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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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Fensterfront im Sessel saß Braden. Ich war baff, doch dann schäumte rote Wut über seine Unverfrorenheit in mir auf und pochte in meinen Schläfen.
“Steh da sofort auf! Das ist Clives Platz, du hast kein Recht hier zu sein, kein Recht dort zu sitzen!”
“Oh, tut mir leid! Ich wollte nichts entweihen.” Er grinste anzüglich, stand aber auf und begann, die Einkäufe aufzusammeln. Ich hatte die Tüte fallen lassen, ohne es auch nur zu bemerken.
“Lass das!”, fauchte ich ihn an. Ärgerlich versetzte ich dem am Boden Hockenden einen Stoß, dass er hinten überfiel. Er blieb auf dem Rücken liegen und lachte.
Ich fand das gar nicht lustig. Der Schock, ihn zu sehen, tat seine Wirkung und saugte mir alles Blut aus dem Gehirn. Nur mit Mühe brachte ich heraus:
“Wie kannst du es wagen, nach zehn Jahren einfach so wieder aufzutauchen?”
Sein Lachen hallte mir wie ein Echo in den Ohren und Nebel wallte um mich auf, mir wurde schwindelig. Ich wollte mich setzen, merkte noch, dass ich taumelte ... dann war alles schwarz.
Als ich langsam wieder zu mir kam, hatte ich ein nasses Tuch auf der Stirn, lag auf der Couch und blickte in die dunkelbraunen Tiefen seiner Augen.
“Schhhh”, machte Braden beruhigend. “Du bist ohnmächtig geworden, aber jetzt wird alles wieder gut.”
Draußen prasselte der Regen und Blitze zuckten durch das Dämmerlicht des Gewitterhimmels.
Braden senkte sich zu mir herab und küsste mich ganz sanft auf den Mund. Ich schloss erschöpft die Augen. Sollte nun alles wieder von vorne beginnen?
Da fiel mir siedend heiß ein, dass Clive jeden Augenblick hereinkommen konnte. Ich wollte mich aufrichten, aber Braden hielt mich zurück.
“Nein, Liebling, du kannst jetzt noch nicht aufstehen. Warte, ich hole dir erst ein Glas Wasser.”
“Wie lange war ich weg, wieviel Uhr haben wir?”, kreischte ich. “Clive müsste längst hier sein, du musst verschwinden.”
“Oh, Gott, Schatz!” Er drückte mich an sich. “Was regst du dich so auf? Clive weiß doch von uns.”
“WAS?” Ich verschluckte mich fast.
“Aber ja, es war damals auf der Uni. Ihr seid zusammengezogen – ihr wart so vertraut miteinander und ich ... eines Morgens hab ich ihn vor seinem Hörsaal abgefangen und ihm gesagt, er solle gefälligst seine fettigen Griffel von dir lassen. Dass du nur mich liebst und dass du mir gehörst.”
Mir wurde schwarz vor Augen. Dann hatte Clive die ganze Zeit gewusst ...
Braden deutete mein Entsetzen falsch. “Er wollte es einfach nicht verstehen, ich musste ihm eins auf die Nase geben.”
“Und er hat sich nicht gewehrt!”, stellte ich fest.
“Woher weißt du das?”
“Sonst wären mir deine lädierten Rippen und dein Kieferbruch aufgefallen.”, sagte ich sarkastisch und fragte mich gleichzeitig, ob der Cut in Clives Unterlippe von Bradens Faust stammte. Ich konnte nicht fassen, wie leichtfertig und überheblich Braden war, sich mit solch einem Gegner anzulegen.
“Clive hätte dich fertiggemacht, wenn er gewollt hätte.” Abrupt schüttelte ich Bradens Arme ab und stand auf. Er hatte mich damals also einfach so vor Clive geoutet, ohne mir auch nur ein Wort davon zu sagen. Das alles war irgendwie zu viel für mich und ich bekam tatsächlich so etwas wie einen Nervenzusammenbruch. Eiskalt rieselte es mir durch die Adern. Ich zitterte und sogar meine Zähne klapperten von all dem Adrenalin.
Clive wusste also auch, dass ich lange nicht über Braden hinweggekommen war und er schwieg, um meine Gefühle zu schonen. Oh Gott, war das peinlich! Er hatte mir die Illusion gelassen, das Geheimnis meiner Homosexualität sei unentdeckt. Ich hatte mich die ganze Zeit vor Clive zum Affen gemacht mit meinem Gerede von ‚Dani‘ und den anderen Frauen. Erst jetzt konnte ich halbwegs ermessen, was für ein Freund Clive war.
Ich atmete tief ein und die Wut auf Braden gab mir Kraft.
“Du gehst jetzt sofort durch diese Tür und verschwindest!”, sagte ich kalt. „Ich will nicht, dass du da bist, wenn er kommt. Ich habe dich zehn Jahre nicht vermisst und ich brauche dich auch jetzt nicht.”
Braden lächelte und blieb ostentativ sitzen. Die Sonne pinselte rotgoldene Reflexe in sein halblanges, braunes Haar.
“Du lügst”, sagte er leise und bohrte mir seinen Zeigefinger in die Brust. “Ich war und werde immer tief in deinen Eingeweiden sitzen wie du in meinen. Weißt du noch, wann wir uns zum ersten Mal geküsst haben? Da warst du fünf und hast mir dein Eis geschenkt, weil ich dich gegen diesen Rüpel Mike

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