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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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eine andere Lösung!“, versuchte er es dann noch einmal. „Lass uns doch
erst mal in Ruhe darüber nachdenken!“
    „Da gibt es
nichts mehr nachzudenken!“, widersprach ich. „Du hast doch gehört, was er
gesagt hat. Und er hat recht! Das alles ist nur geschehen, weil ich ihm
begegnet bin!“ Meine Stimme schwankte bedenklich, aber ich riss mich zusammen.
Ich musste das jetzt schnell hinter mich bringen, sonst würde ich
zusammenbrechen und alles wäre verloren. Leise fuhr ich fort: „Aber zum Glück
lässt sich das ja ändern! Du musst einfach nur zurückgehen und dafür sorgen,
dass ich gar nicht erst hierher komme. Und dass ich ihm niemals begegne. Dann
ist er in Sicherheit. Und du auch.“ 
    Ariks Ausbruch
hatte mir die Augen geöffnet. Monatelang hatte ich um ihn getrauert, hatte ihn
so vermisst wie niemals zuvor irgendwen. Wochenlang hatte ich dann verzweifelt
darauf gehofft, ihn zurückzubekommen. Und die Freude, als es tatsächlich
funktioniert hatte, war beinahe zuviel gewesen. Sie hatte mich vollkommen
überwältigt. Doch dummerweise hatte ich nie daran gedacht, dass er schon lange
vor meiner Entführung jeden Kontakt zu mir abgebrochen hatte. Irgendwie hatte
ich erwartet, dass sich das ändern würde, wenn er zurückkäme. Dass er das nicht
wirklich ernst gemeint hatte. Jetzt erst wusste ich, dass es dafür – zumindest
aus seiner Sicht – nicht den geringsten Grund gab. Nicht nur, dass es
offensichtlich stimmte, was Patti gesagt hatte - dass er sich nie wirklich für
mich interessiert hatte - nein, es ging noch weit tiefer: Er gab mir die Schuld
daran, dass er nicht mehr in Frieden leben konnte. Und er hatte recht damit.
    Aber selbst wenn
es so war – sogar, dass er mich nur benutzt hatte – es änderte nichts an der
Tatsache, dass ich bis auf den Grund meiner Seele und meines Herzens in ihn
verliebt war. Grundlos, rettungslos, heillos verliebt. Und selbst wenn es mich
zerstörte – ich wusste nicht, was ich dagegen hätte tun sollen. Auch, wenn mein
Plan vernünftig war – ich gab damit alles auf, was mir jemals etwas bedeutet
hatte. Es fühlte sich an, als wollte ich mir mein Herz herausreißen. Aber
solange ich ihn damit rettete, war ich bereit, es zu tun.
    Es hätte mich
trösten sollen, dass ich dann ja gar nichts mehr von meinem Verlust wüsste,
denn ich würde Arik – und auch Mike - ja nie begegnen, doch das Gegenteil war
der Fall: Ich fühlte mich, als würde ich freiwillig jedes Licht und jede Freude
für immer aus meinem Leben entfernen. Denn ich war mir sicher, dass ich das,
was ich für ihn fühlte, niemals mehr in meinem ganzen Leben für irgendjemanden
fühlen würde. Ohne ihn machte mein Leben schlichtweg keinen Sinn. Trotzdem gab
es keinen anderen Weg. Ich würde gehen. Aus seinem Leben verschwinden.
    Doch vorher
musste ich ihm noch etwas sagen.
     
    Arik,
    du hast
einmal gesagt, die Menschen wissen gar nicht wirklich, was Liebe ist. Das, was
sie Liebe nennen, führe nur zu Tod und Zerstörung. Ich habe dir damals nicht
geglaubt, aber jetzt weiß ich, dass du recht hast. Trotzdem kann ich an meinen
Gefühlen nichts ändern. Aber ich will nicht, dass sie auch dein Leben
zerstören. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass dein Wunsch in Erfüllung geht
und du mir niemals begegnest.
    Doch in einer
Sache liegst du falsch. Du glaubst, dass du kein Recht hast, überhaupt zu
existieren. Weil du anders bist. Und weil du aufgrund deiner besonderen Fähigkeiten
die Macht hast, die Welt ins Chaos zu stürzen. Aber hat nicht jeder ganz
normale Mensch genau die gleiche Macht? Niemand ist von Natur aus nur gut oder
nur böse. Und jeder hat es selbst in der Hand, was er aus dem macht, was ihm
mitgegeben wurde. Zweimal wolltest du jemanden töten, das stimmt. Aber beide
Male hast du es nicht getan. Stattdessen hast du dein Leben geopfert, um mich
zu retten. (Wenn du mir nicht glaubst, frage Mike!) Obwohl ich dir nur Unglück
gebracht habe. Ich dagegen habe einen Menschen getötet. Und ich würde es
jederzeit wieder tun. Wer ist nun böse?
    Du bist das
Beste, was mir jemals passiert ist. Deshalb verlasse ich dieses Leben.
    Lebe wohl.
    Clarissa
     
    „Du bist also
fest entschlossen?“ Mike klang resigniert.
    Ich nickte.
    „Und was wird
dann aus mir?“ Er sah mich traurig an.
    „Ach, Mike!“,
schniefte ich. Und dann musste ich mich einfach in seine Arme werfen. Unter
Tränen stammelte ich weiter: „Jetzt mach es mir doch nicht noch schwerer! Du
weißt, dass ich dich total vermissen werde

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