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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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er noch nicht einmal gewusst, was es bedeute, wenn einem das Herz gebrochen würde –, und daher müsse er weg. Vater grollte und grämte sich. Mir fiel auf, dass er nun jeden Abend nach dem Essen in der Garage verschwand. Wenn er zurückkam, roch er nach Whiskey. Seine Stimmung, mit der es vorher schon nicht zum Besten bestellt war, verschlimmerte sich noch. Ohne Vorwarnung ging er hoch. Meine Eltern stritten sich so heftig wie nie zuvor. Sie fluchten und ließen Türen knallen und drohten, einander zu verlassen. Mehr als einmal marschierte Vater mit dem Autoschlüssel in der Hand davon und kam erst am nächsten Tag zurück. Oder noch später.
    Eines Abends nach dem Essen unterhielten sich Mutter und Mina bei einer Tasse Tee. Ich saß am Kopfende des Tisches. Vater war den gesamten Tag und den Abend über weg gewesen, worüber Mutter sich beklagte. Nachdem Mina ihr eine Weile zugehört hatte, unterbrach sie sie: »Ich bin das Problem, Bhaj . Ich muss hier weg.«
    Mutter sagte nichts.
    Ich sah zu Mutter, überrascht, dass sie darauf nichts erwiderte.
    »Aber du kannst nicht weg, Tante«, platzte ich schließlich heraus.
    Mina wandte sich an mich. » Behta , deine Tante muss jetzt ihr eigenes Leben leben.« Ihr kühler Tonfall erlaubte keine Widerrede.
    »Er hat noch nicht angerufen, oder?«, fragte Mutter nach einer langen Pause.
    Mina schüttelte den Kopf. »Aber sie haben ihn darum gebeten.«
    Plötzlich befürchtete ich, dass sie von Hamed sprachen. »Wer?«, fragte ich.
    Mutter fuhr mich an. »Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Hayat … Nimm deine Milch und troll dich.«
    Zwei Tage später klingelte das Telefon. Ich ging ran. Noch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich Mutters Stimme in der Leitung. (Sie war oben rangegangen.) Ghaleb Chatha war am Apparat. Ich blieb dran und lauschte. Nach einer frostigen Begrüßung kam Chatha auf den Punkt: Er bitte für Sunil um die Erlaubnis, Kontakt zu Mina aufzunehmen. Es gehe natürlich um die Heirat, erklärte er.
    Mutter antwortete ihm knapp, es gehe in Ordnung.
    Ebenso knapp fiel Chathas Erwiderung aus: »Muneer, ich weiß es zu schätzen, dass du zustimmst. Ich würde aber lieber mit dem Mann des Hauses reden.«
    Es folgte eine Pause.
    »Der hat in dieser Angelegenheit nichts zu sagen. In der Sache musst du mit mir reden.« Mutter klang ziemlich verbittert.
    »Trotzdem … Ist Naveed- Sahib da?«
    »Nein.«
    »Kann er mich zurückrufen?«
    »Das ist sehr unwahrscheinlich, Ghaleb«, erwiderte Mutter. »Naveed hat für dich nicht sehr viel übrig.«
    »Dann sollte ich direkt mit ihren Eltern sprechen.«
    »Nur zu.«
    Eine weitere Pause.
    »Hast du ihre Nummer, Muneer?«
    »Da musst du mit Mina reden.«
    »Ich würde es vorziehen, wenn sich das vermeiden ließe. Wenn du die Nummer besorgen und dann Najat anrufen könntest …«
    »Gut«, sagte Mutter. Es klickte. Sie hatte aufgelegt.
    Mutter hatte nicht die geringste Absicht, Chathas Bitte zu entsprechen – »ich lasse mich von dieser Vogelscheuche doch nicht herumkommandieren«, beschwerte sie sich eines Abends –, aber Mina zwang sie dazu.
    Zwei Tage später, irgendwann vor Sonnenaufgang, wurde die Nachtruhe im Haus vom hohlen Schrillen unseres Telefons zerrissen. Es klingelte und klingelte. Irgendwann ging jemand ran. Kurz war es still, dann flog die Schlafzimmertür auf, und Mutter eilte durch den Gang zu Minas Zimmer.
    »Ein Anruf aus Pakistan!«, flüsterte Mutter. »Deine Eltern!«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mina erschreckt.
    »Ich glaube, Chatha hat angerufen«, hörte ich Mutter durch die Tür.
    Mutter hatte recht. Chatha hatte ihre Eltern in Pakistan angerufen und sich deren Zustimmung gesichert, indem er einige Versprechen gemacht hatte: Er werde nicht nur für die Mitgift aufkommen, sondern auch die Ausgaben für die gesamte Hochzeit übernehmen, inklusive der Flugtickets für die Alis, damit sie nach Amerika kommen konnten. Rafiq, Minas Vater, war überglücklich. Und jetzt rief er an, um seine Tochter davon zu überzeugen, diese zweite Chance auf ein »normales Leben« nicht leichtfertig zu verspielen. Er musste freudig überrascht gewesen sein, als er feststellte, dass er seine Tochter kaum davon überzeugen musste.
    Meine erste Begegnung mit Sunil fand am Telefon statt. Er und Mina hatten sich bereits eine Woche lang ziemlich regelmäßig ausgetauscht, als ich an einem Nachmittag ans Telefon ging. Am anderen Ende der Leitung hörte ich eine hohe, eigenartig gedehnte

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