Hinter der Nacht (German Edition)
umzubringen!“
„Ja, aber das
macht doch Sinn!“, rief ich plötzlich und schlug mir an die Stirn, als mir ein
Licht aufging. „Gerade, wennsie mich kannte, musste sie mich loswerden.
Sie wusste genau, dass ich sie auffliegen lassen könnte.“
„ Falls sie
dich kannte“, dämpfte Mike meine Aufregung. „Du hast dafür doch gar keinen
Beweis. Und ich verstehe echt nicht, was sie gegen ihn haben sollte.“ Es war
klar, von wem er sprach. Und dass er weiterhin nicht daran glaubte.
„Sie hat
irgendwas davon gesagt, wie verlogen er ist. Und dass er mich und alle anderen
betrügt. Aber sie nicht. Siewisse, wer er sei. Und sie würde es
beenden.“
„Ja, aber wasdenn beenden?“, fragte Mike ungeduldig. „Waren die beiden ein Pärchen oder
was? Hatte sie – hatte Patti mal was mit ihm?“
Ich war
kurzzeitig irritiert. Auf diese Idee war ich noch gar nicht gekommen. Dann aber
schüttelte ich entschieden den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Nach
enttäuschter Liebe sah das nicht aus.“
„Aber was hatte
sie denn dann gegen ihn? Und ihr Partner. Was hatten die beiden gegen Arik? Was
war denn so Besonderes an ihm? Und was ich mich außerdem frage: Was hatte er gegen meinen Vater? Weißt du das?“ Fragend sah Mike mich an.
Der plötzliche
Perspektivwechsel brachte mich aus dem Konzept. Was sollte ich dazu sagen? Ich
hatte da ja durchaus so meine Vermutungen, aber sollte ich ihm die wirklich
mitteilen? Bisher war das ja ebenfalls nur reine Spekulation, noch dazu
reichlich wilde Spekulation. Ich hatte keine Lust, es mir endgültig mit Mike zu
verderben, indem ich irgendwelche Verdächtigungen gegen seinen Vater ausstieß.
Also lenkte ich
ab. „Hat Raphael denn nichts dazu gesagt?“
„Der!“ Mikes
wütende Stimme ließ keine Zweifel über seine Gefühle. „Hat behauptet, er sei
völlig ahnungslos! Und ich Idiot habe ihm das auch noch geglaubt! Dabei wissen
wir ja jetzt, was für ein beschissener Lügner mein Vater ist! Und grundloswird
Arik ihn ja wohl nicht halbtot geschlagen haben, oder? Auch wenn er vielleicht
etwas seltsam war. Findest du nicht auch?“ Schwer atmend sah er mich an.
„Naja.“ Was
sollte ich darauf antworten? Das war genau die Frage, die ich mir auch schon
oft gestellt hatte. Und nicht erst, nachdemes passiert war. „Er hatte
schon so seine – Eigenheiten, stimmt. Erinnerst du dich zum Beispiel an diesen
Abend im Pub?“
„Wo wir drei
zusammen waren?“
Ich nickte.
„Weißt du noch, wie er geendet hat?“
„Als ob ich das
vergessen würde. Er hat sich aus dem Staub gemacht!“
„Genau. Und du
hast dich total darüber aufgeregt.“
„Richtig.“
Diesmal nickte er. „Aber du bist ganz cool geblieben und hast gesagt, das macht
er öfter.“
„Ja. Das war
nämlich eine seiner Eigentümlichkeiten. Plötzliches Verschwinden und
plötzliches Wiederauftauchen. Wie ein Geist.“ Auf einmal fiel mir etwas Anderes
ein. „Weißt du eigentlich, wann ich ihn wiedergesehen habe?“
Mike schüttelte
den Kopf und sah mich fragend an.
„Am Flughafen.
Als wir deinen Vater abgeholt haben.“
„Am Flughafen?“,
wiederholte er erstaunt. „Davon hast du mir gar nichts gesagt!“
„Nein. Ich war
ja selbst total überrascht. Und geschockt. Immerhin hatte er ewig nichts von
sich hören lassen, und dann stand er auf einmal da. Aber das eigentlich Irre
war, was er dort gewollt hat.“ Ich brach ab. Sollte ich es wirklich sagen?
„Was denn?“
Ich kämpfte mit
mir. Dann jedoch sah ich ein, dass er das Recht hatte, es zu erfahren. Ich
hoffte nur (inständig!), er würde es mir nicht übelnehmen. „Ich hatte den
Eindruck, dass er aus genau dem gleichen Grund da war wie wir“, antwortete ich
vorsichtig.
Mike sah mich
fragend an. „Um jemand abzuholen? Was ist daran so verrückt?“
„Nicht, um jemand abzuholen“, korrigierte ich ihn. Dann ließ ich die Bombe platzen. „Sondern,
um auf den zu warten, auf den auch wir gewartet haben!“
Mikes Gesicht
war jetzt ein einziges Fragezeichen. Doch dann sah ich, wie ihm ein Licht
aufging. „Du meinst, er hat auf meinen Vater gewartet?“ Wie befürchtet sah er
mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Ich beeilte
mich, ihm die Szene am Flughafen noch einmal in allen Einzelheiten zu
beschreiben.
Trotzdem blieb
seine Miene skeptisch. „Ich weiß nicht“, meinte er kopfschüttelnd. „Warum
sollte er sich denn für meinen Vater interessieren?“
„Das weiß ich
auch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass das kein
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