HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
wünschte, er hätte sich jemand anderen als Scharfrichter ausgesucht“, sagte Rafe. Ein bitterer Zug lag um seinen Mund. Dann lächelte er Shanna an und hob das Glas. „Trinkst du mit mir, kleine Shanna? Lass uns auf den Tag anstoßen, an dem ich zurückkomme und mir wieder das nehme, was mir gehört. Wie könnte ich auch nicht wiederkommen, wo ich doch deinen Talisman habe, der mich beschützen wird?“
Shanna errötete und trank einen größeren Schluck, als sie beabsichtigt hatte. Sie musste husten. Rafe lachte leise. Dieses Lachen werde ich bis zu meiner Rückkehr im Herzen bewahren, dachte sie. Daran würde sie denken, wenn sie in dunklen Stunden nicht schlafen konnte. Sein Lachen, seine Augen, seine Arme, als er sie umschlungen hielt, und seine Lippen, die ihre Sinne entflammt hatten. Tausend Tode würde sie sterben, bis er wieder auf die Plantage ritt, aber in ihrem Herzen wusste sie, dass er zurückkommen würde. Er musste …!
„Du – und Wayne …“, begann Rafe.
„Ich bleibe, weil dein Vater mir ein Heim geboten hat und ich ihn mag. Dein Bruder – das ist eine andere Sache. Am liebsten würde ich nie wieder mit ihm sprechen. Eine Heirat kommt nie für mich infrage“, antwortete Shanna.
„Hüte dich vor ihm! Er ist hinterlistig … und skrupellos. Ich frage mich, wie viele Menschen ihn unterschätzt und dafür teuer bezahlt haben.“ Seine Blicke wanderten von Shannas Gesicht zu der kostbaren Kaminuhr. „Es wird Zeit für mich“, sagte er und setzte den Hut auf.
„Verabschiedest du dich nicht von deinem Vater?“, fragte Shanna, als er die Handschuhe mit den Stulpen überstreifte. Es war noch nicht acht Uhr, und Alexander würde frühestens in einer Stunde herunterkommen. Sie hatte erfahren, dass er seit der Rückkehr seines Ältesten auf dem Zimmer frühstückte.
„Warum? Wenn er merkt, dass ich weg bin, wird er bestimmt ein Dankgebet zum Himmel schicken“, antwortete Rafe verbittert.
„Aber du musst ihm doch das Duell mit Claude erklären. Du hast gehört, was Wayne gesagt hat. Alle werden glauben …“
„Dass ich den Mann ermordet habe, um seine Frau zu bekommen. Lass sie! Ich bin nicht da, und mein Vater hat ein dickes Fell. Er übersteht jeden Klatsch. Wayne wird natürlich darin baden. Das ist seine Chance, mir das Messer in den Rücken zu stechen und es auch noch zu drehen.“
„Und das willst du hinnehmen?“, flüsterte Shanna. Seine Gelassenheit, die Situation hinzunehmen, erstaunte sie. Nein, man würde ihm keine Schuld geben. Nicht, solange sie es verhindern konnte!
„Wenn ich zurückkomme, wird es eine endgültige Abrechnung geben“, erklärte Rafe und ging zur Tür. Auf der Schwelle blieb er stehen und warf noch einen letzten Blick auf das Zimmer. Als er zu Shanna kam, erschien wieder das spöttische Lächeln auf seinem Gesicht, das sie so gut kannte. Dahinter verbarg er seine echten Gefühle. „Und wir müssen dann auch einiges klären … falls du nicht durchgebrannt bist und einen reichen Pfeffersack in Savannah geheiratet hast. Nein, komm nicht mit nach unten. Bleibe hier, bis ich weg bin.“
Shanna wollte protestieren, aber da hatte er bereits die Tür hinter sich geschlossen. Wie betäubt ging sie zum Fenster und wartete auf sein Erscheinen im Hof.
Leon hatte sein Pferd gesattelt. Nicht Balthazar, sondern einen anderen Hengst. Rafe überließ einem vertrauenswürdigen Sklaven sein Lieblingstier und Wildwood einer jungen Frau, die ihm mit Tränen nachschaute, während ihr Herz von der Liebe, die sie hatte verleugnen wollen, beinahe in Stücke gerissen wurde. Sie konnte ihn nicht wegreiten lassen, ohne ihm diese Liebe zu gestehen!
Doch als sie auf die Veranda kam, übersprang Rafe auf seinem Pferd bereits den Zaun der Koppel. Gleich darauf war er nicht mehr zu sehen. Shanna setzte sich in einen Sessel und rang nach Fassung. Hannah und Abraham schauten aus einiger Entfernung zu ihr herüber.
„Machen Sie sich wegen Master Rafe keine Sorgen, Miss Shanna“, tröstete Leon sie. „Er ist schneller wieder da, als Sie denken.“ Aber seine Worte stießen auf taube Ohren.
„Feigling!“, sagte Alexander plötzlich. Er stand hinter Shanna. „Er tötet einen meiner ältesten Freunde und reitet dann wie der Dieb in der Nacht davon, weil er nicht wagt, mir ins Gesicht zu sehen.“
Shanna betrachtete Alexanders Gesicht. Sie sah nicht nur Verärgerung, sondern auch Schmerz. Großen Schmerz. Aber für wen? Galt er ihm selbst? Rafe? Oder Claude LaFontaine? Sie
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