Hintergangen
euren Geheimnissen erzählst. Vor mir würde er doch bestimmt keine Geheimnisse haben.«
Alexa hat aber bloß schüchtern gelächelt.
»Er hat gesagt, du wärst die Letzte , der ich es sagen soll, weil du nämlich nicht clever bist so wie ich. Ich hab dich aber trotzdem lieb, Laura. Du bist immer nett zu mir. Können wir jetzt bitte über etwas anderes reden?«
Wir haben dann das Thema gewechselt, aber meine Sorgen waren natürlich groß. Als Hugo erst nach einer halben Stunde wiedergekommen ist, habe ich vermutet, dass er mit dem Arzt etwas ausgeheckt hatte, und seinem hochmütigen Lächeln nach zu urteilen, würde es mir mit Sicherheit nicht gefallen.
»Alexa, Liebling, die Schwester bringt dich ein Weilchen hinaus. Ich muss mit Laura allein reden. Dann verabschiede dich jetzt von ihr, ich komme gleich nach.«
Die innige Umarmung von Alexa hat mir fast das Herz gebrochen. Dann ist sie mit der Pflegerin davongehüpft.
»Laura, du siehst ja schon viel besser aus. Ich habe mit dem Arzt gesprochen, und wir sind übereingekommen, dass du vielleicht noch eine gewisse Zeit hierbleiben solltest, etwa ein halbes Jahr noch, und dass ich dich während dieser Zeit auf deine Rückkehr in die Welt vorbereiten sollte.«
Mir war klar, dass ich ihm meine eigentliche Verfassung nicht zeigen sollte, doch ich musste verstehen, was er meinte.
»Ich verstehe nicht ganz, worauf ich vorbereitet werden muss, Hugo, obwohl ich natürlich froh bin, wenn ich hier wegkann.«
Das stimmte nicht ganz, wenn es bedeutet hätte, zu meinem alten Leben zurückkehren zu müssen. Das hatte ich allerdings auch nicht vor.
»Du musst jetzt zuhören und es genau verstehen. Ich bin schon einmal geschieden und habe nicht die Absicht, mich ein zweites Mal scheiden zu lassen. Einmal kann als Fehler interpretiert werden, zweimal zeigt schlechtes Urteilsvermögen. Du wirst dich weder von mir scheiden lassen noch irgendwelche Drohungen aussprechen oder Informationen über unser Zusammenleben verbreiten, die mich kompromittieren könnten. Du bleibst meine treue Gattin, und zwar solange ich es wünsche. Was unter meinem Dach vor sich geht, bleibt unter meinem Dach. Verstehst du das, Laura?«
Ich habe sehr mit meiner Selbstbeherrschung ringen müssen. Ich durfte zwar nicht alle meine Karten gleichzeitig auf den Tisch legen, aber diese Aussage konnte ich nicht so einfach akzeptieren. Ich habe aus dem Fenster geschaut und versucht, ganz nonchalant zu wirken.
»Und wenn ich dem nicht zustimme? Was passiert dann?«
»Oh, ganz einfach, Laura.« Hugo zögerte kurz. »Dann stirbst du.«
Vor Schreck bin ich herumgefahren und habe ihn zunächst bloß entsetzt angestarrt. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich meine Stimme wiedergefunden habe.
»Nicht zu fassen, was du da gerade gesagt hast, Hugo. Du hast soeben damit gedroht, einen Mord zu begehen!«
Er hat gelacht. Er hat tatsächlich gelacht .
»Das ist kein Mord, Laura, das ist ein Akt von Selbstschutz. Ich bin nicht bereit, mich von dir bloßstellen zu lassen. Es ist seit Langem bekannt, dass du unter extremen Depressionen leidest. Dein Tod durch eine Überdosis ebenjenes Medikaments, das du hier vor dem Weggehen verabreicht bekommen wirst, wäre ganz leicht zu erklären, und ich verspreche dir, es würde nie hinterfragt werden. Deine Krankenakte zeigt eine Reihe von Selbstmordversuchen – der Arzt und ich haben uns da inhaltlich gerade geeinigt. Die Entscheidung liegt also ganz bei dir.«
Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Und ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass er es ernst meinte.
»Und was heißt mit dir leben denn genau, Hugo?«
Er hat noch immer gelächelt, ohne jede Spur von Aufrichtigkeit.
»Keine Sorge, Laura. Ich werde dich nicht darum bitten, deine erbärmlichen Bemühungen im Schlafzimmer wieder aufzunehmen. Da findet sich reichlich williger Ersatz.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich seine Andeutung richtig verstanden hatte.
»Dass ich hierherkam, Hugo, wurde ausgelöst durch …«
Doch ich bin abrupt erstarrt, als ich die blanke Wut in Hugos Augen gesehen habe.
»Ich weiß, was es ausgelöst hat, Laura. Deine alberne Überreaktion auf eine völlig normale Sache. Dein Verhalten hat mir das Leben außerordentlich schwer gemacht, und das kann ich weder vergessen noch verzeihen. Aber so werden wir es machen.«
Und dann haben wir die Bedingungen besprochen, als wären es geschäftliche Verhandlungen beim Kauf eines Gebrauchtwagens. Ich kann ihn nicht verlassen und
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