Himmlische Leidenschaft
Case aus dem Schlafsack heraus. Er zog sich rasch in der morgendlichen Kälte an. Die Tatsache, daß ihn bewundernde graue Augen anblickten und sich jeden Zentimeter seines Körpers ins Gedächtnis einprägten, verstärkte seine Hast noch.
»Zieh dich an«, sagte er.
»Ich kann weder meine Unterhosen noch mein Mieder finden. Was hast du mit ihnen gemacht?«
Er sah sich fast verzweifelt um. Ihr Mieder schaute unter dem Fußende des Schlafsacks hervor. Ihre Unterhosen baumelten an einem tiefhängenden Ast des Salbeibusches, achtlos dort hingeschleudert von jemandem, der Besseres zu tun hatte, als sich Gedanken um den nächsten Morgen zu machen.
Während er ihre Unterwäsche einsammelte, erinnerte er sich wieder daran, wie er weichen, warmen Musselin von Sarahs Körper geschält und noch weicheres, heißeres Fleisch darunter gefunden hatte. Hastig warf er die Kleidungsstücke in Richtung Kopfende des Schlafsacks.
Ein nackter, eleganter weiblicher Arm kam aus dem Schlafsack hervor und zog die Unterwäsche unter die Decke, wo es warm war.
Warm, verdammt, dachte Case. Sie ist ein heißes, wildes Feuer mitten im Winter. Selbst auf meinem Sterbebett werde ich mich noch daran erinnern, wie es war, in ihr zu versinken.
Salz und unendliche Süße, durch und durch Frau, heißer Honig auf meiner Zunge, auf meinem Körper. Ein Winterfeuer, das nur für mich brennt.
Ein Schauder unbezähmbaren Hungers überlief Case. Es kostete ihn regelrecht Mühe, sein ungebärdiges Fleisch in seine Hose zu schieben.
»Brauchst du vielleicht Hilfe?« fragte Sarah.
Humor und Bewunderung und höchst erotische Erinnerungen schwangen in ihrer kehligen Stimme mit.
»Ich ziehe mich jetzt schon seit einigen Jahren selbst an«, sagte er rauh.
»Wie wär’s dann, wenn du mir helfen würdest? Ich bin noch Anfängerin in solchen Dingen.«
Der sinnliche, neckende Unterton in ihrer Stimme ließ sein Blut noch heißer durch seine Adern pulsieren.
»Das war Eva auch«, knurrte er, »aber sie hat ziemlich schnell gelernt.«
Er blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie seine brüsken Worte das Lachen in ihren Augen verlöschen ließen.
»Sarah«, begann er hilflos.
Dieses Mal unterbrach sie ihn nicht. Sie verschwand ganz einfach. Die Decken bewegten sich und erzitterten, als sie sich darunter ankleidete. Wenige Minuten später tauchte sie voll bekleidet wieder darunter hervor.
»Könntest du vielleicht versuchen, in Conners Gegenwart höflich und zuvorkommend zu mir zu sein?« sagte sie ruhig.
»Ich möchte verhindern, daß er merkt, wie groß deine Abneigung gegen mich ist.«
»Ich hege keine Abneigung gegen dich.«
»Schön.« Sie schob ihren rechten Fuß grimmig in einen Stiefel. »Dann dürfte es ja kein Problem für dich sein, mich freundlich zu behandeln.«
Ihr Tonfall verriet Case, daß sie ihm kein Wort glaubte.
»Männer verbringen keine solch leidenschaftlichen Nächte mit Frauen, die sie nicht mögen«, erklärte er angespannt.
»Sicher doch.«
Sie rammte ihren linken Fuß in den anderen Stiefel und richtete sich rasch auf.
»Verdammt, hör mir zu!« fauchte er.
Kühle graue Augen starrten ihn an.
»Ich höre dir nicht nur zu, ich behandle dich auch freundlich«, erwiderte sie.
»Aber du meinst es nicht ernst.«
Zimtbraune Augenbrauen hoben sich in zwei eleganten, ungläubigen Bögen.
»Wenn du es sagst«, murmelte sie.
»Was?«
»Ich bin durchaus freundlich. Du solltest es auch mal versuchen. Nur der Übung halber natürlich. Ich erwarte keine Nettigkeiten, wenn Conner nicht in der Nähe ist.«
Case gab sich alle Mühe, seinen Zorn zu beherrschen. Er holte tief Luft und riß sich energisch zusammen.
Sie war wie Nesseln unter seiner Haut.
Eher distanziert fragte er sich, wo seine eiserne Disziplin geblieben war.
Erinnerungen daran, wie er Sarah geliebt hatte und mit ebensolcher Leidenschaft von ihr wiedergeliebt worden war, schossen wie heiße, schwarze Blitze durch ihn hindurch und sagten ihm, was genau mit seiner Selbstkontrolle passiert war.
Ich hätte es niemals tun dürfen.
Aber er hatte es getan. Und jetzt würde er den Rest seines Lebens damit verbringen, es zu bereuen. Der Winter schien soviel kälter und grimmiger, nun, da er wußte, daß es ein Feuer gab, das nur für ihn brannte.
Knapp außerhalb seiner Reichweite.
Und so muß es auch bleiben.
Außer Reichweite.
»Hast du Conner gesehen?« fragte Ute.
Überrascht wandte sich Sarah von dem Topf mit Bohnen um, der über dem Feuer
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