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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Höher zumindest.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Wir sind der Thames Street gefolgt. Ich habe nicht gewagt, mich vom Ufer zu entfernen, weil wir uns dann todsicher verirrt hätten. Vielleicht finden wir auf dem Rückweg ja Zeit, ein wenig mehr von der Stadt zu sehen.«
    Sein Cousin führte sie nicht zur Halle, sondern in eines der zahllosen Nebengebäude. Sein Quartier?, fuhr es Simon durch den Kopf. Strohlager waren entlang der beiden Wände aufgereiht, die Wolldecken darauf ordentlich gefaltet. Ein Raum, der außer trockenen Schlafplätzen keinerlei Bequemlichkeit bot – soldatisch nüchtern. Er passte zu Richard, fand Simon.
    »Also?«, fragte der ältere Cousin neugierig, nachdem er die Tür geschlossen hatte. »Was bringt dich her? Oder euch, um genauer zu sein.«
    »Ich habe eine Botschaft für den König. Vom Sohn der Kaiserin.« Sie waren allein, und draußen im Hof hatte er niemanden in der Nähe des Gebäudes gesehen, trotzdem hatte er die Stimme gesenkt.
    Richards hingegen klang laut und verwundert. »Henry Plantagenet?«
    Simon tauschte einen verstohlenen Blick mit den Zwillingen, dann nickte er.
    »Sag nicht, du weißt, wo der Bengel steckt.«
    Simon hatte seinen Cousin immer gemocht, aber er kannte ihn kaum. Er wusste nicht, wie weit er ihm wirklich trauen konnte, und ging lieber kein Risiko ein. »Ich weiß, wo er war. Aber wir sind gleichzeitig von dem Ort aufgebrochen«, log er, »damit ich nichts auszuplaudern habe, verstehst du.«
    Richard nickte. »Und wie bist ausgerechnet du an den Sohn der verfluchten Kaiserin geraten?«
    »Durch einen Zufall.« Simon wies zu den Zwillingen hinüber. »Wir irrten mit einigen weiteren Gefährten durch die Midlands …« Er merkte kaum, dass er schon wieder gelogen hatte. Doch bis auf die Ortsangabe ihres Zusammentreffens blieb er im Großen und Ganzen bei der Wahrheit, beschränkte sich aber auf das Nötigste. »Und er hat mich gebeten, dem König eine Nachricht zu überbringen.«
    »Was für eine Nachricht?«, fragte Richard. Die Geschichte schien ihn zu faszinieren.
    Simon hob unbehaglich die Schultern. »Tut mir leid, Cousin. Aber ich habe geschworen, sie nur dem König selbst mitzuteilen.«
    Richard grinste breit und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Das überrascht mich nicht. Also schön. Dann wollen wir mal sehen, wie zäh dieses englische Ochsengespann ist, mit dem du hergereist bist, und was es so aushält, bevor du anfängst zu reden.«
    Ehe Simon noch ganz begriffen hatte, was sein Vetter sagte, hatte der einen durchdringenden Pfiff ausgestoßen. Krachend flog die Tür auf, und ein halbes Dutzend Wachsoldaten stürmte mit gezückten Waffen herein.
    Simon sprang einen Schritt zurück und brachte sein Schwert noch aus der Scheide, aber irgendwer packte seinen linken Arm und drehte ihn so grausam auf den Rücken, dass Simon die Waffe aus der Rechten fiel und er die Zähne zusammenbeißen musste, um still zu bleiben. Das wäre Henry niemals passiert, dachte er wütend, und dann fragte er sich: Mit welchem geheimen Zeichen mag er die Torwache veranlasst haben, ihre Kameraden herzuschicken? Nicht dass es irgendeine Rolle spielte. Trotzdem rätselte er darüber nach.
    Die Wachen hatten es schwer mit Wulfric und Godric. Keiner der wackeren Soldaten hatte Erfahrung im Kampf mit einem Gegner mit vier Armen und Beinen. Die vier Hände hielten vier Messer. Blut floss, ehe es zweien der Wachen gelang, die Zwillinge zu umrunden, sie gleichzeitig von hinten zu packen und ihnen je eine Klinge an die Kehle zu setzen.
    Godric und Wulfric tauschten einen Blick. Die vier Messer fielen in exakt demselben Moment zu Boden. Nicht einmal jetzt hörte diese perfekte Koordination auf, Simon zu faszinieren.
    »Na bitte«, sagte Richard de Clare zufrieden. »Das hätten wir.«
    Simon wandte den Kopf. Als er seinem Cousin ins Gesicht sah, überwog sein Zorn mit einem Mal seine Furcht. Er spuckte auf den Boden zu Richards Füßen. »Du bist ein niederträchtiger Bastard wie der Hurensohn, der dich gezeugt hat.«
    Richard hörte erwartungsgemäß auf zu lächeln, kam einen Schritt näher und schlug ihm die Faust in den Magen. Als Simon keuchend und mit zugekniffenen Augen am Boden lag, trat Richard noch einmal nach. Er traf genau dieselbe Stelle. »Sonst noch was?«, erkundigte er sich.
    Simon hörte ihn kaum. Tränen waren ihm in die Augen geschossen, die er um keinen Preis vergießen durfte, und ihm war so übel, dass er nicht wusste, wie er verhindern

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