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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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ohne diese Bedürfnisse je ausgelebt zu haben … Der Gedanke ließ ihn erneut schaudern.
    Er genoss das Geistesleben: neue Ideen, Diskussionen mit den Kollegen. Aber er liebte auch das Körperliche: das Wandern in den Bergen, einen Spaten zu schwingen und – er schämte sich nicht dafür – bei einer Frau zu liegen.
    Was machte schließlich einen Mann aus? Starke Arme, ein scharfer Verstand und starke Triebe. Welchen Grund zu leben hatte ein Mann noch, wenn eine dieser Eigenschaften fehlte?
    Sein Bruder war besser gestorben, als für den Rest des Lebens ein Krüppel zu sein. Jedenfalls hatte Duncan sich das eingeredet, als die Gewissensbisse ihn quälten.
    Und wenn John wirklich etwas derartiges zugestoßen war, würde das relativ geschützte Leben an der Universität für ihn genau das Richtige sein.
    Welche Verletzung der Junge auch hatte, er, Duncan, würde es mit der Zeit schon herausfinden. Der Bursche verlor seine weibische Schüchternheit bestimmt noch. Es gab nur wenige Geheimnisse, wenn dreißig Männer eng beisammen lebten.
    Mit dem ersten Glockenschlag trafen die jungen Männer ein, und über den ganzen Tag verteilt kamen immer mehr.
    Jane hielt sich im Hintergrund und beobachtete sie aufmerksam. Laut und prahlerisch schlugen sie einander auf die Schulter, boxten und umarmten sich und vollführten eine Art Begrüßungsritual.
    Sie füllten jede Ecke der Herberge. Aber sie nahmen sie mehr als nur physisch in Besitz. Ihre Vitalität drang bis in den letzten Schlupfwinkel des Hauses, und Jane hatte das Gefühl, dass selbst ihre Gedanken davon nicht unberührt blieben.
    Sie ließ Duncan nicht aus den Augen, damit sie in der Nähe war, wenn er jemanden brauchte. Sie war immer bereit, sauberes Leinen zu holen oder einem Studenten mitzuteilen, dass er dieses Jahr seine Kammer mit drei anderen statt mit zweien zu teilen hatte.
    „Ich bin für den Prinzipal hier“, verkündete sie jedem, der es hören wollte. Es klang so wichtig, als hätte sie „für den König“ gesagt.
    Und sie gab sich alle Mühe, nicht auf das zusammengerollte Stück Leinen zu schauen, dass sie sich vorne in ihre Hose gestopft hatte. Nur für den Fall, dass jemand da unten hinschaute.
    Später am Tag wünschte sie sich, sie könnte sich zwischen den Beinen kratzen, wohin die Stoffrolle gerutscht war, als zwei Scholaren an der Tür auftauchten.
    Als Duncan die beiden erblickte, benahm er sich nicht länger wie ein Prinzipal. Er umarmte den Größeren der beiden und schlug ihm auf den Rücken. Dann wandte er sich ab, hob die Fäuste und veranstaltete mit dem kleineren, stämmigen Mann einen spielerischen Boxkampf.
    Da war er endlich wieder, der ausgelassene Mann, den sie auf der Straße getroffen hatte. Jane blinzelte verwundert bei dieser Verwandlung. Diese Männer mussten für ihn von besonderer Bedeutung sein. Sie betrachtete sie ganz genau und redete sich ein, dass ihr Interesse an ihnen nichts mit Eifersucht zu tun hatte.
    „Oust fettal?“
    „Ahreet, marra. Owz it gan?“
    „Bay gud!“
    Duncans Akzent war ihrem Ohr vertraut, aber von diesem Kauderwelsch verstand sie kein Wort. Sie unterhielten sich in der Sprache des Nordens, auch wenn Jane glaubte, ein oder zwei lateinische Wörter aufgeschnappt zu haben.
    „Kommt“, sagte Duncan endlich, „für heute ist im Haus alles getan. Lasst uns feiern, bevor das Semester beginnt und die Büttel wieder die Bierschenken kontrollieren.“
    „Hol deine Laute“, sagte der Kleinere.
    „Das mach ich schon“, sagte Jane und rannte, ohne eine Erlaubnis abzuwarten, hinauf in Duncans Kammer.
    Als sie die Treppen herunterkam, das kostbare Instrument sorgsam im Arm haltend, drehte sich der kleinere Rothaarige um. „Und wer ist das?“
    Duncan sah über die Schulter. „Das ist Little John.“
    Sie reckte das Kinn vor und streckte die Hand aus.
    Der Rothaarige ergriff sie. Er sah sie, wie Duncan sie sah, und erkannte nicht das Mädchen unter der Tunika. „Henry of Warcop.“
    Der Größere ging gebeugt, hatte schüttere Haare und ein schmales Gesicht. „Geoffrey of Carlisle.“ Er drehte sich zu Duncan um. „Machst wohl eine Lateinschule auf, was?“
    Duncan seufzte. „Die Geschichte erzähle ich lieber bei einem vollen Krug.“ Jane reichte ihm die Laute und gab acht, dass sie dabei nicht seine Finger berührte. Er beachtete sie kaum. „Kommt. Ich will Neuigkeiten von zu Hause hören.“
    Sie räusperte sich und hustete.
    „Na gut, komm mit, Bürschchen“, rief ihr Duncan über die

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