Himmlisch verliebt
Zimmer und spielt. Er redet nicht, er isst nicht, er sieht nicht einmal auf. Wenn seine Mutter zu ihm kommt und ihn anfasst, schlägt er um sich. Er ist wie von Sinnen.“
„Wie von Sinnen“, murmelte Lilith tonlos. Dann trat sie einen Schritt zurück und hob bettelnd die Hände. „Bitte, Seraphin. Bitte lass mich zu ihm. Er ist in Gefahr, das habe ich dir doch gesagt“, flehte sie.
Seraphin nickte. „Darum habe ich dich kommen lassen. Eloa kann ihm nicht helfen. Er reagiert nicht auf sie.“
Lilith nickte. „Es ist dieses Computerspiel“, sagte sie leise. „Irgendeine dunkle Macht ist damit verbunden.“
„Du musst herausfinden, was es ist.“
„Das werde ich“, versprach Lilith.
In einer kleinen stillen Feier wurde Lilith noch einmal auf ihre Aufgabe vorbereitet und gesegnet. Diesmal verzichtete Seraphin auf den Eid.
„Sei unsichtbar, solange es geht“, sagte er. „Und misch dich so wenig wie möglich in das Leben deines Schützlings ein. Nur wenn es ihn beruhigt, solltest du dich hin und wieder zeigen.“
Lilith lachte. „Mit dem Eid kann ich gut leben“, rief sie.
Dann tauchte sie ab.
Als sie wieder auftauchte, stand sie in Elias Zimmer direkt hinter seinem Schreibtisch. Doch Elias bemerkte sie nicht. Er saß auf dem Stuhl, starrte auf den Bildschirm und drückte wie ein Verrückter auf die Tasten der Tastatur. Lilith musste lachen. Dieser Anblick war ihr einfach zu vertraut.
Jetzt bemerkte sie das Geistwesen Eloa am Ende des Zimmers.
Eloa stand auf und ging auf Lilith zu. „Da hast du deinen Schützling wieder“, meinte sie und machte eine Kopfbewegung zu Elias hinüber.
„Ist er die ganze Zeit so?“, wollte Lilith wissen.
„Die ganze Zeit“, stöhnte Eloa. „Ich habe mich jedenfalls genug mit ihm gelangweilt. Seraphin hat eine andere Aufgabe für mich vorgesehen. Mit solchen Spinnern will ich nicht meine Zeit vergeuden.“
„Alles klar. Danke, dass du mich gerufen hast“, erwiderte Lilith. „Ich bin jedenfalls froh, wieder bei ihm zu sein.“
Die beiden gaben einander kurz die Hand. Dann verschwand Eloa.
Nun war Lilith mit Elias allein. Wieder trat sie hinter ihn, legte dann ihre Hand auf seine Schultern. Elias Klicken wurde langsamer und langsamer. Dann ließ er seine Hand sinken. Vorsichtig drehte er sich um.
„Lilith?“, fragte er, und seine Stimme klang leise und unsicher. „Lilith, bist du hier?“
Lilith spürte, wie eine Welle der Wärme sie erfasste.
Elias sprang auf.
„Du bist da!“, rief er. „Das hätte ich nie gedacht. Kannst du dich sichtbar machen?“
Lilith zögerte. War das jetzt ein besonderer Moment? Würde es Elias beruhigen, wenn er sie sehen konnte? Wahrscheinlich schon. Sie konzentrierte sich, ließ Wärme in ihre Arme und Beine, in ihren Körper und ihren Kopf.
Elias starrte sie mit großen Augen an. Dann lächelte er und legte seine Arme auf ihre Schultern. „Du bist da“, murmelte er. „Jetzt wird alles gut.“
9.
Als Elias erwachte, lag Lilith immer noch neben ihm. Er hatte ihr zwar den Rücken zugedreht, doch schien er ihre Wärme zu spüren. Jetzt drehte er sich zu ihr um.
„Du bist da, Lilith, oder?“, fragte er unsicher. Dann lächelte er. „Du bist da. Ich spüre es.“ Er drehte sich nun auf den Rücken und streckte sich. „Wenn du magst, kannst du mich gerne streicheln“, grinste er. „Oder auch mehr, wenn du willst.“
Lilith erhob sich, stieg aus dem Bett und setzte sich auf den Boden des Zimmers. Es war wunderschön, so dicht neben ihm zu liegen. Aber sie musste Abstand halten. Nicht noch einmal durften sie einander so nah kommen, dass sie für Elias sichtbar wurde. Das hatte sie Seraphin fest versprochen.
Sie sah auf die Uhr. Wie kam es, dass Elias sich nicht für die Schule fertig machte? Schwänzte er etwa immer noch?
In dem Moment öffnete sich die Zimmertür, und Elias Mutter kam ins Zimmer. „Ich gehe jetzt zur Arbeit“, rief sie ihm zu. „Was machst du heute?“
„Mal gucken. Vielleicht gehe ich bei Moritz vorbei.“
„Oder bei Merle?“ Die Mutter zwinkerte ihm zu.
„Mal gucken.“
„Spiel jedenfalls nicht die ganze Zeit Computer, ja? Nutz die Ferien, deine Noten zu verbessern. Sonst bleibst du wirklich noch kleben.“
„Jaja“, brummte Elias.
„Klingt sehr überzeugend.“ Seine Mutter lachte. „Ich bin weg, ok?“
Und dann knallte sie die Tür zu. Kurze Zeit später hörten sie die Wohnungstür ins Schloss fallen. Elias und Lilith waren allein.
Ferien also, dachte Lilith. Sie
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