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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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mechanischer Geräusche. Ein Knarren, ein Knacken, ein gleichmäßiges Klopfen … Als wäre eine überdimensionale Standuhr aus dem Tiefschlaf erwacht, um die Stunde zu schlagen.
    Per Handbetrieb fuhren die gepanzerten Schiebetüren des hermetischen Tors zurück. Das Rumoren der quietschenden Zahnräder verstummte.
    Durch den geöffneten Türspalt huschte eine Handvoll gespenstischer Schatten. In völligem Schweigen strebte die seltsame Prozession auf ein riesiges Fahrzeug zu, das mit Planen verhüllt war, um es vor der allgegenwärtigen Feuchtigkeit zu schützen. Raschelnd wurden die Hüllen abgezogen, und kurze Zeit später quietschte eine Tür.
    »Kommandeur! Hörst du, Kommandeur?!«, flüsterte Migalytsch, über den Fahrersitz gebeugt, in die Dunkelheit.
    »Was ist los?«, fragte die groß gewachsene Gestalt, die hinter seinem Rücken erschien.
    »Die Tanks sind leer! Der große auf der Ladefläche auch! Die Hurensöhne haben den ganzen Treibstoff abgepumpt.«
    »Die Patronen sind auch weg!«, polterte Dym im Mannschaftsraum. »Die Gewehre können wir an den Nagel hängen.«
    Der Stalker fluchte leise. Die Chancen auf eine erfolgreiche Flucht schwanden zusehends.
    Im nächsten Moment flammten aus sämtlichen Richtungen grelle Scheinwerfer auf und tauchten den in der Mitte der Halle stehenden Raketentruck in ein unwirklich helles Licht. Taran und Migalytsch, die sich in der Kabine aufhielten, bekamen am meisten ab. Sie blinzelten geblendet und rieben sich die tränenden Augen. Als sie wieder klar sehen konnten, war die »Ameise« bereits von einem doppelten Ring von Kämpfern umstellt. Sie gehörten dem Wachkorps an und trugen gepanzerte Kampfanzüge.
    Ein Mann in einem grauen Overall mit einem lässig über die Schultern gelegten Umhang schlüpfte zwischen zwei Wachsoldaten hindurch und trat ins Innere der Absperrung. Der Oberst höchstpersönlich …
    Anscheinend hatte man den Chef des Bunkers soeben aus dem Bett geholt. Seine ungesunde, ins Grau spielende Gesichtsfarbe, die entzündeten Augen und die weiten Pupillen waren ein untrügliches Zeichen für zu wenig Schlaf und Übermüdung … Oder aber der Mann hatte Schmerzen und versuchte krampfhaft, sich nichts anmerken zu lassen.
    Der Offizier blieb kurz vor dem Lkw stehen, sagte kein Wort und nahm eine abwartende Haltung ein.
    »Was nun?«, fragte Aurora bang.
    »Jetzt machen wir das, was wir von Anfang an hätten tun müssen«, erwiderte der Heide leise und stand von der Sitzbank auf.
    Taran sah den Heiden prüfend an.
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    Samuil Natanowitsch blieb neben dem Ausgang stehen, hob die Hände vors Gesicht und betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Ich hatte mir eigentlich geschworen, nie mehr zu meinem früheren Metier zurückzukehren. Aber da nun mal nichts anderes übrig bleibt …«
    »Wovon redet er?«, fragte Dym und knuffte Gleb in die Seite.
    Doch der Junge wehrte ihn halbherzig ab und lief zu dem Arzt. In seinen Augen mischten sich Sorge und Traurigkeit über einen möglicherweise bevorstehenden Abschied.
    »Du wirst ihn operieren?«
    »Ich werd’s versuchen.« Der Heide rieb sich nachdenklich die Nase. »Eine Schädelöffnung ist ein komplizierter Eingriff. Aber anders wird es in diesem Fall nicht gehen. Der Oberst hat ganz stolz von einem perfekt ausgestatteten Operationssaal erzählt, den es hier angeblich gibt. Wenn das stimmt, hat er noch eine Chance.«
    »Glaubst du wirklich, dass er uns mit dem Geheimnis der Steppenhunde abziehen lässt? Im Tausch gegen die Operation?«
    »Im Tausch gegen sein eigenes Leben«, präzisierte Migalytsch. »Da macht er kein schlechtes Geschäft …«
    Gleb sah den tapferen Samuil Natanowitsch besorgt an … Anstatt die ungebetenen Gäste einfach an die Wand zu stellen, hatte der Oberst die ganze Mannschaft in die Kohlegrube geschickt. Nun war klar, warum. Er hatte darauf spekuliert, dass der Arzt sich früher oder später doch entschließen würde, noch einmal zum Skalpell zu greifen.
    »Aber dann musst du in Jamantau bleiben!«, jammerte der Junge und ballte ohnmächtig die Fäuste. »Jedenfalls, bis der Oberst wieder gesund ist.«
    »Wenn er überhaupt wieder gesund wird …«, unkte Gennadi.
    »Und selbst wenn, er wird dich trotzdem nicht gehen lassen!« Gleb ließ nichts unversucht, den Heiden von seinem Vorhaben abzubringen. »Für einen guten Chirurgen findet er nirgendwo Ersatz.«
    Samuil Natanowitsch streichelte dem Jungen über den Lockenkopf und zwinkerte

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