Himmelssturz
lächelte unbestimmt. »Manche Menschen können es, glaube ich. Es scheint auf einer sehr subtilen Ebene unseres Geruchssinns zu funktionieren. Für die Moschushunde ist es wie eine Neonreklame. Sie sagt ihnen alles, was sie wissen müssen.«
»Lässt es sich entfernen?«
»Ich könnte es sofort abreißen, wenn ich möchte. Das Gewebe darunter würde leicht verletzt werden, aber alles würde wieder vollständig abheilen.«
Axford konnte es nicht aus den Augen lassen. »Warum tust du es dann nicht?«
»Weil es das Ende meiner Beziehung zum Verhandelnden wäre.«
»Ist das einer der Moschushunde?«
»Er ist mein Eigentümer, solange wir Handel treiben. Wenn ich ohne diese Markierung zu ihrem Schiff zurückkehre oder sie bemerken, dass ich sie mir chirurgisch habe entfernen lassen, wäre das sehr schädlich für den Status meines Moschushunds innerhalb seines Rudels.«
»Was würde geschehen?«
Svetlana lächelte matt. »Man würde ihn bestrafen. Das möchte ich vermeiden.«
»Du hättest es nicht tun sollen.«
»Ich habe die Initiative ergriffen. Von meinem Standpunkt aus macht es den Eindruck, dass ich genau das Richtige getan habe. Sie haben mir an einem Tag mehr gegeben, als wir in den letzten zehn Jahren von den Perückenköpfen bekommen haben.«
»Vielleicht gibt es dafür einen Grund. Vielleicht möchten die Perückenköpfe nicht zusehen, wie wir uns mit Techniken selbst auslöschen, die wir kaum verstehen. Vielleicht handeln sie aus großem Verantwortungsgefühl.«
»Natürlich würde Bella es so sehen.«
»Damit ist es nicht zwangsläufig falsch.«
»Es gibt einen anderen Standpunkt mit der gleichen Wertigkeit«, sagte sie. »Die Perückenköpfe haben uns nichts mehr zu bieten, jedenfalls nichts, was für uns nützlich wäre. Trotzdem brauchen sie Janus. Also halten sie uns hier fest und verweigern uns den Zugang zum Rest der Struktur.«
»Sie haben uns vor den Gefahren gewarnt, die hinter dem Tor liegen. Das ist nicht ganz dasselbe.«
»Haben sie uns einen Schlüssel gegeben?«
»Gibt man einem Baby eine Rasierklinge?«
»Dann wird es Zeit, dass wir aufhören, uns wie Babies zu benehmen. Deshalb habe ich heute das Knorpelschiff aufgesucht, Ryan. Es geschah nicht, um Bella zu ärgern oder sie für das zu bestrafen, was sie Parry angetan hat, sondern um uns weiterzubringen. Um etwas zu tun.«
»Das ist dir auf jeden Fall gelungen.«
Die Frau und der jungenhafte Mann musterten sich gegenseitig, während sich Vorhänge aus Staub über die trockene, lachsrote Landschaft des Mars zogen. Ein goldenes Luftschiff mit einem Symbol aus Halbmond und Stern vollführte ein gefährliches Andockmanöver an einem Minarett der durch Mauern gesicherten Stadt.
»Ich hatte eine deutlichere Reaktion von Bella erwartet«, sagte Svetlana.
»Zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht eine polizeiliche Aktion gegen Neustadt. Die Verhaftung von bekannten Barseghian-Anhängern.«
Axford sah sie mit enttäuschtem Blick an. »So plump geht Bella nicht vor. Ich dachte, das hättest du inzwischen erkannt.«
»Ich vermute, sie hat dich aus einem bestimmten Grund geschickt.«
Axford musterte sie mit kalter Miene. »Vor langer Zeit wurde Bella vor den Moschushunden gewarnt. Die Perückenköpfe sagten ihr, dass irgendwann mit ihrem Erscheinen gerechnet werden muss. Außerdem haben sie zu ihr gesagt, dass die Moschushunde die kleinste sichtbare Spaltung in unserer Gesellschaft ausnutzen würden. Deshalb hat Bella so lange und so hart daran gearbeitet, sich mit dir zu versöhnen. Sie hat alles in ihrer Macht Stehende unternommen, um dich wieder in die Arme zu schließen. Du wurdest nicht ins Exil geschickt. Sie hat dich sogar zu Takahashis Party eingeladen.«
»All das nur für den Fall, dass die Moschushunde auftauchen?«
»Es hat auch sehr viel mit menschlichem Anstand zu tun.«
Svetlana schnaufte verächtlich. »Was sie Parry angetan hat, war alles andere als anständig.«
»Du scheinst gerne zu glauben, dass das eine rein persönliche Angelegenheit war, nicht wahr?«
»War es das nicht?«
»Ich glaube, Bella stand kurz davor, Parry laufen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass sie diese Lösung vorgezogen hätte. Sie mag Parry sehr.« Axfords Aufmerksamkeit wurde wieder von der Markierung auf Svetlanas Stirn abgelenkt. Sie dachte, dass er sich genauso wie ein Kind das Starren nicht verkneifen konnte. »Die ganze Geschichte hat sie mehr geschmerzt, als du dir vorstellen kannst, Svetlana.«
»Bist du fertig mit
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