Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Belüftungsschlitze, wie die Kiemen eines Hais, deuteten auf Kühlschächte hin.
Das alles ragte über ihnen auf, als sie den Magnetwagen verließen. Während der letzten Stunden waren sie durch zahllose schmale Schluchten geflogen, immer auf der Suche nach Aybes »Bahnhof« bei oder in dem Höhenzug. Nachdem sie mehreren falschen Spuren gefolgt und jedes Mal in Sackgassen geraten waren, lagen die Nerven blank. Immer dann, wenn sie eine Schlucht verließen, die sich perfekt als Falle geeignet hätte, fragten sie sich, was sie am Himmel erwartete. Zahlreiche Flugzeuge waren jetzt unterwegs, so viele, dass große Vogelschwärme die Flucht ergriffen. Aybe steuerte den Magnetwagen so dicht wie möglich an den Felswänden entlang und wagte sich nur dann ins Freie, wenn die suchenden Vogel-Leute außer Sicht waren.
Einmal kamen seltsam knirschende Geräusche aus dem Innern des Magnetwagens, und er wurde langsamer. Es fiel Aybe sichtlich schwer, ihn in Gang zu halten. Nach einigen angespannten Momenten wurde das Fahrzeug wieder schneller. Sie folgten dem Verlauf einer kurvenreichen Klamm, die langsam breiter wurde, und erreichten einen breiten, steilen Canyon, mit Wänden aus geschichtetem grünem Sandstein. Nach einigen Kilometern führte diese Schlucht auf eine große freie Fläche, die dem ständigen Sonnenschein ausgesetzt war. Aybe lenkte den Magnetwagen am Rand entlang, blieb auch diesmal nahe den Felswänden, bis sie auf der anderen Seite eine erhabene Konstruktion bemerkten, eingelassen in die Flanke des Berges und viele Hundert Meter hoch. Sie brauchten fast eine Stunde, den Platz zu umrunden und das Gebilde zu erreichen. Dort hielten sie an.
»Seht nur, Spuren«, sagte Irma.
Mit Rädern ausgestattete Transportmittel hatten diesen Ort viele Male passiert und Furchen im Boden hinterlassen, manche von ihnen alt und erodiert.
Es gab auch tiefere Rillen in einem Abstand von etwa zehn Metern. Was auch immer hier unterwegs gewesen war, es musste ziemlich schwer gewesen sein. Die Kanten der Rillen waren abgerundet, was auf hohes Alter hinwies.
»Die Spuren führen dorthin«, sagte Irma und deutete zum offenen Portal in der Mitte der schwarzen Fassade.
Sie alle zögerten. Aybe steuerte den Magnetwagen darauf zu, aber er wurde erneut langsamer, und die knirschenden Geräusche wiederholten sich.
»Hoffentlich versagt der Motor nicht«, sagte Irma.
»Ich weiß nicht, was mit dem Wagen los ist.« Aybe zuckte die Schultern. »Ich hab’s mit allen Kontrollen versucht, aber leider fehlt mir die Bedienungsanleitung.«
»Wir benutzen ihn schon seit einer ganzen Weile.« Terry warf einen Blick auf sein Chronometer. »Seit inzwischen dreizehn Tagen. Vielleicht braucht der Wagen einen Ölwechsel.«
Irma schnupperte. »Es riecht nach heißen Schmiermitteln.«
Cliff ließ sie reden und richtete seine Kollektoren auf die Sonne. Wenn sie erst einmal durch das Portal waren, gab es vermutlich keine Möglichkeit mehr, die Geräte aufzuladen.
»Nun, wir scheinen den ›Bahnhof‹ gefunden zu haben«, sagte Irma. »Also …«
»Also verstecken wir den Wagen und stellen fest, wohin dieses Portal führt«, sagte Cliff. »Hoffentlich bleiben uns weitere Probleme erspart.«
Langsam und vorsichtig traten sie durch die große Öffnung in der dunklen Fassade.
Auch hier wies der Boden Furchen und Rillen auf. Sie folgten den Spuren und sahen sich immer wieder um.
In der Mitte eines riesigen Foyers mit hoher Decke stand ein Podest, und darauf drehte sich langsam ein Stein, so groß wie ein Mensch und von einem Kraftfeld gehalten. Licht ging von ihm aus, und einzelne Facetten an seinen Flanken glänzten in allen Farben des Spektrums.
Cliff bewegte den Kopf, und sofort veränderten sich die Farben. Erstaunlicherweise schien der Stein keine feste Form zu haben. Der Farbwechsel der Facetten schien auch seine Struktur zu modifizieren.
»Es ist … hypnotisch«, sagte Aybe.
Das aus dem Stein kommende Licht vermischte sich mit dem des roten Sterns, das durchs große Portal fiel, und das Ergebnis war ein sonderbares Wechselspiel von Farben – es hatte tatsächlich etwas Hypnotisches.
Irma nahm ihren Laser und reduzierte die Energiestärke, damit sie ihn als eine Art Taschenlampe verwenden konnte. Dann richtete sie den Lichtstrahl auf den Stein und ließ ihn über die Facetten wandern. Kaskaden aus Farben entstanden.
»Ein Kunstwerk«, sagte Irma bewundernd.
Cliff teilte ihre Meinung. »Schalte den Laser besser aus. Wir sollten
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