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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Butterfly, bei dem man das Feuer über dem Kopf flattern lässt, als würde man gleich von ihm in die Luft gehoben werden, sah mit nur einem brennenden Poi erbärmlich aus. Ich lächelte gezwungen, als wären meine Mundwinkel an meinen Ohren festgetackert.
    Â»Das war: I’m burning !«, grölte Lukas ins Mikro.
    Die Leute tobten, hüpften und klatschten. Lukas schlug mir mit einem überwältigten Grinsen auf den Rücken. Er war zufrieden, trotz meines Patzers. Die Leute grölten lauter, als ich zum Gruß den noch brennenden Poi wie ein Lasso über meinem Kopf schwang. Patzer oder nicht – auch sie waren zufrieden.
    Ich löschte den Poi am Bühnenrand, ließ beide abkühlen und verstaute meine Sachen. Dann huschte ich in den Zuschauerraum, um von der ersten Reihe aus gemeinsam mit Marlon und Dominic die zweite Zugabe der Death Ponys anzusehen.
    Die beiden gratulierten mir. Marlon küsste meine schweißfeuchte Stirn, nahm mir den Rucksack ab und reichte mir eine Wasserflasche, die ich leer trank, ohne abzusetzen. Während des letzten Songs, einer ruhigen Nummer – fast zu romantisch für Lukas’ Verhältnisse –, hielt Marlon mich von hinten umschlungen, als wollte er mich nie mehr loslassen.
    Â»Du warst toll«, raunte er mir ins Ohr, »und ich vergehe vor Eifersucht auf diesen Typen.«
    Ich sah ihn über die Schulter an und wunderte mich, wie heiß, wütend, frostig und warm zugleich sich sein schwarzer Blick anfühlte. Sein Kiefer war steinhart, so stark biss er die Zähne zusammen. Das war also keine Übertreibung gewesen – Marlon war tatsächlich eifersüchtig. Ich beschloss, das ein wenig auszureizen, und entschuldigte das vor mir selbst mit dem Adrenalin in meinen Adern.
    Â»Ich war mal in ihn verliebt.«
    Ich hörte Marlons Atem durch seine Zähne stoßen. »Jetzt nicht mehr?«
    Lächelnd griff ich in seinen Nacken. »Nein, jetzt nicht mehr. Du hast mich vollkommen verändert.«
    Â»Niemals.« Er sprach leise, aber so dicht an meinem Ohr, dass ich jedes Wort hören und fühlen konnte, egal wie laut es um uns herum war. »Niemand sollte einen anderen Menschen verändern. Niemand hat so viel Macht über dich. Nie! Nur du allein und nur, so lange du es willst.«
    Ich prägte mir seine Worte gut ein, denn ich ahnte, dass sie irgendwie wichtig waren.
    Nach der Zugabe verließen die Death Ponys die Bühne, auf der an diesem Abend noch weitere Bands spielen sollten. Dominic, Marlon und ich trollten uns nach einem knappen Abschied, schlenderten zu den Parkplätzen und unterhielten uns über das Konzert. Dominic und Marlon kamen gut miteinander aus. Sie hatten einen ähnlichen Musikgeschmack und stellten fest, dass sie sogar schon auf denselben Konzerten gewesen waren. Während Dominic noch von einem Linkin-Park-Auftritt berichtete, merkte ich plötzlich, wie sich Marlons Miene verspannte.
    Ich drückte seine Hand. Alles okay? , sollte das heißen. Dann sah ich den dunklen Fleck auf der Windschutzscheibe von Emmas Auto, mit dem Marlon heute unterwegs war, weil es weniger auffällig war als sein eigenes. Nichts war okay.
    Â»Steigt sofort ein!«, rief Marlon und schloss die Beifahrertür auf.
    Ich huschte auf den Rücksitz und trieb Dominic zur Eile an, der uns verwirrt anblickte. Marlon hastete um das Auto herum, wischte den kleinen toten Vogel mit dem Handrücken von der Windschutzscheibe und glitt auf den Fahrersitz. »Türen zu!«, wies er an.
    Dominic reagierte nicht, ich griff an ihm vorbei und drückte den Knopf runter. Marlon bretterte los, Kies spritzte unter den Reifen weg und hagelte gegen parkende Autos.
    Â»Würde mir jemand verraten, was hier abgeht?«, fragte Dominic verwirrt.
    Marlon und ich gaben keine Antwort. Wie sollten wir es ihm auch erklären?
    Ich legte eine Hand auf Marlons Schulter. Die Huntsmen waren uns sehr nahe gekommen. Zu nah. Dass sie uns hier, beim Konzert, erwischt hatten, konnte nur eins heißen: Sie waren an mir dran. Was das für mich bedeutete, konnte ich noch nicht überschauen. Für Marlon war die Sache klar. Er war nicht mehr sicher in meiner Nähe. Meine Hand zitterte, während ich mich an ihm festhielt.
    Wir brachten Dominic nach Hause, erzählten ihm etwas von Streitereien und fuhren dann auf Umwegen zum Drachenhaus. Ich war auf der Rückbank sitzen geblieben, hielt mich an meinem

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