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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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ich nicht weiter als heute morgen. Wer weiß, welche
Alpträume mich dann heimsuchen würden?
    Versuchsweise
drückte ich gegen die Eingangstür, und zu meiner nicht ganz freudigen
Überraschung öffnete sie sich widerstandslos. Mit gemischten Gefühlen betrat
ich den miefigen Hausflur. Graffitis schmückten die Aufzugtür. Ich beschloss,
lieber die Treppe zu nehmen. So konnte ich auch gleich die Namensschilder an
den Wohnungen überprüfen.
    Erst im obersten
Stock wurde ich fündig. Die Easts wohnten direkt unterm Dach. Es war die
einzige Wohnung hier oben, im Gegensatz zu den darunterliegenden Etagen, in
denen es jeweils zwei Türen gab. Naja, zumindest hatte man von hier bestimmt
einen guten Blick auf den Hafen. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, müsste
dies der sechste Stock sein.
    Nachdem ich
wieder etwas zu Atem gekommen war, drückte ich auf die Wohnungsklingel. Ein
lautes Schrillen ertönte. Ich zuckte zusammen. Wenn jemand da war, hatte er das
bestimmt nicht überhört. Ich lauschte angestrengt auf mögliche Schritte, aber
außer dem Klingelgeräusch blieb alles still. Ich läutete nochmals, wartete ein
paar Minuten, aber schließlich schien es klar, dass sich wirklich niemand
hinter der Tür befand.
    Bei aller
Erleichterung war ich gleichzeitig enttäuscht. Der Gedanke, diesen Gang
womöglich noch mal antreten zu müssen, gefiel mir überhaupt nicht, und ich
bezweifelte stark, dass ich den Mut ein zweites Mal aufbringen würde. Noch
weniger gefiel es mir allerdings, weiterhin nicht zu wissen, was mit Arik los
war.
    Unschlüssig
stand ich vor der Tür, bis ich schließlich akzeptierte, dass meine Mission
gescheitert war. Aber wenigstens die Schulsachen wollte ich hier lassen. Ich
nahm die Blätter aus meinem Rucksack und ließ sie mit einem Plumps vor die Tür
fallen. Entgegen aller Vernunft blieb ich noch eine Weile stehen und lauschte,
ob sich nicht doch etwas in der leeren Wohnung regte. Dann drehte ich mich um
und trat den Rückweg an.
     
     
    Arik
     
    Als ich
zurückkehre, finde ich fingerdicken Staub in der Wohnung vor. Er zeigt mir, wie
lange ich unterwegs gewesen bin. Auf solchen Trips verliere ich immer den
Überblick. Offensichtlich sind es aber mehrere Monate gewesen.
     
    Ich bin
zurückgekommen, weil ich alles erfahren habe, was ich auf diesem Weg erfahren
konnte. Und weil das nicht genug ist. Ich habe Mike bis zurück in seine
Kindheit verfolgt, als er im Alter von wenigen Monaten mit seinem Vater nach
Inverness gezogen ist. Doch davor sind die beiden wie vom Erdboden verschluckt.
    Aber auch wenn
ich nicht weiß, wann und wo er geboren ist, eins weiß ich inzwischen doch mit
Gewissheit: wann und wo es nicht geschehen ist – nämlich dann und dort,
wo seine Geburtsurkunde es behauptet. Eins ist sicher: diese Geburtsurkunde ist
gefälscht. Und das macht ihn wiederum ziemlich interessant.
    Nach langem Hin
und Her habe ich nur eine Möglichkeit gesehen, das Rätsel zu lösen: ich muss
zurück gehen und den Kontakt wieder aufnehmen. Denn die einzigen, die mir die
fehlenden Informationen liefern können, sind vermutlich Vater und Sohn. Und um
an sie heranzukommen, muss ich mich auch wieder mit ihr befassen.
     
    Vor der Tür
finde ich einen Stapel Arbeitsblätter und Schulaufgaben. Auch sie sind von
einer dicken Staubschicht bedeckt, liegen also offensichtlich schon längere
Zeit dort.
    Ich bin
überrascht. Wie kommen die hierher? Irgendwer muss sie vorbeigebracht haben –
nur wer? Mich hatte noch nie irgendjemand aus der Schule besucht. Eigentlich
war es mir egal – aber wenn ich unauffällig wieder Kontakt aufnehmen wollte,
musste ich herausfinden, wann diese Papiere vorbeigebracht worden waren.
     
     
    Clarissa
     
    Ich war schon
halb die Treppe zum fünften Stock runter, als ich auf einmal von oben ein
Geräusch hörte. Eine Tür klappte. Ich erstarrte mitten in der Bewegung und
hielt den Atem an. War das seineTür gewesen? War doch jemand da? Was
sollte ich jetzt tun? Wollte ich ihn überhaupt sprechen? Und - was sollte ich
sagen?
    Bewegungslos
blieb ich auf der Treppe stehen. Dabei hatte ich plötzlich das beunruhigende
Gefühl, dass oben jemand ebenso bewegungslos verharrte. Ich bildete mir ein,
ganz leise Atemzüge zu hören. Aber wenn dort tatsächlich jemand war, warum
meldete er sich dann nicht? Warum kam er nicht herunter? Was ging dort vor?
    Plötzlich hielt
ich es nicht mehr aus. Wie von selbst setzten sich meine Beine in Bewegung. So
langsam ich die Treppe heraufgestiegen war,

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