Hinter der Nacht (German Edition)
länger
auf der Spur. Ich habe mir dein verlogenes Spiel genau angeschaut. Die anderen
kannst du vielleicht betrügen. Sie kannst du vielleicht betrügen. Aber
uns nicht. Wir wissen, was du bist. Und wir werden dem ein Ende machen!“
Irgendetwas an
dem, was sie sagte, gefiel mir gar nicht. Die Art, wiesie es sagte,
gefiel mir nicht. Obwohl ich immer noch absolut nichts davon verstand.
„Betrügen!“ Ein
bitteres Lachen folgte. Ein Lachen, das ich leider nur zu gut kannte.
Schlagartig
vergaß ich meine Vorsicht und riss die Augen auf. Dann starrte ich fassungslos
meinen Mitgefangenen an. Denn auch wenn er schrecklich heiser war und seine
Stimme klang wie eine rostige Orgelpfeife – dieses Lachen, aus dem nichts als
Verbitterung klang, hätte ich überall erkannt. Und auf einmal wusste ich auch,
warum er hier war. Er war meinetwegen gekommen. Um mich zu retten. Und jetzt
steckte er selbst in der Klemme. Mir wurde gleichzeitig heiß vor Freude und
kalt vor Angst. Ichwäre Schuld, wenn ihm etwas passierte!
„Oh nein! Arik! Nein! “
Der plötzliche Schrei erschreckte sie genauso wie mich, und erst nachträglich
erkannte ich, dass er aus meinem eigenen Mund gekommen war.
„Clarissa! Du
lebst!“ Der Blick aus seinen dunklen Augen traf mich bis ins Mark und sandte
eine solche Hitzewelle durch meinen Körper, dass ich glaubte, darin zu
verbrennen.
„Wie rührend.“
Der beißende Spott der weiblichen Stimme traf mich wie ein Peitschenhieb. Die
Verbindung zwischen Arik und mir brach schlagartig ab. „Wie kann man nur so
blind sein! Weißt du nicht, dass er dich immer nur benutzt hat?“ Widerstrebend
drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung. Sie war aufgestanden und ragte jetzt
hoch gegen den Nachthimmel auf, so dass ich nur ihre Silhouette erkennen
konnte. „Glaubst du wirklich immer noch, dass er je etwas für dich empfunden
hat? Nach allem, was er getan hat? Du warst doch nur Mittel zum Zweck! Sobald
er dich nicht mehr brauchte, hat er dich abserviert!“
Ich musste
zugeben, dass mich ihre Worte trafen. Mehr als mir lieb war. Denn wer auch
immer sie war und woher sie auch ihr Wissen bezog - ich konnte nicht leugnen,
dass sie vermutlich Recht hatte. Mit allem, was sie über ihn sagte.
Doch dann wurde
ich auf einmal unheimlich wütend. „Und wenn schon!“, fuhr ich sie an. „Selbst
wenn alles stimmt, was du sagst – es spielt keine Rolle. Nicht für mich. Und
erst recht nicht für dich. Es geht dich nicht das Geringste an! Du hast kein
Recht, über ihn zu urteilen!“
„Oh doch, das
hat sie.“ Der Widerspruch kam aus vollkommen unerwarteter Richtung. Von Arik.
Mein Kopf fuhr wieder zu ihm herum. Seine Stimme war tonlos. „Und sie hat Recht
mit allem, was sie sagt. Ich habe dich nur benutzt.“ Er sah mich nicht
an, sondern starrte ins Leere.
Lähmende Kälte
breitete sich wie ein Gift in mir aus.
„Um an ihn ranzukommen. Er hat all dieses Unglück verursacht. Mich dürfte es gar nicht geben.
Und sie sind gekommen, um das endlich wieder richtig zu stellen. - Ich bin
bereit.“ Seine letzten Worte richtete er nicht mehr an mich, sondern an unsere
beiden Gegner.
Wie eine riesige
Faust packte mich die Angst. Wie konnte er nur so denken? Wieso stimmte er so
widerstandslos allem zu, was sie sagten? Warum wehrte er sich nicht? „Aber wer
sind sie denn? Was wollen sie denn von uns?“
„Nicht von uns “,
korrigierte er. „Nur von mir .“ Auf einmal klang er total resigniert.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von mir fern halten. Du siehst ja,
ich bringe nur Unglück.“
„Nein“,
wiederholte ich störrisch. „Das stimmt nicht.“ Tränen liefen mir aus den Augen,
aber das war mir egal. Wie konnte ich ihm nur begreiflich machen, dass er sich
irrte?
„Schluss jetzt!“
Die barsche Stimme unterbrach uns. Es war der andere, der Mann. „Es gibt nichts
mehr zu sagen.“
„Doch!“,
widersprach Arik. Kurz klang er fast wieder wie der Arik, den ich kannte. „Was
ist mit ihr?“ Ich sah, wie er mit dem Kopf auf mich deutete. „Jetzt, wo ihr
mich habt, gibt es keinen Grund mehr, sie festzuhalten. Lasst sie gehen,
bevor…“ Er brach ab.
Bevor was?
„Das würden wir
ja gerne.“ Die Frau. „Aber das geht nicht.“
„Was soll das
heißen?“ Seine Stimme nahm einen ungläubigen Unterton an. „Ihr wollt sie doch
nicht etwa auch…“
„Von Wollen kann keine Rede sein, wirklich nicht!“, wurde er unterbrochen. „Aber uns bleibt
keine andere Wahl. Unsere Sicherheit geht vor.
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