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Himmelsmechanik (German Edition)

Himmelsmechanik (German Edition)

Titel: Himmelsmechanik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Maggiani
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Ellbogens in meine Hüfte mich daran zu erinnern versucht, dass eine Frau dieses Kalibers von der Sünde der wilden Ehe befreit und mit einer christlichen Hochzeit geehrt werden müsste.
    Gerade vorgestern stieß er mich wieder mit dem Ellbogen an, als er vorbeikam, um zu sehen, wie weit die Rosenblüte war. Er besitzt Rosen zusammen mit Nita, weil sie in ihrem Garten besser wachsen als im Garten des Pfarrhauses. Die Rosen müssen sich rechtzeitig zur Fronleichnamsprozession öffnen, denn sie sollen in der eindringlichen, von den barocken Gewissensbissen der Betschwestern entworfenen Choreografie die Blütenbühne sein, auf der der Allerheiligste unter seinem Baldachin hervorschaut, und sie müssen während der ganzen Zeit die Prozession mit ihrem Duft erfüllen. Es sind Damaszener-Rosen, alte und seltene, zarte und schlichte Rosen, die Nita von ihren Reisen in fremde Länder in dieses Tal mitgebracht hat, und bis die Ungeborene auf die Welt kommt, hat nur sie die Gabe, sie zu pflegen. Diese Rosen gefallen zwar meinen alten Damen, stören meiner Meinung nach aber den keuschen Frieden Unseres Herrn, meinte Don Gigliante, als er an einer Knospe roch, die ermit einem leichten Schwungmit der Spitze seiner Hippe abgeschnitten hatte. Don Gigliante trägt die Hippe an einem verzierten Ledergürtel, den er über sein Priestergewand geschnallt hat, und er scheint ihn nur abzulegen, wenn er sich umkleidet, um die Messe zu lesen. Es sind Rosen, die eine Braut vor dem Altar tragen sollte, erklärte er näher. Und er sah mich an und es waren meine Rippen, in die er seinen Ellbogen stieß, und seine Stimme flüsterte mir in den Hemdausschnitt, damit Nita sie nicht hörte. Denn nicht einmal er, mit seiner ganzen Schärfe als Bergprediger, wagt es, mit ihr über diese Dinge zu sprechen. Mit ihr handelt er in Damaszener-Rosen und gelben Bohnen und Bitterwurz mit violetten Blüten, nicht in Erlösung und anderen nebensächlichen Kleinigkeiten.
    Apropos, auch Bresci hat mehrmals, wenn auch vorsichtig, seine Erwartung in Sachen Hochzeit geäußert, wenn auch seine Gründe sozusagen ästhetischer Art sind: Ich würd’ nämlich so gern ein schönes Mädchen in so ’ner festlichen Kleidung sehn. Und ich glaube, er stellt sich eine vor, die er in einem Film aus seiner verschütteten Pubertät gesehen hat, oder gar etwas, was er noch nie gesehen hat.
    Er sagte mir, dass wir seiner Meinung nach nicht vor der großen Reise zum Grab seines Freundes William Grover-Williams heiraten sollten, damit wir ihn nicht in Verlegenheit brächten, indem wir ihn mit der Schamlosigkeit eines mit einer verheirateten Frau vollführten Unternehmens von so großer Bedeutung belasteten. Auch er spricht in einiger Entfernung von Nita, auch er in der Überzeugung, dass ich der brüchigste Teil der Mauer, das zerbrechlichste Glied bin. Und dabei kennen sie mich. Und trotzdem hegen sie, jeder auf seine verrückte Art, eine Sache zu begreifen, die er nicht kennt, den Gedanken, dass ich der anfällige Teil eines Wesens sei, das sie lieben und beschützen möchten. Als ob ich das nicht auch wollte. Als ob es Nita nicht wollte. Nur dass sie mich haben aufwachsen sehen, und sie haben sie nur ankommen sehen. Und sie kam, indem sie sich ihren Weg bahnte im Staub einer alten Explosion, so alt, dass der Staub schon so fein geworden war, dass er leicht wie eine Wolke hängen blieb. Und sie selbst konnte, als sie sich offenbarte, nur als Wolke erscheinen, als Nebeldampf des Wunders in der Erscheinung des Überlebens.
    Doch sie ist hier bei uns geblieben und brachte Materie mit, erzeugte Kraft; verstellte die Räume mit ihrem Hausrat, bereitete dem Schreibwarenhändler Sorgen mit außergewöhnlichen Wünschen, produzierte mit ihrer Arbeit Kapital und mit ihrem Kapital Arbeit, wurde schließlich von dem schwanger, der, um dem Schicksal gegenüber Respekt zu bezeugen, seine Felder unfruchtbar gehalten hatte. Aber das Geheimnis, das sie mitgebracht hat, jagt denen Angst ein, die geglaubt hatten, dass die Zeit der Ausnahmen vorbei wäre. Wie Don Gigliante, wie Bresci; sie sind so mit Außergewöhnlichem beladen, das sie lebend bis hierher brachte, dass sie versucht sind, in der statischen Betrachtung des Wunders Erleichterung zu finden. Ich sehe ihnen zu, während sie ihr gegenüber von Rosen und Helden stammeln, und denke, wie sie doch dadurch herrscht, dass sie mit beiden Füßen auf der Erde steht, dass sie das Thema angeht, indem sie den Geist in Materie wendet und die Materie

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