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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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überschlug sich förmlich, und selbst Patti lockerte
ihren Würgegriff um Ariks Hals, um zu sehen, was da los war. Nur Mikes Gegner
ließ sich nicht stören. Kaltblütig nahm er Maß, und ich sah an seiner Bewegung,
dass dieser Stich der letzte sein würde.
    Ich sprang auf.
Chaos hin oder her, aber ich würde nicht noch einmal tatenlos zusehen, wie
dieses Messer einen Menschen tötete. Einen Menschen, den ich liebte.
     
    Mein plötzlicher
Aufbruch riss eine kleine Gerölllawine los, und die Steine polterten vor mir
auf den Felsvorsprung hinunter, während ich hinterher flog.
    Endlich erwachte
Mike aus seiner Starre. „Clarissa, nicht!“, schrie er, aber selbst, wenn ich
hätte anhalten wollen, wäre es zu spät gewesen. Ich hatte so viel Schwung, dass
ich unmöglich stoppen konnte.
    Den Bruchteil
einer Sekunde, bevor sich Nathanaels Messer in Mikes Körper bohrte, verschwand
dieser vor meinen Augen und tauchte dann ein paar Meter weiter rechts wieder
auf, direkt neben meinem anderen, offenbar ohnmächtigen Körper. Noch einmal
schossen seine Blicke zwischen mir dort unten und mir hier oben hin und her –
und dann versetzte er mir einen entschlossenen Stoß.
    Ein dreifacher
Schrei ertönte, während ich wie in Zeitlupe sah, wie der reglose gefesselte
Körper langsam über die Felskante rollte und dann im Nichts verschwand. In
diesem letzten Moment, kurz bevor sie verschwand, sah ich auf einmal wie aus
nächster Nähe ihr Gesicht. Mein Gesicht. Und meine entsetzt
aufgerissenen Augen.
    Plötzlich wusste
ich nicht mehr, wo ich gerade war – hier oben oder dort unten. Zur gleichen
Zeit sah ich mich fallen und fühlte den Schock, durch die Luft in die Tiefe zu
stürzen. Ich empfand Freude und Erleichterung, dass Mike getan hatte, was ich
von ihm verlangt hatte, doch im selben Augenblick war ich zutiefst verwirrt und
entsetzt darüber, dass er, mein Freund Mike, von dem ich Rettung erwartet
hatte, mich nun ins Verderben stürzte. Obwohl ich wiederum gleichzeitig wusste,
dass er es tat, um uns zu retten.
    Erst jetzt –
zugegebenermaßen etwas zu spät – kamen mir plötzlich Zweifel daran, ob ich
diese Rettung auch noch miterleben würde. Denn ich wusste zwar, dass ich
gerettet worden war – aber würde das dieses Mal, wo ich doch zu einem früheren
Zeitpunkt und unter anderen Umständen ins Meer stürzte, auch geschehen? Oder
wäre mein Tod unausweichlich?
    Doch selbst wenn
dies mein Ende sein sollte – während ich fiel, fühlte ich kein Bedauern. Ich
hatte getan, was ich konnte. Und ich hatte es für ihn getan. Es war gut
so, wie es war.

Rettung
    Arik
     
    In dem Moment,
als ich die Schlinge um meinen Hals spüre, weiß ich, dass ich es verbockt habe.
Ich war nicht schnell genug. Der Wächter hat meinen Angriff kommen sehen und
ist ihm ausgewichen. Und nun hat er mich. Ich spüre, wie mir die Luft langsam
knapp wwird, aber kampflos werde ich mich nicht ergeben. Auch wenn mir klar
ist, dass ich das Endergebnis damit nur hinauszögere. Wenigstens habe ich es vorher
geschafft, den anderen zu Boden zu schlagen. Auch wenn er leider nicht ganz
k.o. ist und schon wieder beginnt, sich zu regen. Ich wehre mich verzweifelt,
doch mir ist klar, dass ich nicht mehr lange durchhalten werde. Meine Sicht
beginnt schon zu verschwimmen.
    Plötzlich kommt
irgendetwas auf den Felsvorsprung, auf dem wir kämpfen, heruntergepoltert. Ich
versuche, meinen Blick zumindest so scharf zu stellen, dass ich herausfinden
kann, was das bedeutet, auch wenn ich weiß, dass es mir wohl kaum helfen wird.
- Doch es ist Hilfe. Irgendjemand greift den zweiten Wächter an, der
sich mittlerweile aufgerappelt hat.
    Ich stehe vor
einem Rätsel. Wer kann das sein? Wer weiß überhaupt, dass wir hier sind? Und
wer sollte wohl mir zu Hilfe eilen? Ich verstärke meine Bemühungen,
freizukommen, aber die Schlinge um meinen Hals lockert sich keinen Millimeter.
Ich merke, dass ich anfange, zu schwanken. Aber ich muss durchhalten.
Wenigstens bis ich weiß, wer mein geheimnisvoller Helfer ist.
    Als sich für
einen Augenblick der Mond hinter den Wolken hervor schiebt, sehe ich plötzlich
etwas Goldenes im Dunkeln aufblitzen, und dann kann ich für einen kurzen Moment
einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Ich traue meinen Augen nicht. Der
Fremde ist Mike! Wie kommt er hierher? Auch wenn ich keine Ahnung habe,
wie - er muss es irgendwie geschafft haben, uns zu folgen. Und das lässt im
Grunde nur eine Schlussfolgerung zu…
    Doch bevor ich
meinen Gedanken zu Ende

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