Historical Band 303
es ihnen sogar, die Steine nur lose aufzuschichten. Bram wusste genau, wo die unbefestigte Stelle war. Sie würde ihnen ermöglichen, in die Burg einzudringen und die Gefangenen zu befreien.
„Ich kann die Männer in die Burg führen, damit sie Callum befreien“, sagte er. „Und wenn sie meinen Anweisungen folgen, können sie ihn rausholen, bevor die Engländer auch nur merken, dass wir in der Festung sind.“
Nairna verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Willst du wirklich nach Cairnross zurück, nach allem, was sie dir dort angetan haben?“ Sie sah ihn an, und in ihren Augen standen tausend Fragen, die er nicht beantworten wollte.
Er verdrängte die Erinnerungen. Die Vergangenheit durfte keinen Einfluss haben auf das, was er tun musste. „Ich habe keine andere Wahl.“
„Wie lange wirst du fort sein?“, fragte sie.
„Wenn wir schnell reiten, brauchen wir vier Tage. Und dann wieder vier Tage zurück.“
Er rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Ein heftiges Pochen in seinem Kopf kündigte Kopfschmerzen an, und er merkte, wie seine Hände zu zittern begannen. Er atmete ein, zwei Mal tief durch, um das Zittern zu beruhigen.
Aber er konnte genau so wenig seine zitternden Hände beruhigen, wie er seinem Herz befehlen konnte, mit dem Schlagen aufzuhören. Es versetzte seinem Stolz einen Schlag und er hasste es, dass Nairna ihn so sah.
Sie legte ihm ihre kühle Hand auf die Stirn. „Alles ist gut, Bram“, flüsterte sie. „Wenn du morgen nach Cairnross reitest, musst du jetzt schlafen.“
„Ich kann nicht schlafen, Nairna. Ich werde es nie wieder können.“
„Versuch es.“ Sie legte ihm die Fingerspitzen auf die Lider. Bram schloss die Augen und sog den zarten Duft ihrer Haut ein. Auch wenn sich die Gedanken in seinem Kopf jagten, weil er nicht aufhören konnte, sich um Callum zu sorgen, tröstete ihn doch die Berührung seiner Frau.
Nichts wünschte er sich mehr, als dass Nairnas Gegenwart seine Albträume vertrieb. Aber er bezweifelte, dass das je geschehen würde.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich dich noch einmal in einen Kampf ziehen lassen muss“, sagte sie. Ihre Hand ruhte immer noch auf seinen Augen, als könnte sie ihn so in den Schlaf zwingen.
Ihre Berührung war so leicht wie ein Schmetterling – und dennoch erwachte in ihm ein leichtes Unbehagen. Jeder Kampf barg ein Risiko. Vor dem Wiedersehen mit Nairna war ihm sein eigenes Schicksal egal gewesen. Fiel er im Kampf, dann musste es eben so sein.
Aber jetzt hatte er einen Grund, zurückzukommen.
Nairna wusste, dass Bram nicht schlief, auch wenn er die Augen geschlossen hatte. Sie dachte an all die Geschichten, die man sich über Lord Cairnross erzählte und ihr schauderte. Man sagte, dass der englische König Edward ihn geschickt habe. Aber nicht, um sich mit den Schotten zu verbünden, sondern um sie auszulöschen.
Manche glaubten, Cairnross habe mit Hilfe der Schwarzen Künste seine Burg gebaut. Denn keiner konnte sich vorstellen, wie er den Bau so schnell hatte vollenden können. Jetzt war klar, dass er sie mit Hilfe des Bluts und des Schweißes seiner Sklaven gebaut hatte.
Und Bram war einer von ihnen gewesen.
Selbst wenn sie die Sache mit etwas Abstand betrachtete, sorgte sie sich wegen Brams Suche nach Callum. Sie wollte ihn nicht fortreiten sehen oder noch einmal Angst haben müssen, er könnte nie wieder zurückkommen. Sie krallte die Hände in die Wolldecke, ihre Augen brannten. Heute Nacht war er ihr so nahe gewesen wie noch nie, hatte solche Gefühle in ihr geweckt, dass es ihr unmöglich war, nicht davon berührt zu sein. Sie wollte wieder für ihn sorgen, wollte die Zeit zurückdrehen und wieder die Braut sein, die sie einmal war.
Aber Bram war nicht mehr der Junge von damals. Er hatte jetzt Bedürfnisse, die über Essen und Schlaf hinausgingen. Er brauchte sie. Mehr als Nahrung oder Wasser.
Sein Körper war ihr so nah, dass sie seine Wärme spüren konnte. Nairna rutschte unruhig auf der Matratze hin und her. Ihr Hemd knäuelte sich zwischen ihren Oberschenkeln. Immerfort musste sie an Brams Mund auf ihrer Haut denken und an die Welle von Gefühlen, die sie dabei überrollt hatte und die geheime Stelle zwischen ihren Schenkeln feucht werden ließ.
Aye, es war jetzt anders zwischen ihnen. Sie sehnte sich nicht mehr wie früher nach scheuen, gestohlenen Augenblicken. Jetzt ersehnte sie etwas anderes. Etwas, das die wachsende Unruhe in ihrem Innern beruhigte. Langsam rutschte sie zu ihm, bis
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