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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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abgenutzt. Angeblich ist Hongkong so etwas wie die Weltmeisterschaft fürs Shopping. Zugegeben, es hat Spaß gemacht, aber eine richtige Herausforderung war Hongkong nicht. »Hast du was von dort mitgebracht?«
    ist eine Frage wie »Arbeitet der Papst auch sonntags?«
    Ich wußte, daß meine Shoppingtalente noch auf die Probe gestellt würden. Ich war bereit.

    Südamerika
    Nach einem Flug von 3500 Kilometern von Chile in den Südpazifik war es eine Erleichterung, unter uns die Umrisse von Rapanui, der Osterinsel, zu sehen.
    Ich hatte mich auf die Reise nach Südamerika unwahrscheinlich gefreut. Alles, was ich darüber gelesen hatte, hatte meinen Enthusiasmus nur vergrößert… Diese himmlischen Wollponchos auf dem Markt für nur sechs Dollar … Schnäppchen bei kostbaren
    Silberhalsbändern und Ohrringen … gar nicht zu reden von den handbestickten Blusen und den Pullovern, die ich zu Weihnachten verschenken konnte.
    Als wir unser Gepäck auf dem Rollfeld in Empfang nahmen, beschlich mich ein ungutes
    Gefühl. Ich schüttelte es ab. Ich würde mich besser fühlen, sobald wir im Ort waren … im Zentrum des Geschehens. Doch das Gefühl ließ nicht nach. Als wir an kleinen Ansammlungen von Häusern und gelegentlich einem Lebensmittelgeschäft vorbeifuhren, flüsterte ich meinem Mann zu: »Dieser Ort hat etwas Merkwürdiges an sich.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte er und lächelte. »Mir geht es auch so. Keine üppigen Wälder, keine tropischen Vögel, keine weißen Strände oder dramatischen Wasserfälle, keine Gebäude von Rang - nur die heulenden Winde, die über diese karge Landschaft fegen und diese riesigen, rätselhaften Steinfiguren mit leerem Blick, die majestätisch aufragen.«
    »Weshalb redest du wie Jacques Cousteau? Schau dich um! Ist dir klar, daß wir hier noch keinen einzigen Andenkenladen gesehen haben? Ich soll vier Tage auf einer Insel ohne Geschenkladen zubringen?«

    »Du kannst dich doch unmöglich langweilen, umgeben von soviel Symbolik und rätselhaften Mythen?«
    »Sieh mich an«, verlangte ich. »Ist dir klar, mit wem du verreist? Du siehst eine oberflächliche Frau, die in Rom, während der Papst die Messe las, wegstürzte, um sich von einem Straßenhändler, der fünfzehn Uhren am Unterarm trug, einen Splitter von dem Kreuz andrehen zu lassen, an dem Jesus gestorben sein soll.«
    »Wie ich dich kenne«, meinte er lakonisch, »zeigst du dich der Herausforderung gewachsen.«
    Ich schloß mich also unserer Reisegruppe an und fuhr in den kleinen Bussen mit. Ich hatte keine Wahl. Wir buddelten in Höhlen, Vulkanen und Ausgrabungsstätten herum, wo die großen Steinfiguren restauriert wurden, und ich gebe zu, daß mich alles faszinierte. Einige der Statuen waren umgefallen und lagen mit dem Gesicht nach unten im Freien. Einige lagen noch in den Höhlen, wo die Arbeit daran abgebrochen worden war. Manchmal standen sie in Gruppen. Ein paar trugen komische Hüte; andere hatten große Ohren. Aber sie alle hatten etwas gemeinsam.
    Sie waren riesig, hatten keine Augen und waren ein Rätsel für die Anthropologen, die seit Jahren auf die Osterinsel kamen und versuchten, die Geheimnisse einer Kultur zu ergründen, die kaum andere Spuren hinterlassen hat.
    »Siehst du«, sagte mein Mann, »ich wußte, daß du von diesem Ort fasziniert sein würdest. Ich wette, du denkst nicht mal mehr an dein blödes Shopping.«
    »Ich liebe diese Orte«, erklärte ich, »aber wenn ich nicht in den nächsten vierundzwanzig Stunden etwas zu kaufen finde, werde ich wahnsinnig.«
    In der Nähe unseres Hotel (das übrigens auch keinen Andenkenladen hatte) standen auf einer Art Plattform sieben dieser ungefähr achtzehn Meter hohen Statuen, mit dem Rücken zum Meer.
    Sie sahen aus wie gewaltige Pappkameraden auf dem Schießstand einer Polizeischule. Da Südamerikaner nicht vor einundzwanzig Uhr essen, mußte ich für meine Verpflegung sorgen. Ich schlafe nämlich um halb zehn ein. So nahm ich mir jeden Abend in der Dämmerung einen Schokoriegel und eine Tüte Kartoffelchips und ging zu den Steinernen Sieben.
    Als ich meine Füße von dem Steinsockel baumeln ließ, sah ich zu ihnen auf, musterte ihre ausdruckslosen Mienen und dachte plötzlich, daß sie allein das Geheimnis bewahrten, weshalb es auf der Osterinsel keine Andenkenläden gab. Es hatte vermutlich etwas mit einer Frau zu tun, die versucht hatte, mit ungedeckten Muscheln zu bezahlen.
    Am nächsten Morgen lungerte ich im Hotel herum und fragte einen der

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