Himmelsmechanik (German Edition)
Füßen verlängert, und du bist in der Nacht gefangen und kehrst nicht mehr zurück.
Mein Gott, wie oft habe ich gehört, wie sie sich auf meine Fährte streckte, an meinen Haxen hechelte, mich mit dem Atem ihrer Raubtierzunge rief. Mein Gott, wie oft habe ich mich den Abhang über der Straße hinuntergestürzt, und wie oft habe ich mir die Knie aufgeschürft und die Hände zerkratzt, um mich auf den letzten fünfzig Metern zu retten, zwischen der Erle und dem Brunnen, von wo aus man das Licht meines Hauses sehen konnte. Und die Duse stand an der Tür und rief nach mir: Schnell, mein Kind, es ist dunkel geworden. Und ihre Stimme machte der
belùa
Angst, hielt die Nacht eine Handbreit von meinem keuchenden Atem entfernt; und ich kam ungeschoren davon. Wie viele Kopfnüsse habe ich mir eingefangen, weil ich mir die Hosen ruinierte und die Schuhe durchlief, nur weil ich einen Moment länger am Rand dieser Tage bleiben wollte, vielleicht nur, um eine dunkelgrüne Schlange zu sehen, wie sie einer Kröte am Rand eines Tümpels den Hof machte.
Und jetzt fordern Nita und ich weiter das Schicksal heraus, und so warten wir auf den violetten Moment der
belùa
, bevor wir nach Hause zurückgehen. Das ist kein Spiel, so wie es, wenn man es überdenkt, vielleicht auch als Kind keines war; jetzt ist es die Notwendigkeit, die wir verspüren, nicht zu früh Unterschlupf zu suchen, die Manie zu versuchen, Vertrautheit mit dem Schatten der Bestialität zu finden. Nein, wir fordern nicht das Schicksal heraus, sondern versuchen, zwischen uns und der unsicheren Stunde, diesem seltsamen Moment, Frieden zu schaffen. Jeder für sich, glaube ich, könnte das nicht. Und dann gibt es immer noch ein Wort zu sagen, etwas, von dem wir möchten, dass wir es wissen, und das wir zu Hause keine Lust hätten zu wissen; denn es gibt Worte, die nicht gut sind, wenn man sie unter einem Dach sagt. Besser die Zweideutigkeit des letzten Lichts ausnutzen; sie hinwerfen, gedankenlos womöglich, während wir hinuntergehen. Und da ist ein unbekanntes Zucken in der Stockrose, das einem die Haare zu Berge stehen lässt, so nahe ist es, und ein letzter Lichtstrahl schießt auf das gelbe Glas der Rosette der Kirche von Colle. Und die Nacht schleicht geduckt hinter unseren Rücken.
Worte zwischen Frischvermählten, würde ich sagen. Mürrisch der Bräutigam, ermutigend die Braut; zwischen beiden bekräftigt nicht nur das Schweigen das Versprechen.
Sie wird einen Namen brauchen, einen schönen Namen, der ihr Kraft gibt. Ermutigt die Braut.
Sie wird Marta brauchen, und sie wird nicht da sein, sie wird Bresci brauchen, und auch er wird nicht da sein. Stellt der Bräutigam ernst fest.
Sie wird dich brauchen.
Und an einem bestimmten Punkt werde auch ich nicht da sein; du wirst ihr einen Haufen Geschichten erzählen müssen.
Ich glaube nicht, dass mir das gelingt, ich habe zu viele Bücher gelesen.
Du musst nur lernen.
Aber wir müssen in erster Linie einen Namen finden.
Nimm einen aus deiner Liste.
Nein, diese Namen sind schon vergangen, sie muss ihren eigenen bekommen, einen, der geboren wird, wenn sie geboren wird.
Er wird sich finden.
Ja, wir werden dafür sorgen.
Oder sie wird dafür sorgen.
Ja, sie wird für alles sorgen. Aber du, bitte liebe mich, liebe mich so sehr, dass es mir Mut macht.
Ich weiß nicht, wie viel Liebe ich habe, ich weiß nicht, ob ich genug davon habe.
Du brauchst nur zu lernen, es ist noch Zeit.
Ja, es ist noch Zeit, es ist immer Zeit. Es gibt mehr Zeit als Leben, und wenn du denkst, du hast keine Zeit mehr, dann weil du es falsch verstanden hast. Nur Gott kann es passieren, keine Zeit mehr zu haben und mehr davon zu schaffen, weil er noch Leben übrig gelassen hat, vom dem ihm irgendwo immer etwas übrig bleibt. Ich habe wenig Leben und viel Zeit.
Doch das sagt der Bräutigam nur zu sich selbst.
Jetzt hat sich zwischen uns das Schweigen der satten Frischvermählten niedergelassen, die von der Güte ihrer Zweifel und ihrer Gewissheiten erfüllt sind. Beim Hinuntergehen schielen wir nach den Schatten, doch es gibt nichts mehr, vor dem man sich in Acht nehmen muss; übrigens sieht man schon nichts mehr, und wir gehen nach unserem Gedächtnis. Und dem Bräutigam gefällt es, seine Hand auf das Rückgrat der Braut zu legen; ganz leicht, ohne zu drücken, um sie nur mit den Gedanken zu führen, so wie ein Tangotänzer seine Dame führt. Und so könnte man überall hingehen, aber wir sind fast zu Hause, und im Eschengestrüpp
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