Hilfe, ich habe Urlaub
Name von dem Kerl, mit dem ich gerade Schluß gemacht habe.«
Das waren keine Leute, die sich für Souvenirs interessierten - soviel war mir klar. Es waren Puristen, die diesen Urlaub machten, um etwas über unseren Planeten zu lernen. Hätten sie geahnt, welch Geistes Kind ich war, hätten sie mich wahrscheinlich zum Studienobjekt gemacht.
Nach fünf Tagen im Galapagosarchipel nahm ich meine Kreditkarten aus meinem BH und
steckte sie zurück in meine Brieftasche. Ich hatte meine erste Niederlage erlitten.
Es gibt wenige Orte auf der Welt, wo man wirklich darum kämpfen muß, sein Geld
auszugeben. Selbst an heiligen Stätten zeige ich Ihnen einen Stand mit TShirts wie »ICH HABE
DEN PAPST GESEHEN!« oder »IN LOURDES SCHMECKT DAS WASSER BESSER«.
Natürlich gibt es Orte, wo sogar ich weiß, daß man mit leeren Händen zurückkommen wird.
So ein Ort ist zum Beispiel das Nordkap. Das ist eine trostlose Gegend am Polarmeer, die man nur auf einer Straße erreichen kann, die sich durch eine Landschaft windet, die bestenfalls noch als »verlassen« bezeichnet werden kann. Es gibt einige kleine Seen, spärliche Vegetation und Herden von Rentieren, die im Sommer zum Weiden hergetrieben werden.
Wir waren vom norwegischen Honningsvag aus ungefähr eine Stunde mit dem Bus
unterwegs, bevor wir die Zelte eines Lappendorfs erreichten. Die Lappen waren so neugierig auf uns wie wir auf sie. Mir war sofort klar, daß diese Reise souvenirmäßig mal wieder ein Flop werden würde.
Um einen Mann aus der Reisegruppe, der noch nicht wieder eingestiegen war, zur Eile
anzutreiben, ließ unser Busfahrer den Motor an. Der Nachzögling war natürlich mein Mann. Er tauchte schließlich aus dem Zelt eines Lappen wieder auf - mit einem riesigen Bündel unter dem Arm. In dem Augenblick, als er den Bus betrat, wußten wir, was es war - eine Rentierhaut.
Trotz der bitteren Kälte rissen die Leute nach Luft schnappend die Fenster auf und hielten sich die Hände vor Mund und Nase. Mein Mann hatte wenigstens soviel Anstand, sich hinten in den Bus zu setzen.
Auch auf dem Schiff stank die Rentierhaut weiter vor sich hin. Ich besprühte sie mit Deodorant und Parfüm. Wir wickelten sie in Papier ein und verstauten sie unter dem Bett. Wir stopften sie ganz nach hinten in den Schrank und machten die Tür nicht mehr auf. Alles war zwecklos.
Der aufdringliche Geruch setzte sich in unserem Haar und unseren Kleidern fest. Sobald wir in den Speisesaal kamen, zog jemand die Nase kraus und meinte höhnisch: »Seien Sie nicht überrascht, wenn eine Herde Rentiere zum Schiff rausschwimmt und Sie zum Tanz auffordert.«
Als wir wieder zu Hause waren, fragte mein Mann: »Wohin mit dem Rentierfell?«
»Du meinst, wenn es tot ist?«
»Ich finde, du übertreibst«, sagte er, »ich rieche es schon gar nicht mehr.« Er hängte seine Beute über die Werkbank in der Garage.
Wir haben den Wagen seither nie mehr in der Garage geparkt.
Preiswert fliegen
Manchmal male ich mir aus, wie die Brüder Wright auf einem Bordstein in Dayton in Ohio saßen und über die Zukunft der Menschen sprachen.
»Weißt du, Orville, hier unten wird es langsam eng. Wir sollten was erfinden, das Leute vom Boden und in die Luft hebt, so daß sie auf Flügeln von einem Ort zum anderen fliegen«, sagt Wilbur.
»Wie stellen wir das an, Wilbur?«
»Zuerst brauchen wir etwas wie einen Computertomographen, wo wir Leute reinstecken
können.«
»Computertomographen sind doch noch gar nicht erfunden, Wilbur. Abgesehen davon klingt das nach Platzangst.«
»Okay, dann nehmen wir so was wie ein Silo. Da machen wir ein paar Fenster rein.«
»Und wie soll das mit dem Sauerstoff gehen?« fragt Orville.
»Wir setzen die Kabine unter Druck«, erklärt sein Bruder. »Falls was schiefgeht, haben wir natürlich für kleine Beutel mit Sauerstoff gesorgt, die automatisch vor dem Gesicht der Fahrgäste baumeln. Die Leute lieben solche Scherze.«
»Ich weiß nicht«, überlegt Orville. »Und wenn den Passagieren schlecht wird?«
»Null Problemo«, entgegnet Wilbur. »Für ein paar Dollar mehr könnten wir kleine
Papierkotztüten mit Hinweisen zum richtigen Benutzen in zwei Sprachen in die Sitztasche stecken. So bekäme die Sache erst ihren Pfiff.«
»Könntest du mit diesen Silos auch in Städten landen?« fragt Orville.
»Bist du verrückt? Wie soll denn da ein Reisegefühl aufkommen? Wir würden die Passagiere natürlich auf einem Acker absetzen, der meilenweit von der Stadt entfernt liegt.
Weitere Kostenlose Bücher