Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
Vom Netzwerk:
könnte ihr die Schuld an dem Zwischenfall geben? Er wusste, wozu Sweyn fähig war, und ihm war auch bekannt, wie sehr sie den Mann verabscheute. Daher wäre er gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, sie könnte irgendetwas mit ihm zu tun haben. Die Begegnung mit Sweyn hatte sie sichtlich beunruhigt, aber offenbar wollte sie nicht, dass er dem Zwischenfall auf den Grund ging. Hätte er es getan, wäre ihre Bestürzung wohl noch schlimmer geworden. Das wollte er nicht, vielmehr stand ihm der Sinn danach, etwas Beschwichtigendes zu sagen. Doch er wusste nicht, was er eigentlich sagen sollte. Auf jeden Fall war es ratsam, die Angelegenheit vorerst auf sich beruhen zu lassen. Später konnte er immer noch mit Eisenfaust reden.
    „Du bist hier nicht sicher. Geh zurück in dein Gemach, Elgiva, und bleib dort.“
    Auch wenn es eindeutig ein Befehl war, war sein Tonfall doch viel sanfter als erwartet. Sie war davon so überrascht, dass sie kein Wort herausbrachte, sondern nur bestätigend nickte und weiterging. Ironisch lächelnd sah er ihr nach. Ihm war durchaus nicht entgangen, wie erpicht sie darauf schien, seiner Nähe zu entkommen. Zu gern hätte er einen Grund gefunden, sie hierzubehalten, und einen Augenblick lang überlegte er, sie zurückzurufen. Aber dann würde sie ihm nur gehorchen, weil er es so wollte. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich an seiner Gesellschaft nicht erfreute, was schließlich auch kein Wunder war. Seufzend fragte er sich, wieso ihm das mit einem Mal wichtig war, wenn es ihn doch zuvor noch nie gekümmert hatte.
    Vor Erleichterung, nicht länger seine irritierende Gegenwart ertragen zu müssen, atmete Elgiva tief durch. Wulfrum hatte sich diesmal ausgesprochen sanftmütig gezeigt, doch es änderte nichts daran, dass er ein Eroberer war. Diese Tatsache durfte sie niemals vergessen. Noch immer meinte sie Sweyns Finger auf ihrem Arm zu spüren. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, was womöglich passiert wäre, hätte Eisenfaust sich nicht eingemischt. Die Frau gehört Wulfrum, hatte er gesagt. Sie fragte sich, ob Eisenfaust tatsächlich nur zufällig des Weges gekommen war. Der Jarl wachte über das, was ihm gehörte, und zweifellos würde er auch um alles kämpfen, was ihm gehörte – notfalls sogar dafür töten. Fröstelnd lief sie weiter, um in ihrem Gemach Schutz zu suchen, und schloss die inzwischen wieder reparierte Tür hinter sich, um wenigstens für eine Weile keine Wikinger sehen zu müssen.
    Kurz darauf betrat Osgifu das Gemach, und Elgiva schilderte ihr, was sie von Leofwine erfahren hatte. Mit wachsender Sorge hörte die ältere Frau zu.
    „Wir müssen diesen Männern helfen. Zu viele haben bereits ihr Leben gelassen.“
    Genau das hatte auch Elgiva überlegt. „Aber wie kommen wir von hier weg? Die Wachen des Jarls sind sehr aufmerksam.“
    Vor dem Frauengemach waren Männer postiert, ebenso am Tor zu Ravenswood und in regelmäßigen Abständen entlang der Palisade. Niemand konnte sich unbemerkt nähern oder entfernen.
    „Darauf weiß ich keine Antwort.“
    „Irgendwie muss es möglich sein.“
    Elgiva zerbrach sich den Kopf, um einen Plan zu ersinnen. Auf keinen Fall durfte sie Wulfrums Männer zu den Flüchtlingen führen, und genauso wenig wollte sie sich erwischen lassen und sich der Demütigung aussetzen, von ihm verhört zu werden.
    „Eine simple Tarnung könnte genügen“, meinte Osgifu und unterbrach damit ihren Gedankengang.
    „Eine Tarnung? Womit denn? Die Wachen werden sich von uns nichts vormachen lassen.“
    „Vielleicht doch, wenn wir es richtig anstellen. Die Leute sehen üblicherweise das, was sie sehen wollen. Die Wachen sind meiner Meinung nach in dieser Hinsicht nicht anders als andere Menschen auch.“
    „Was hast du vor?“
    Als Osgifu es ihr erklärte, lächelte Elgiva. Es war eine ganz einfache Idee, aber gerade deshalb konnte sie funktionieren.
    „Ich werde mit Hilda sprechen“, fuhr Osgifu fort. „Wir werden ihre Hilfe benötigen. Bis dahin können wir nur hoffen, dass Wulfrum nicht auf die Idee kommt, das Frauengemach aufzusuchen.“
    „Der Jarl muss nicht alles wissen“, hielt Elgiva dagegen.
    „Da hast du recht.“ Osgifu legte ihren alten grauen Umhang um und schlug die Kapuze hoch. „Glücklicherweise spielt das Wetter mit.“
    Der Frühling war bislang kühl und regnerisch gewesen, und den Tag über waren immer wieder Schauer vom Himmel gekommen. Einen besseren Grund gab es nicht, die Kapuze so tief ins Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher