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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf.
    »… könnten die Wahrnehmungsorgane eines anderen Lebewesens vielleicht etwas entdecken, was wir nicht finden würden«, fuhr Mark fort.
    Dolph zuckte die Schultern. Er verwandelte sich in eine Kartoffel und spähte mit seinen scharfen Augen umher. Doch alles, was er erblickte, waren Staub und Schmutz. Er wurde zu einem Hundsholzbaum, um mit seiner empfindlichen hündischen Nase zu schnüffeln. Doch alles, was er roch, waren Staub und Schmutz. Er wurde zu einer Maisgarbe und lauschte mit scharf eingestellten Ohren. Doch alles, was er hörte, war nichts.
    »Und doch…«
    Dolph kehrte in seine Jungenform zurück und verharrte abwartend.
    »… könnte es auch andere Möglichkeiten der Einschätzung geben, andere Möglichkeiten der Messung, die irgendeine Lebewesenart dazu benutzen könnte, um das Unentdeckte zu entdecken«, schloß Mark.
    Hatte das Skelett das bißchen Grips, das es in seinem hohlen Schädel aufbewahrte, nun auch noch verloren? Das war doch der reinste Unfug!
    Dolph mußte sich regelrecht zu einer Frage bequemen. »Was meinst du damit?«
    »Ich bin gewöhnt an die verschiedenen heimtückischen Kammern im Reich des Kürbis«, erklärte Mark. »Wenn hier noch irgend etwas übriggeblieben sein sollte, dann muß es sich in einem solchen verborgenen Gewölbe im Schloß befinden.«
    »Eine Geheimkammer?« Das faszinierte Dolph. »Wo denn?«
    Mark zuckte die Schultern. »Dort, wo noch nie einer nachgesehen hat, immer vorausgesetzt, sie existiert.«
    »Aber wie sollten wir die finden? Wir haben doch überall nachgeschaut, wo man schauen kann.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich dachte, daß du vielleicht in einer deiner anderen Gestalten messen und berechnen könntest, ob…«
    Dolph verwandelte sich in einen riesigen Meßwurm. Jeden Schritt bemessend, bewegte er sich durch das ganze Schloß. Und mußte feststellen, daß die Messungen nicht miteinander übereinstimmten.
    Sie besprachen sich darüber und gelangten zu dem Schluß, daß es in der Mitte des Schlosses tatsächlich eine Unstimmigkeit gab. Zimmer, Treppen und Wände bildeten dort ein kompliziertes Mosaik, so daß es fast unmöglich war zu sagen, was mit wem welche Summe ergab, aber der Meßwurm stellte die Differenz fest. Es gab genug Raum für eine kleine, verborgene Geheimkammer.
    Dolph war entzückt.
    Sie hatten etwas entdeckt, was noch niemandem aufgefallen war! Nun mußten sie nur noch in die Kammer eindringen und schauen, was dort los war.
    Die Steine, aus denen das Schloß gebaut worden war, waren groß und schwer: viel zu schwer, als daß ein neunjähriger Junge oder ein wandelndes Skelett sie hätten bewegen können. Doch dieses Problem wußte Dolph zu lösen. »Ich werde zum Oger und prügle mir einfach meinen Weg frei!« sagte er begeistert.
    »Ich bin mir nicht sicher…«
    »Ja, du hast wohl recht«, stimmte Dolph zögernd ein. »Man soll nicht anderer Leute Schlösser kaputtmachen. Aber vielleicht könntest du dich in ein Stemmeisen verwandeln, dann könnte der Oger es benutzen, um nur ein paar Steinblöcke aus dem Weg zu hebeln, die man dann später wieder einsetzen kann.«
    »Gib mir einen Tritt«, sagte Mark zur Antwort.
    Dolph verpaßte ihm einen ordentlich Tritt ins Hinterteil. Mark flog auseinander und setzte sich als lange, feste Knochenstange wieder zusammen, wobei der Schädel an einem Ende einen Knauf bildete.
    Dolph wurde zum Oger. Nun war er so riesig, daß er kaum in den Raum paßte, und er besaß monströs behaarte Muskeln. Stumpfsinnig sah er sich um und entdeckte eine kleine Spinne, die gerade ein Netz spann; die Spinne blickte ein einziges Mal in sein häßliches Gesicht, dann fiel sie in Ohnmacht.
    Oger waren die kräftigsten, häßlichsten und dümmsten Kreaturen Xanths.
    Er griff nach der Knochenstange, worauf ein weiterer Oger in den Raum gestampft kam. Überrascht hielt Dolph inne. »Hu, wer du?« fragte er im typischen Ogerstil.
    »Hu, wer du?« erwiderte der andere im selben Tonfall.
    »Die Maske ab, aber trabtrab!« sagte Dolph. Oger sprachen in der Regel in schlichten Knittelversen.
    »Die Maske ab, aber trabtrab«, wiederholte der andere.
    »Ich hau dich blau!« erklärte Dolph, den diese Nachäfferei wütend machte. Er hob eine riesige Faust.
    »Ich hau dich blau«, antwortete der andere und hob ebenfalls eine Faust.
    »Vielleicht…« begann der Schädelknauf.
    Plötzlich war da eine zweite Knochenstange. »Vielleicht…« begann ihr Schädelknauf.
    Dolph nahm wieder Jungengestalt an. »Was ist

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