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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Idee.
    »Irgendwie schwant mir was von einem Sou-Präfekten in Ucel, der um ein paar Ecken herum verwandt ist mit Florence.«
    »Wer zum Kuckuck ist Florence?«, fragte Lulu.
    »Eine frühere Frau von mir. Ihr Vater ist ein hohes Tier bei der Pariser Polizei. Habe ich dir nie von ihr erzählt?«
    »Oh Harry, du und die Weiber!« Mit einem Grinsen tätschelte Lulu seine Wange. »Ich schätze, das ist ein Fall für Maître Simon.«
    18
    Mit einem wunderbar leichten Gefühl wachte Laura auf. Sie hatte geträumt, sie sei ein Wildpferd und galoppiere über eine Frühlingswiese. Mit geschlossenen Augen blieb sie liegen, um den Nachklang ihres Traums noch eine kleine Weile zu genießen. Es musste Sonntag sein. Von draußen drangen Glockenläuten und Hufgetrappel herein, es roch nach frisch gewaschener Wäsche, und ein lauer Wind strich über ihr Gesicht, der in ihr eine ungeheure Sehnsucht weckte. Eine Sehnsucht nach Sauberkeit.
    Plötzlich hörte sie ein leises Schluchzen. Sie öffnete die Augen. An ihrem Bett saß eine Frau und weinte.
    »Geraldine?«
    Mit verheultem Gesicht schaute ihre Freundin auf. »Habe ich dich geweckt?«
    Laura wollte sich aufrichten, aber es ging nicht. Sie war mit Lederriemen an ihrem Bett festgebunden.
    »Wo bin ich?«
    »Weißt du das nicht?« Geraldine zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und trocknete sich die Tränen. »Du bist in der Klinik von Dr. Gonzáles, in San Sebastian.«
    »Ich bin in einer Klinik? Seit wann?«
    »Seit fast einem Vierteljahr.«
    »Hier? In diesem Zimmer? Die ganze Zeit?«
    Laura schaute sich um. War das wieder eins von Geraldines Täuschungsmanövern? Sie selber hatte den Raum in ganz anderer Erinnerung. Es war ein fensterloser, weiß gekachelter Keller gewesen, der erfüllt war von künstlichem Licht. Ihr jetziges Zimmer sah aus wie in einem billigen Hotel. Außer einem Kleiderschrank aus lackiertem Holz sowie dem Nachttisch und dem Stuhl, auf dem ihre Freundin saß, gab es keinerlei Möbel. Nicht mal Bilder hingen an der Wand. Der einzige Ausblick war ein vergittertes Fenster, das auf einen Park hinausging.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie. »Gibt es hier Zimmerservice oder muss ich zum Frühstück ins Restaurant?«
    Geraldine zog schniefend die Nase hoch. »Ach Laura«, sagte sie mit einem Lächeln, »du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön das ist, dich wieder so vernünftig reden zu hören.«
    »Erzähl mir, was passiert ist«, sagte Laura »Warum hat man mich angebunden?«
    »Wo soll ich anfangen?« Geraldine steckte ihr Taschentuch ein. »Weißt du noch, wie wir hier angekommen sind? Aus Sainte-Odile? Du dachtest, es wäre dein Geburtstag, und wir würden hie r …«
    »Das habe ich gar nicht gedacht«, fiel Laura ihr ins Wort. »Das hast du damals behauptet. Aber du hast mir die Unwahrheit gesagt, es war nicht der 3 . Mai. Das hatte ich gleich gespürt. Das Wetter war viel zu warm.«
    »Wa s … was sollte ich denn tun?« Geraldine zog wieder ihr Gouvernantengesicht. »Wenn du dich selber gesehen hättest in all den Wochen. Du warst nicht mehr du selbst! Völlig außer Rand und Band bist du gewesen! Mal hast du gewiehert wie ein Pferd, dann hast du gebellt und geknurrt wie ein Hund. Und geblökt hast du auch und wolltest unbedingt ein Schaf sei n …« Plötzlich unterbrach sie sich. »Ich weiß gar nicht, ob ich dir das überhaupt erzählen darf.«
    Laura zog ihre Hand zurück. »Soll das heiße n – ich war krank?«
    Geraldine nickte. »Dr. Gonzáles glaubt, du hast irgendeine seltene Psychose. Aber er ist nicht ganz sicher, was für eine. Er wusste manchmal nicht mehr, wie er mit dir fertig werden sollte. Ich habe ihn deshalb gebeten, noch einen Kollegen zurate zu ziehen, einen Spezialisten. Er soll heute kommen, um dich zu untersuchen.« Wieder fing sie an zu weinen. »Si e … sie haben es mit einer Schocktherapie probiert und dir andauernd Spritzen gegeben, Insulin heißt das Zeug. Weil du immer versucht hast, mit Dr. Gonzále s …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Wer zum Teufel ist dieser Dr. Gonzáles?«, fragte Laura. »Und was habe ich mit ihm zu schaffen? Ich weiß doch gar nicht, wer das ist!«
    Geraldine schaute sie mit tränenverschmiertem Gesicht an. »Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?«
    Laura dachte nach. »Doch«, sagte sie dann, »an die Spritzen erinnere ich mich. Weiße Männer haben sie mir gegeben. Sie haben mir damit diese Bilder in den Kopf geschossen. Warum sind die weißen Männer nicht hier?«
    »Meinst

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