Hilfe, ich habe Urlaub
buchstabiert.
Beim Abschiedsdinner ließ Kapitän Günther unseren Kellner kommen, der eine Flasche
Aquavit auf den Tisch stellte. Der Kellner erklärte, dies sei ein starker norwegischer Schnaps.
Nach jedem Schluck müsse man mit einem Schluck Bier nachspülen. Nach zwei Schluck
vergesse man, mit wem man gekommen sei. Der Kapitän kippte die erste Runde, als ich mich über den Tisch beugte und sagte: »Ich habe gelesen, man soll Bier und Aquavit nicht zusammen trinken.«
Der Kapitän sah mich mit glasigem Blick an und lächelte dann: »Ich bin Norweger. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.«
Mein Vater pflegte zu sagen: »Alles im Leben hat seinen Preis.« Aber er war ja auch nie auf einem Kreuzschiff, wo er fünfzehn Mahlzeiten am Tag bekam, ohne auch nur einen Cent neben den Teller legen zu müssen. Ihm haben niemals Leute das Kissen aufgeklopft, ihm das leere Glas aus der Hand genommen oder einen Liegestuhl bereitgestellt, ohne dafür die Hand
aufzuhalten. Wie gut, daß alles hier im Preis inbegriffen ist, dachte ich glücklich und belächelte die alten Weisheiten meines Vaters.
Doch an jenem letzten Abend der Kreuzfahrt wurde mir klar, wie recht der alte Herr gehabt hatte. Es gibt einen Augenblick, an dem man für den Spaß bezahlen muß, den es gemacht hat, ohne Portemonnaie über das Deck zu tanzen.
Kurz vor der Rückkehr wird man angehalten, allen Leuten seine Wertschätzung zu zeigen, die einen so liebevoll umsorgt haben.
So läßt man dem Liegestuhlwächter ein Trinkgeld da, der sich beeilte, einem jeden Morgen den Stuhl aufzustellen,
dem Handtuchsteward, der wie eine Amme herumstand und darauf wartete, einem die
Schweißperlen von der Stirn zu wischen, und dem Cocktailkellner, der einem die Drinks an den Pool brachte.
Sie dürfen den Oberkellner nicht vergessen, der Sie jeden Abend an Ihren Tisch begleitete, dann den Weinkellner, der Ihnen half, etwas Fruchtiges, aber nicht »Prätentiöses« auszusuchen, und Ihren Steward, der sich Ihren Namen vom ersten Tag an gemerkt hatte … so ein netter Junge!
Sie geben auch den Leuten Trinkgeld, die Ihnen Brot auf den Tisch gestellt und es hinterher wieder abgeräumt haben, und dem Gepäckträger und dem Barkeeper, Ihrer bevorzugten
Cocktailkellnerin und der Sängerin, die ihre Kapelle dazu brachte, für Sie »Happy Birthday« zu spielen.
Sie geben dem jungen Mädchen Trinkgeld, das Ihr Bett aufgeschlagen hat, und der Frau, die jeden Tag die Kabine geputzt hat. Sie geben der Friseuse Trinkgeld, die Ihnen das Haar aufsteckte, und dem Zimmerkellner, der Ihnen das Abendessen mehrmals in die Kabine gebracht hat.
Den Croupier im Kasino dürfen Sie natürlich auch nicht vergessen.
Als mein Mann seine flache Brieftasche in die Tasche des Sakkos steckte, meinte er:
Hoffentlich haben wir noch genug Geld für das Taxi.«
»Dafür bist du jetzt um die Hüften fünf Zentimeter schmaler«, entgegnete ich.
Ich weiß, diese Bemerkung war gemein, aber irgendwie konnte ich sie mir nicht verkneifen.
Einkaufen
Jeder hat Vorbilder.
Meins ist ein Traumteam aus vier Frauen, die als die Vier Apokalyptischen Reiter der Amerikanischen Shoppingliga berühmt geworden sind:
Imelda Marcos, früher Philippinen;
Nancy Reagan, USA;
Michelle Duvalier, Haiti;
Jacqueline Onassis, USA.
Ich kann Ihnen sagen - nichts läßt mein Herz höher schlagen, als einem Einkaufsteam
zuzusehen, das körperlich voll auf der Höhe, geistig beweglich und professionell ausgebildet ist, um in Läden und Boutiquen zuzuschlagen.
Wir sprechen hier nicht von Amateuren, die um den Schlußverkaufspokal spielen und
fünfzehn Minuten herumfummeln, bevor sie das Preisschild entdeckt haben.
Nein, meine Lieben - wir sprechen von den absoluten Topfrauen, die an einem Tag 10 430
Dollar für Bettwäsche ausgeben und zweihundertzwanzig Eßservice à 952 Dollar kaufen. Das ist der Stoff für Musicals, nach denen Sie singen werden: Don’t Cry For Me Valentino.
Es ist schwer, in die höchste Shoppingliga vorzustoßen.
Ich weiß noch, wie Raissa Gorbatschow Aufsehen erregte, als sie bei einem Londonbesuch vor etlichen Jahren ein paar Dollar für Schmuck ausgab. Sowjetische Kritiker bekamen Anfälle und behaupteten, sie sei der Dekadenz westlicher Sitten verfallen.
In Wahrheit sind russische Käufer doch gut zweihundert Jahre hinter dem Rest der Welt zurück. Sie sitzen da herum, sammeln Raketen oder schnitzen Figuren, die hinterher
ineinanderpassen sollen, während der Rest der Welt die technische
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