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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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selbst habe sie nie sprechen hören. Ich nenne das Mädchen Chandra. Das bedeutet ›Mond‹.«
    »Ist es okay, wenn ich jetzt sage, dass ich den Namen schön finde?«
    »Noch nicht.«
    Sie stand auf. Sie war groß gewachsen und hätte Harley selbst zu seinen besten Zeiten überragt. Und nun saß er im Rollstuhl. Sie türmte sich vor ihm auf wie eine wütende Amazone. »Ach so, ehe ich es vergesse – mir geht es auch gut, verdammt noch mal!«
    Sie stakste davon, und Harley fühlte sich einsamer als je zuvor.

6
    RACHEL
    »Ich denke, jetzt sind wir weit genug gelaufen.«
    Pav war einfach stehen geblieben. Sie waren ungefähr zwan zig Minuten lang marschiert und hatten das Tablet benutzt, um den Weg auszuleuchten.
    »Aber wir haben überhaupt nichts gefunden«, erwiderte Rachel.
    »Genau. Von dem Hund haben wir weder etwas gesehen noch gehört. Nichts verändert sich hier. Der Tunnel geht immer geradeaus weiter, ohne eine Biegung, und bis jetzt sind wir auf nichts Neues gestoßen. Dieser Gang könnte noch fünfzig Kilometer lang so weiter gehen.«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich.«
    »Na schön.« Pav wirkte gereizt. »Aber wir verschwenden die Batterie.«
    »Wie entsetzlich! Hast du Angst, du kannst bald deine Pornosammlung nicht mehr sehen?«
    Er antwortete nicht sofort. Das Licht war gerade ausgeschal tet, und im Dunklen konnte Rachel Pavs Miene oder Haltung nicht sehen. Doch als er dann sprach, hörte sie an seiner Stimme, wie gekränkt er war. »Warum zum Teufel sagst du so was?«
    Sie kam sich gemein vor. »Entschuldige bitte. Ich bin nur so … frustriert. Wo steckt dieser blöde Hund? Wie kommen wir hier wieder raus?«
    »Keine Ahnung, was mit dem Hund los ist, und wie wir hier wegkommen, ist mir schleierhaft. Deshalb möchte ich ja umkehren und wieder zu der Öffnung zurückgehen, durch die wir in diesen Schacht gefallen sind. Ich glaube immer noch, dass man nach uns suchen wird.«
    Rachel merkte, dass sie zum Nachgeben bereit war. »Kann schon sein. Im Übrigen bin ich durstig.«
    »Geht mir genauso. Und am Verhungern bin ich auch.« Sie hatte das Gefühl, er wartete nur darauf, dass sie einen Vorschlag machte. »Was glaubst du, wie weit wir gelaufen sind?«
    Rachel drehte sich um. »Na ja, ich kann immer noch einen Lichtpunkt sehen.«
    »Komm, lass uns zurückgehen.«
    »Okay.«
    Sie marschierte los, in Richtung des hellen Flecks. »Ich hasse Dunkelheit, und ich hasse Tunnel«, sagte er.
    »Gott, ich auch. Ich wäre jetzt wirklich lieber woanders.«
    Die Tatsache, dass er seine Ängste zugab, obwohl er es eindeutig als ein Zeichen von Schwäche auffasste, sprach Bände. Vielleicht war Pav doch nicht so unreif, wie sie anfangs dachte.
    Auf halber Strecke blieb Pav abermals unvermittelt stehen. »Sag mal, muss das sein?«, beklagte sich Rachel.
    »Ssshhh!« Er streckte seinen Arm aus, um sie festzuhalten, als würde die Akustik verbessert, wenn sie sich nicht bewegten. »Ich höre etwas.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach Rachel. Doch dann vernahm sie ein fernes Bellen. Irgendwo vor ihnen war der Hund. »Cowboy!«, rief sie und fing an zu rennen.
    »Hey, Vorsicht!«, schrie Pav.
    Der Tunnel war ein Zylinder, dessen Wandung aus glattem Fels bestand. Lediglich der Boden war flach. Nirgendwo gab es Geröllhaufen oder unebene Flächen. Trotzdem konnte man im Dunkeln leicht straucheln, deshalb verlangsamte sie ihr Tempo.
    Als sie nur noch hundert Meter von der Öffnung entfernt waren, hörten sie abermals Gebell. »Ich wünschte, er würde uns finden«, sagte Pav. »Ist es nicht die Aufgabe von Hunden, Menschen aufzuspüren?«
    »Vielleicht hat er schon was entdeckt, das viel interessanter ist als wir.«
    Als sie die Stelle erreichten, an der sie auf dem Boden gelandet waren, sahen sie Cowboy – und auch das, was das Interesse des Hundes geweckt hatte. Es handelte sich um einen Mann, einen Asiaten in einem weißen Hemd, der emsig dabei war, sich Dreck von seiner Hose zu klopfen.
    »Das ist Zhao.« Jählings blieb Pav stehen.
    »Ich weiß nicht …«
    »Der Typ, der diesen anderen Typen erschossen hat.«
    Auf einmal hatte Rachel mehr Angst als in dem Augenblick, als sie durch das Loch in die Tiefe gestürzt war. »Was sollen wir tun?«
    Zum Weglaufen war es zu spät. Zhao hatte sie entdeckt. Er winkte ihnen zu und sagte: »Na also, die Hälfte der Mission ist erfolgreich abgeschlossen. Ich bin Zhao.«
    Rachel merkte, dass eine Flucht ihnen ohnehin nichts genützt hätte. »Ich bin Rachel. Das ist Pav.

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