Himmlische Leidenschaft
ihm würde ihr nichts als Schmerz einbringen.
Dennoch konnte er nicht sprechen.
Er konnte noch nicht einmal mehr atmen, so heiß und sinnlich war der Druck ihrer Lippen um seinen Schaft.
Schließlich gab er es auf, zu sprechen, zu denken oder zu atmen. Er streckte ganz einfach die Arme nach der goldenen Flamme von Sarah aus, klammerte sich an sie, so wie sich ein Sterbender an das Leben klammert.
Und wie das Leben selbst kam sie zu ihm, heiß und süß und voller Versprechungen.
22. Kapitel
Sarah erwachte in Cases warmer, schützender Umarmung und fühlte sein Herz unter ihrer Wange pochen. Sie murmelte schlaftrunken, kuschelte sich noch enger an ihn und schlief erneut ein.
Als Case ihre leichten Bewegungen spürte, fühlte er sich hin und hergerissen zwischen Schmerz und innerem Frieden.
Schmerz, weil er niemals in ihrem Bett hätte sein dürfen.
Frieden, weil sie in seinen Armen lag.
Was, wenn sie schwanger ist?
Die Frage hatte ihn die ganze Nacht über unablässig gequält und ihm den Schlaf geraubt.
Ich darf nicht zulassen, daß es noch einmal passiert.
Doch er wußte selbst nicht so recht, was das war, was nicht noch einmal geschehen durfte: Liebe mit Sarah zu machen oder sich für das Leben eines Kindes verantwortlich zu fühlen oder dieses Kind an den Tod zu verlieren. Er wußte nur, daß sich eine eisige Furcht in seiner Magengrube angesammelt hatte, eine Angst, anders als alles, was er je zuvor erlebt hatte, selbst während der schlimmsten Augenblicke des Krieges.
Von Dunkelheit verhüllt, hatte er gelächelt.
Hinter Schweigen versteckt, hatte er gelacht.
Letzte Nacht hatte er sich in Sarahs wilder Leidenschaft verloren.
Niemals wieder, dachte er verzweifelt. Ich kann es nicht noch einmal durchmachen, das Lachen und dann den entsetzlichen Verlust.
Seufzend schmiegte sich Sarah noch enger an ihn. Ihr bedingungsloses Vertrauen überwältigte Case immer wieder in Wogen, die heiß und kalt, erregend und furchteinflößend zugleich waren und ihm jede Sicherheit zu nehmen drohten.
Sie liebt mich.
Ich kann sie nicht lieben.
Ich werde sie verletzen.
Ich will sie nicht verletzen.
Sie liebt mich.
Ich kann keine Liebe empfinden!
Gedanken kreisten und schossen im Sturzflug herab, gruben ihre scharfen Klauen in Case und erzeugten einen Schmerz, der ihn hätte bluten lassen sollen, aber um so qualvoller war, weil er es nicht tat.
»Schwester?« rief Conner besorgt. »Fühlst du dich nicht gut?«
Case spürte die Veränderung, die mit Sarah vor sich ging, als sie die Stimme ihres Bruders hörte. Die Anspannung, mit einem Ruck hellwach zu sein, schoß durch ihren Körper hindurch und bewirkte, daß sie sich abrupt versteifte.
»Was ist los?« rief sie leise.
»Die Sonne ist aufgegangen, und du liegst noch immer hier«, erwiderte Conner. »Ich dachte, du wärst vielleicht krank.«
»Ich habe mich noch nie besser gefühlt.«
Sie gähnte, streckte sich ... und wurde sich zum ersten Mal vollauf bewußt, daß sie nackt unter der Decke war.
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht hätte Case fast dazu gebracht, laut aufzulachen.
Fast, aber nicht ganz. Lachen hatte einfach einen zu hohen Preis.
»Hunter meinte, ich sollte dich schlafen lassen, du hättest wahrscheinlich eine unruhige Nacht hier draußen verbracht«, erklärte Conner, »aber ich habe mir Sorgen gemacht.«
Case spürte förmlich, wie die Hitze über Sarahs Haut kroch, als sie errötete.
»Ah, ja, ziemlich unruhig«, murmelte sie.
Als sie ihre eigenen Worte hörte, errötete sie noch stärker.
Ein Lächeln zog an Cases Mundwinkeln. Er kämpfte dagegen an, preßte seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, doch er konnte nicht gegen die Zärtlichkeit ankämpfen, die ihn erfüllte, als Sarah ihr schamrotes Gesicht an seiner Brust verbarg.
»Was hast du eben gesagt?« fragte Conner. »Du klingst so komisch.«
Case öffnete den Mund, nur um zu fühlen, wie sich ihre kleine Hand warnend auf seine Lippen preßte.
»Mir geht’s gut«, sagte sie laut und deutlich. »Hunter hat recht. Hier draußen zu schlafen war nicht so erholsam, als wenn ich die Nacht im Haus verbracht hätte, das ist alles.«
»Du wirst dich schon noch daran gewöhnen«, meinte ihr Bruder heiter.
Sie bezweifelte, daß sie sich jemals daran gewöhnen würde, etwas so Elementares wie Case in ihrem Bett zu haben, zu fühlen, wie er ihren Körper und ihr Herz ausfüllte. Der pure Himmel um Mitternacht im sinnlichen Höhenflug der Träume. Die Hölle im Morgengrauen,
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