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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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von ihm, ging bis zum Rand der Terrasse und sah hinaus in den dunklen Garten, in dem sich die Umrisse der Bäume schwarz vom tiefblauen Nachthimmel abhoben. Sie war sich der Gegenwart Jacks, der schweigend hinter ihr wartete, sehr bewusst.
    „Ich lehnte ab, weil es nicht anständig gewesen wäre, eine so ungleiche Verbindung einzugehen“, meinte sie nach einer Weile.
    „Ungleich im Sinne von Vermögen und Rang?“ Jack hörte sich ungläubig an. „Aber Sie sind die Tochter eines Baronets!“
    „Ich meinte, im Sinne von Zuneigung. Nicht alles lässt sich in Pfund und Penny abmessen, Mr. Kestrel.“
    „Nicht unbedingt eine Philosophie, die ich aus Ihrem Mund erwartet hätte, Miss Bowes.“
    „Wahrscheinlich nicht.“ Sally strich über das kühle, moosbewachsene Steingeländer. „Ich mag Greg sehr.“ Sie fragte sich, warum sie überhaupt versuchte, das Jack Kestrel zu erklären, der sie ohnehin nur für geldgierig hielt. „Ich kenne ihn schon sehr lange, und er war immer aufrichtig zu mir. Ich bin es ihm schuldig, seine Zuneigung zu mir nicht auszunutzen.“
    Wieder rechnete sie mit einer hämischen Bemerkung, aber er schwieg, und im Dunklen konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. „Solange Sie mit mir verlobt sind“, meinte er nach einer Weile, „werden Sie ihm aus dem Weg gehen.“
    Sally schüttelte den Kopf.„Sie können mir keine Vorschriften machen, Mr. Kestrel. Wir sind nicht richtig verlobt, und Sie haben keinerlei Anspruch auf mich.“
    Sie sah, dass Jack zornig einen Schritt auf sie zukam, und wich zurück. „Wenn Sie Holt wirklich so sehr schätzen wie Sie behaupten, wäre es klüger, auf mich zu hören.“
    „Weil Sie ihn sonst vielleicht zum Duell fordern?“
    „Richtig.“
    Sally klopfte gereizt auf die Balustrade. „Sie beide nehmen sich nicht viel“, stellte sie fest. „Ich glaube, Ihre Tante würde es nicht sehr zu schätzen wissen, wenn Sie versuchen, Stephen seiner Verwandten zu berauben.“
    „Wahrscheinlich nicht“, räumte er ein. Er sah sie nachdenklich an. „Sie haben versucht, Tante Otto zu überzeugen, Bertie nicht zu meinen Gunsten aus ihrem Testament zu streichen. Dafür danke ich Ihnen.“
    „Ich bin sicher, Sie haben genug Geld.“
    „Und Bertie nicht – vor allem wenn er Connie den Lebensstil ermöglichen will, den Sie erhoffen.“
    Sally zuckte die Achseln. Das hätte sie sich denken können. Er legte ihr Einschreiten so aus, dass sie versucht hatte, das Bestmögliche für Connie herauszuholen. Sie jedoch hatte nur verhindern wollen, dass Lady Ottoline ihr Testament wegen einer vorgetäuschten Verlobung änderte. „Falls Sie keinen besseren Einfall haben, werden wir morgen nach Gretna fahren. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, Ihren Cousin vor meiner Schwester zu retten“, schlug sie vor.
    „Wovon sprach Tante Otto, als sie sagte, davon würde ich Ihnen noch erzählen?“, wollte er unvermittelt wissen, als sie ihren Spaziergang die Terrasse entlang wieder aufnahmen.
    „Sie sagte, ich sollte nicht auf die Gerüchte über Sie hören.“ Sie lächelte. „Sie wollte mich wohl beschwichtigen, weil sie glaubt, ich sei tatsächlich mit Ihnen verlobt.“
    „Und haben Sie schon Gerüchte über mich gehört?“
    „Ja, natürlich“, sagte Sally. „Ich habe vieles über Ihre Flucht mit Merle Jameson gehört, aber ich brauche keine Beschwichtigungen, da ich nur für diese eine Nacht mit Ihnen verlobt bin.“ Sie erschauerte in dem kühlen Nachtwind, der vom See herüberwehte. Sosehr sie auch behaupten mochte, es wäre ihr gleichgültig – sie wusste, dass sie zu ihrer Schande eifersüchtig auf die andere Frau war, die einzige, die Jack je geliebt hatte. „Lassen Sie uns wieder hineingehen“, bat sie.
    Jack lächelte. „Einen Moment“, sagte er. „Wenn diese Nacht alles ist, was wir haben, dann wollen wir auch jede Minute davon auskosten.“ Er streckte die Hand aus und zog sie an sich. Er war warm und duftete nach seinem Rasierwasser und frischer Luft. Vor Sehnsucht schnürte sich Sally schmerzhaft die Kehle zusammen.
    Sie legte ihm eine Hand auf die weiße Hemdbrust. „Mr. Kestrel, vielleicht ist es Ihnen ja entgangen, aber wie ich schon sagte, ich mag Sie nicht besonders und Sie mich ebenfalls nicht. Nur ein äußerst arroganter Mann würde glauben, ich fiele ihm einfach so in die Arme, nach allem, was geschehen ist.“
    Jack hob die Hand und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Unter seiner Berührung überlief sie ein prickelndes

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