Historical Band 303
ihre Körper sich berührten. Bram legte den Arm um ihre Taille und zog sie eng an sich. Er presste das Gesicht in ihre Haare, und sie konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren. Seine Berührung weckte seltsame, drängende Gefühle in ihr. Etwas in ihr wollte sich zu ihm umdrehen und ihn küssen. Sie wollte, dass er all die Jahre vergessen machte – und sie wusste, dass er es konnte.
Die Versuchung war groß, und sie sehnte sich danach, dass er ihre innere Leere ausfüllte. Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Nase streifte seine, ihr Mund nur einen Spaltbreit von seinem entfernt.
„Was ist, a ghaoil ?“, fragte Bram und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Die zärtliche Geste ließ sie zögern. Sie wusste ja nicht, ob er überhaupt bei ihr liegen wollte. Sie besaß keine Erfahrung in der Kunst der Verführung und wusste nicht, was ihm gefallen könnte.
Als sie ihn an sich zog, schmiegten sich ihre Brüste an ihn. Sie legte das Knie über seines, und er erstarrte, als er ihre nackte Haut fühlte.
Er rührte sich nicht, noch ließ er sich anmerken, dass er jetzt anderer Meinung war, was ihr Beisammensein betraf. Nairna verließ der Mut. Sie spürte, wie sie vor Verlegenheit rot wurde.
Schüchtern zog sie ein Bein zurück, rollte weg von Bram und schloss die Augen. „Möge dir morgen nichts zustoßen.“ Es war alles, was sie herausbrachte, bevor sie sich abwandte.
Am folgenden Morgen stand Bram in der Dämmerung auf, um sich für den Ritt vorzubereiten. Nairnas Gesicht sah im Schlaf weich aus, ihre Lippen lockten ihn, sie zu küssen. Aber wenn er es wagte, würde er nicht mehr aufhören können. Nur mit Gottes Hilfe war es ihm gelungen, während der Nacht die Hände von ihr zu lassen.
Als sie ihn umarmte, hatte er nicht gewusst, was sie von ihm wollte. Wollte sie ihm nur Gute Nacht sagen? Oder hatte sie versucht, ihm ihre Zuneigung zu zeigen?
Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, hatte sie ihm alles Gute gewünscht und ihm den Rücken zugedreht. Der Rest der Nacht war nicht angenehm gewesen. Sein Verlangen hatte ihn fast verrückt gemacht. Er hatte sich kaum getraut, dicht neben ihr zu schlafen, aus Angst, er könnte die Beherrschung verlieren und sie einfach an sich reißen.
Er hätte ihr gern Lebewohl gesagt, aber dann zog er es vor, sie lieber so wie sie dalag in Erinnerung zu behalten. Er nahm einen ihrer Reithandschuhe und steckte ein kleines Geschenk hinein.
Dann schloss er die Tür hinter sich. Alex und Ross waren schon dabei, ihre Pferde zu satteln und Vorräte aufzuladen. Bram ging quer über den Burghof auf sie zu.
Sein jüngerer Bruder Dougal stand bei ihnen und warf ihnen wütende Blicke zu. „Ich will aber mit euch reiten!“, schmollte er wie ein kleines Kind.
„Nicht, solange ich atme.“ Ein Junge von vierzehn Jahren war zu jung für einen solchen Kampf. Bram betrachtete ihn. In seinen Augen erkannte er sich selbst wieder. Auch er war einmal so hitzköpfig und wild entschlossen gewesen.
Mit etwas milderer Stimme fügte er hinzu: „Ich brauche dich hier. Einer muss doch auf Nairna und Laren und all die anderen aufpassen.“
„Ihr werdet mich nicht hier zurücklassen!“ Dougal ließ nicht locker. „Ich kann besser kämpfen als ihr beide. Außerdem meint Alex sowieso, dass du nicht kräftig genug bist für den Ritt. Ich habe es ihn sagen hören gestern Abend.“
Bram verzog keine Miene. „Du kommst trotzdem nicht mit.“
„Doch. Wenn ihr weg seid, folge ich euch einfach.“ Das trotzige Gesicht des Jungen verriet, dass es ihm ernst war. „Wenn ihr weg seid, könnt ihr mich nicht daran hindern.“
Bram packte ihn beim Handgelenk. Dougal schrie auf, als sein Bruder ihn, an den anderen vorbei, mit sich zerrte. In der Nähe des Stalls fand Bram einen Strick. Und während Dougal fluchend um sich schlug, fesselte er ihn und band die Strickenden an einen Pfosten. „Du wirst nirgendwo hingehen, Bürschchen!“
Es war ihm egal, dass er seinen Bruder demütigte. Was zählte, war Dougals Sicherheit. Das Seil saß nicht so fest, dass es ihn verletzt hätte. Es hinderte ihn nur daran, ihnen zu folgen. Und es war auch lang genug, so dass Dougal im Stall Schutz suchen konnte, falls es regnete.
„Ich hasse dich!“, tobte Dougal und zerrte an seinen Fesseln. „Hoffentlich kehrst du nie mehr zurück.“
Bram ging zu seinem Pferd. Er wusste, dass Dougals Wut ihn so etwas sagen ließ. Trotzdem hatten die gehässigen Worte den gewünschten Effekt. Es bekümmerte ihn, dass sein
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