Himmelsschatten
operativen Probleme dieser Entscheidung bewusst war.
»Ich gebe Houston Bescheid.«
Er deutete auf die Luftschleuse. »Ich brauche Hilfe beim Anlegen meines Anzugs.«
»Fang schon mal an, ich bin gleich bei dir.« Als der Kosmonaut durch die Luke in die nächste Kammer glitt, kletterte Tea auf den Hocker und sah Yvonne prüfend an. »Wie fühlst du dich?«
»Das kannst du dir doch denken.«
Tea hatte widersprüchliche Ansichten über ihre Astronautenkollegin. Sie kannte Yvonne seit zehn Jahren – hatte sogar das Training der Gruppe von Kandidaten, der Yvonne angehörte, beaufsichtigt, deshalb durfte sie miterleben, wie die junge Ingenieurin in das Programm eingeführt wurde. In fast jeder Hinsicht gehörte Yvonne dem Mittelfeld an … ihr fehlte das operative Talent, durch das sich einige ihrer Kolleginnen und Kollegen hervortaten, die aus den militärischen Einheiten der NASA kamen, und manchmal ging das Temperament mit ihr durch.
Doch wie es sich herausstellte, verfügte sie über eine beeindruckende physische Gewandtheit und die Ausdauer einer Langläuferin – sie nahm an Marathonläufen teil –, und obendrein besaß sie eine unglaubliche Augen-Hand-Koordination. Dadurch eignete sie sich ideal für Arbeiten mit dem ferngesteuerten Greifarm und für Außenbordeinsätze, denn sowohl bei Aufenthalten in der ISS als auch bei Mondmissionen waren dies die wichtigsten Voraussetzungen.
Aber sie war nicht nur eine Sportskanone; Yvonne entpuppte sich als ungewöhnlich nüchtern, was die sozialen Aspekte des Astronautenberufs betraf, im Gegensatz zu einigen der anderen Kandidaten, die in die übliche Falle tappten und glaubten, sie seien in der Welt der Raumfahrt so etwas wie Rockstars.
Natürlich wusste Tea von Anfang an, dass Yvonne Gabriel Jones’ Tochter aus einer früheren gescheiterten Ehe war. Da Yvonne in einer Umgebung aufwuchs, in der sich alles um die NASA drehte, war sie vermutlich frühzeitig desillusioniert worden, was die besondere Rolle von Astronauten betraf. Als Yvonne dem Astronautenbüro beitrat, hielt sich ihr Vater im Hauptquartier in Washington auf, wo er den Posten des stellvertretenden Administrators für Exploration bekleidete; er gehörte zu der Gruppe von Leuten, die man beauftragt hatte, Missionen zum Mond zu entwickeln und zu managen – und Missionen zu Near-Earth-Objekten. Jones’ Ernennung zum JSC -Diektor wirkte sich nicht unmittelbar auf Yvonnes Karriere aus. Gewiss, es gab Sticheleien, wenn eine Flugcrew zusammengestellt wurde – von allen, die ihr nicht angehörten. Diejenigen, die sich übergangen fühlten, waren nicht wählerisch, wenn es darum ging, Gründe für die Bevorzugung bestimmter Astronauten anzuführen.
Tea konnte sich gut vorstellen, welche gehässigen Kommentare im Gebäude 4-Süd kursierten, als ihr Lover, Zack Stewart, nicht nur ihrer Crew zugeteilt wurde, sondern sie auch noch als Kommandant der Mission ersetzte!
Ursprünglich hatte wie gesagt Tea die Destiny -7 - Mission leiten sollen; sie hatte nicht nur gebilligt, dass man Yvonne ihrer Crew zuteilte, sie hatte ausdrücklich darum gebeten.
Und nun, nachdem sie Yvonnes Unfall mitangesehen hatte und mit den Konsequenzen fertigwerden musste, fragte sie sich, ob sie die richtige Wahl getroffen hatte.
Ein offensichtlicher Fehler war Yvonne nicht unterlaufen, so viel stand fest – aber sie hatte aufgezeigt, worin ihre fatale Schwäche bestand:
Sie hatte Pech .
»Kann ich was für dich tun?« Tea hoffte, Yvonne sei in der Lage, allein ein Getränk zu sich zu nehmen … »Möchtest du noch mal mit deinem Vater sprechen?«
»Großer Gott, bloß das nicht.« Die verletzte Astronautin bewegte sich in der Hängematte und stöhnte. »Bring mir nur mein PPK «, bat sie.
Tea wunderte sich ein bisschen, wieso Yvonne die Hängematte mit einer großen silbernen Box teilen wollte, aber wenn es sie glücklich machte – und beruhigte –, sollte sie ihren Willen bekommen. »Kriegst du sofort.«
15
»›Halt die Klappe, Jason. Das Einzige, was wir vom Umgang mit Aliens gelernt haben, ist die Tatsache, dass man ihnen nicht trauen kann.‹
›Also bleibt uns gar nichts anderes übrig, als sie zu bekämpfen.‹
›Na ja, wir könnten uns natürlich ergeben, was dir anscheinend am liebsten wäre. Aber mein Vorschlag gefällt mir besser.‹«
AUSZUG AUS STARSHIP »KILROY WAS HERE« ,
EIN SCIENCE-FICTION-ROMAN VON WADE WILLIAMS (1999)
»Das ist also der berühmte Tresor.«
Harley Drake rollte seinen Stuhl durch den
Weitere Kostenlose Bücher