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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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um technische Belange ging, aber für das Knüpfen von sozialen Beziehungen reichten seine Kenntnisse nicht annähernd aus.
    Er hatte sich bemüht, die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit, den Gestank, die Insekten, überhaupt die ganze indische Kultur, auszuhalten, indem er sich absonderte, das Licht mied und sich in klimatisierten Gebäuden aufhielt.
    Es war keineswegs so, dass er Indien oder die Inder hasste, aber er verabscheute nun mal Gegenden, in denen ein tropisches Klima herrschte. In Guangdong, seiner Heimat, war es schon schlimm genug gewesen.
    Und dieser »Schwäche« – so konnte man es wohl nennen – hatte er es zu verdanken, dass er von dem Bangalore-Objekt mitgenommen wurde. Er hatte mit seinem Partner, Lu, die Schicht getauscht, um nicht an diesem heißen Augusttag draußen unterwegs sein zu müssen. Hätte er das nicht getan, säße er jetzt gemütlich in einem weit entfernten Hotel anstatt im Innern irgendeines von Alien gebauten Raumschiffs, mit auf dem Rücken gefesselten Händen, auf dem Boden hockend und umgeben von wütenden Leuten.
    Angeklagt wegen Mordes . Und zur Schau gestellt wie ein Tier im Zoo, begafft von verhärmt aussehenden Männern, Frauen und sogar ein paar Kindern, die sich nach vorn drän gelten, um besser sehen zu können. Es wurde gebrüllt, aber das meiste von dem, was die Leute schrien, verstand Zhao nicht.
    Alles in allem – und das schloss die unbestreitbare Tatsache mit ein, dass er vielleicht übereilt gehandelt hatte – fühlte Zhao sich ziemlich gelassen. Auch die Körperhaltung, die er einnahm, den Rücken gegen eine buckelige, steinähnliche Wand gelehnt, der Hintern drückte sich in weiches Erdreich, die Beine waren ausgestreckt, ließ sich leicht ertragen.
    Die Agenten des Guoanbu, Chinas nationaler Geheimdienst, mussten sich während ihrer ersten Monate als Kandidaten brutaleren körperlichen Torturen unterziehen.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Weldon ihn.
    »Zhao Buoming. Ich wurde 1988 in Foshan geboren, das liegt in der Provinz Guangdong, und ich studierte an der University of California School of Engineering«, sagte er. »Das erspart Ihnen ein paar Fragen.«
    In diesem Moment kam Gabriel Jones zurück. Bei ihm befand sich ein Mann in einem Rollstuhl. Zhao erkannte Harley Drake, den verkrüppelten ehemaligen Astronauten. Beide Männer machten grimmige Gesichter, und als sie die Blicke ihrer Kameraden auffingen, bestätigten sie nur, was Zhao ohne hin wusste.
    Er hatte den Mann nicht nur angeschossen, er hatte ihn getötet.
    »Warum haben Sie das getan?«
    Die Frage kam von Shane Weldon, ein schlaksiger, grauhaariger Mann, der eher aussah wie ein Rancher. Der Eindruck verstärkte sich noch durch die Art, wie er die Glock hielt, die er Zhao abgenommen hatte. Weldons Karriere hatte jedoch nicht das Geringste mit einer Existenz als Rancher zu tun. Zhao wusste, dass er früher als Hubschrauberpilot bei der US -Army gedient hatte. Außerdem war er ein Ingenieur und hatte zuletzt in Houston bei der DESTINY -Mission den Posten des Missionsmanagers bekleidet. Bei der NASA nahm er den Rang ein, den Vikram Nayar in Bangalore innehatte. Wenn Zhao ihn als »Rancher« bezeichnete, diente ihm das als Gedächtnisstütze. Es war eine von vielen Eselsbrücken, die er in seinem Job benutzte.
    »Ich dachte, er wollte Stewart oder jemand anderen erschießen.«
    »Hätten Sie nicht eine Warnung rufen können?«, fragte Zack Stewart.
    Zhao drehte den Kopf und blickte Stewart direkt ins Gesicht. »Er hatte die Waffe auf Sie angelegt. Hätte ich gerufen, wären Sie jetzt wahrscheinlich tot.«
    Vikram Nayar und zwei Typen von Bangalore kamen hinzu. Alle sahen mitgenommen und misstrauisch aus. Nayar starrte Zhao schweigend an, als versuche er, ihn einzuordnen.
    »Welchen Beruf üben Sie aus, Mr. Zhao?«, fragte Weldon.
    »Ich arbeite als Ingenieur bei der chinesischen Raumfahrtbehörde.«
    »In Amerika sind Führungspersönlichkeiten Anwälte. In China sind sie Ingenieure«, bemerkte Weldon. Zhao hasste diese Stichelei, weil sie abgedroschen und falsch war. Er reagierte nicht darauf, sondern wandte sich stattdessen an Nayar und dessen Begleiter. »Sie wissen wahrscheinlich, dass wir unser Tracking-Netzwerk der BRAHMA -Mission zur Verfügung stellten.«
    »Das ist richtig«, warf Gabriel Jones ein. »Komplett mit modernster Verschlüsselung.«
    Zhao hatte keine Angst vor dem ehemaligen Direktor des Johnson Space Center. »Mir war nicht bekannt, dass sämtliche NASA -Links

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