Hilfe, ich habe Urlaub
Sie heran und fragt:
»Parlezvous Français?« Sie schütteln den Kopf. »Sprechen Sie Deutsch?«
Sie sagen nein. Nachdem er jedes Land im Weltatlas durchhat, tippt er mal auf Englisch.
Sobald Sie eine Sprache mit ihm gemeinsam haben, klebt er an Ihnen wie eine Strumpfhose in Neapel im Hochsommer, und wird Ihnen erzählen, wie großartig seine Teppiche sind. Er bietet Ihnen an, bei der Zollerklärung zu lügen.
Die »WISSENSDURST«-Masche:
Am Straßenrand steht ein großes Beduinenzelt. Vor dem Eingang werden Sie einem jungen Mann begegnen, der Englisch spricht und Ihnen die Bräuche der Nomaden und ihr Leben in früherer Zeit erklären will. Anschließend wird er Ihnen nun die Werkstatt zeigen, wo die Handwerker Wolle mit Naturfarben bearbeiten. Zwei Frauen sitzen an Webstühlen, jagen ihre Schiffchen hin und her, daß einem schon vom Hinsehen ganz schwindlig wird. Diesen Moment nutzt der junge Mann aus, um zu sagen: »Kommen Sie, sehen Sie sich das fertige Erzeugnis in unserem Verkaufsraum an.«
Ich kaufte einen Teppich. Er sagte, ich hätte einen ausgezeichneten Geschmack.
Einmal sammelte ich soviel Schrott zusammen, daß mich der amerikanische Zollbeamte bei der Einreise fragte: »Wie lange waren Sie denn fort?«
»Drei Wochen«, entgegnete ich.
»Das geht doch nicht. In drei Wochen kriegen Sie doch nicht soviel Zeug zusammen. Haben Sie was vom Land gesehen?«
»Von welchem Land?« fragte ich.
Er winkte mich durch.
Wir haben schon zehn Dollar für eine Limonade in Schweden bezahlt und zwölf Dollar für einen Hamburger in der Sowjetunion. In Japan haben wir für zwei Tassen Suppe und zwei Limonaden zweiundvierzig Dollar auf den Tisch geblättert.
Mein Mann nimmt das so ernst wie der Präsident der Notenbank. Mir wiederum kommt alles vor wie ein Spiel. Ausländisches Geld ist für mich wie Monopoly-Geld. Mir macht es nichts aus, für eine Tasse Kaffee einen Koffer italienisches Geld abzuliefern.
Mein Mann hat immer einen Taschenrechner für ausländische Währungen dabei. Man gibt
einfach den Wechselkurs ein, drückt ein paar Tasten, und die Antwort erscheint.
Ich habe mein eigenes Verfahren. Ich lasse einfach die letzten drei Nullen weg, teile die Zahl durch zwei, füge mein Alter hinzu (nicht das wirkliche, sondern das aus meiner Autorennotiz) und setze ein Dezimalkomma an die dritte Stelle von rechts. Das kommt ungefähr hin.
Wenn das nicht klappt, strecken Sie einfach beidhändig Ihr ganzes Geld hin und lassen Sie den Verkäufer das nehmen, was er will.
Auf jeden Fall sollte man sich das Einkaufen nie vom Dollarkurs vermiesen lassen. Ich verstehe Leute nicht, die ins Ausland reisen und hinterher statt einer Zollerklärung nur ihren Durchfall zu erklären haben. Feilschen ist eine Kunst. In San Miguel de Allende in Mexiko sah ich eine ein Meter achtzig große hölzerne Statue von Don Quijote, die großartig in meinen Vorgarten passen würde.
»Cuanto?« fragte ich.
Der Verkäufer schrieb: einhundertfünfzig Dollar.
Ich lachte und ging zur Tür. Er rief mich zurück und schrieb: einhundert Dollar. Ich fing an zu summen und Flusen von meinem Kleid zu zupfen. Er schrieb weiter, bis er bei siebenundsiebzig Dollar war.
»Gekauft«, erklärte ich.
Einem Mann, der eine Straße weiter sein Geschäft hatte, zahlte ich zweiundvierzig Dollar, um die Statue in eine Kiste zu verpacken und sie mit der Bahn bis nach Laredo in Texas zu kriegen und noch mal dreihundertzwanzig Dollar für den LKW-Transport bis vor meine Haustür.
Wenn Leute mich heute fragen, wieviel ich für diese hübsche Statue bezahlt habe, sage ich selbstverständlich: »Siebenundsiebzig Dollar.«
Shopping ist vermutlich der am meisten unterbewertete Kontaktsport der Welt. Besonders in Ländern mit Siesta, wo die Läden mittags zugemacht werden, in Spanien, Mexiko oder
Griechenland, ist Shopping eine Herausforderung. Die Läden sind dort meist nur von 10 bis 13
Uhr geöffnet. Dann machen sie noch mal zwischen 15 Uhr und 17 Uhr 30 auf. Man muß also schnell zuschlagen. Ich kann mich in diesem hektischen Einkaufsklima nur behaupten, weil ich keinen Geschmack habe.
Das Einkaufsparadies eines jeden passionierten Einkäufers ist Hongkong. Die Stadt als gewaltiges Einkaufszentrum. Wir verbrachten vier Tage in Läden und Geschäften, die sich über Quadratkilometer hinzogen. Ich ließ mir keine Zeit zum Essen oder Schlafen. Einmal stand ich kurz vor einer Ohnmacht.
Als ich wieder zu Hause war, waren meine Kreditkarten vollkommen
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