ein.
»Soll ich einen Arzt kommen lassen?«, fragte Adam besorgt.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauch nur eine Dusche und vielleicht einen Verband für meine Wade«, sagte ich müde.
Adam erkundigte sich, ob die Beamten mit mir fertig waren, dann hob er mich auf seine Arme und trug mich in sein Schlafzimmer. Ich hatte nicht die Kraft zu protestieren, außerdem war ich sogar froh, nicht allein schlafen zu müssen. Und schlafen wollte ich unbedingt. Ich war völlig erschöpft. Laut Alfreds Aussage, war ich zwei Tage im Keller gewesen. Ich hatte jedes Gefühl für Zeit verloren in der Dunkelheit dort unten. Und obwohl ich mehrmals eingeschlafen oder bewusstlos gewesen war, fühlte ich mich, als hätte ich eine Woche keinen Schlaf bekommen.
Als Adam mich sanft in seinem Bett ablegte und sich um meine Verletzungen kümmerte, kam mit der Entspannung meiner Muskeln auch der Schmerz in jedem einzelnen Körperteil. Ich protestierte mit einem leisen Stöhnen dagegen. Zugleich schwelgte ich in Adams zarten Berührungen, die wie Balsam für meinen geschundenen Körper waren.
Adam ließ mir ein heißes Bad ein und setzte mich langsam in dem herrlich entspannenden Wasser ab. Mit einem Waschlappen wusch er mich und ich wehrte mich nicht. Ich war zu erschöpft, um darüber nachzudenken, wie intim das war, was er mit mir machte. Und ich war auch zu müde, um zu realisieren, dass ich Molly wirklich entkommen war. Und doch fragte ich mich, warum sie am Ende mit dem erhobenen Messer in der Hand gezögert hatte? Sie hätte es zu Ende bringen können, tat es aber nicht. Vielleicht war es etwas anderes, jemanden zu töten, mit dem man zumindest einige Tage zusammen unter einem Dach gelebt hatte?
»Ich bringe dir gleich noch etwas Essen und Tee«, sagte Adam leise, nachdem er mich in sein Bett gelegt hatte. Adam machte ein verwirrtes Gesicht. Er wirkte die ganze Zeit über abwesend, aber ich verstand ihn auch. Ich war mindestens genauso schockiert. Und für ihn musste es ein Schock sein, zu erfahren, dass die beiden Menschen, mit denen er so viel Zeit verbracht hatte, all das Übel über ihm abgeladen hatten.
»Ich könnte gut auf alles verzichten, was Molly gekocht hat. Irgendwie bekam mir das letzte Essen aus ihrem Topf nicht so gut«, scherzte ich angestrengt.
Adam nickte nur und stand dann vom Bett auf.
19. Kapitel
Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, stand auf dem Nachttisch neben mir ein Teller mit Sandwiches und eine Kanne Tee daneben. Adam hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und schlief. Dass er im Sessel die Nacht verbracht hatte, versetzte mir einen Stich. Ich hätte mir gewünscht, dass er mich in seinen Armen gehalten hätte und mich davor bewahrt hätte, zu zerreißen, nach all dem, was ich erlebt hatte. Aber vielleicht war sogar er derjenige, den man vor dem Zerreißen bewahren musste. Nicht einmal im Schlaf wirkte sein Gesicht entspannt. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und seine Mundwinkel hingen herab. Sein Atem ging schnell, als würde er gerade rennen. Vielleicht quälte ihn ein Albtraum. Ich schenkte mir eine Tasse Tee ein. Er war schon kalt und ich trank ihn in einem Zug.
Danach schlüpfte ich unter die Dusche, um auch die letzten Spuren der vergangenen Ereignisse von mir zu waschen , trotz des Bades gestern fühlte ich mich noch immer besudelt. Der Schnitt an meiner Wade brannte ein wenig, als das Wasser darauf traf, aber auch beim Gehen fühlte er sich an wie ein schlimmer blauer Fleck. In ein paar Tagen würde er verheilt sein und vielleicht eine dünne Narbe hinterlassen, die mich immer an das erinnerte, was geschehen war. Den kleinen Einstich, der etwa auf Höhe meines rechten Eierstocks saß, fühlte ich fast gar nicht. Er sah aus, wie ein kleines Loch. Molly hatte gerade einmal die Haut angeritzt.
Ich zwang mich, mich auf das heiße prickelnde Wasser zu konzentrieren und versprach mir, nicht mehr an Molly und diesen Keller und den Anblick der toten Italienerin zu denken. Wenn ich verhindern wollte, dass ich genauso auseinanderbrach
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