HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
dort getan?“, flüsterte Shanna. „Was ist mit der Frau … mit Mrs. LaFontaine. Was haben Sie mit ihr gemacht?“
„LaFontaine? Na, das ist mal ein komischer Name.“ Der Yankee grinste noch breiter. Er musterte Shanna von Kopf bis Fuß. Anscheinend gefiel ihm, was er sah. Er gehörte zu einer Vorhut, welche die Gegend erkunden sollte. Sein kommandierender Offizier war mit einer anderen Abteilung irgendwo weiter hinten, während die Haupttruppe nach Savannah vorrückte. Allerdings lautete der strikte Befehl von oben, keinerlei Ärger zu provozieren. Doch jetzt war kein Offizier zur Stelle, der ihn zur Verantwortung ziehen konnte … „Die Nigger haben gesagt, dass sie die Frau oben tot vorgefunden haben, als sie das Haus geplündert haben.“
„Ich glaube Ihnen nicht!“
„Ist mir doch egal, was Sie glauben, Lady. Jemand hat sie erledigt, ehe wir hinkamen. Schade. Das war ’ne verdammt hübsche Frau. Von dem Aufseher – na, von dem war nicht mehr viel übrig. Sie haben ihn zu Tode gepeitscht und in Stücke geschnitten und die überall verteilt.“
Damaris und Hanson waren beide tot! Und Wayne lebte und saß sicher in Wildwood.
„Na schön, Junge, du kannst dir mit dem Umbringen so viel Zeit lassen, wie du willst. Ich kann mit meiner Zeit Besseres anfangen.“ Der Soldat griff nach Shanna. Sie schrie auf, als seine dreckigen Finger ihre Handgelenke umschlossen. „Du und ich wollen uns mal näher kennenlernen, kleine Lady.“
Er zerrte Shanna zum Haus hin. Da holte sie den kleinen Derringer aus der Rocktasche, wo sie ihn vor knapp zehn Minuten hineingesteckt hatte. Sie richtete ihn auf den Soldaten und sagte mit zitternder Stimme: „Lassen Sie mich los, oder ich schieße.“
Ihre Stimme war nicht so fest, wie sie es sich gewünscht hätte, aber ihre Hand mit der Pistole zitterte nicht. Der Soldat sah an ihrer entschlossenen Miene, dass sie es ernst meinte. Er ließ sie los, grinste jedoch immer noch. Dann streckte er wieder die Hand nach ihr aus.
Da ertönte hinter Shanna eine Stimme. „Lassen Sie die Frau in Ruhe, Soldat, oder ich erschieße Sie.“
Der Yankee-Major stieg vom Pferd. Er war in mittleren Jahren und trug einen Bart. Er war ein alter Haudegen, der genug hatte vom Krieg und von den blutigen Gräueltaten der Unions-Soldaten, die einen sechzig Meilen breiten Pfad des Grauens durchs Herz von Georgia bahnten. Sherman brüstete sich in seinem Bericht damit, dass er dem Land und den militärischen Einrichtungen über einhundert Millionen Dollar Schaden zugefügt habe. Der alte Soldat jedoch sah die verbrannten Häuser und die verhärmten Gesichter vor sich, die sie überall zurückgelassen hatten. Er fand nicht, dass man darauf besonders stolz sein sollte.
„Ich muss mich für das Benehmen dieses Manns entschuldigen, Ma’am. Ich kann Ihnen versichern, dass es während der kurzen Dauer unseres Hierseins nicht wieder vorkommen wird.“
„Ich danke Ihnen für Ihr Einschreiten, Sir“, sagte Shanna und steckte den Derringer wieder in die Tasche, anstatt die Pistole dem Major zu übergeben, der die Hand danach ausgestreckt hatte. „Zum ersten Mal bin ich einem Yankee begegnet, der ein Gentleman ist. Ich wünschte, Sie wären früher gekommen. Ihre Männer haben gerade damit begonnen, unser Vieh zu schlachten und unsere Scheunen niederzubrennen.“
„Unglücklicherweise ist das notwendig. Ich habe meine Befehle, die ich ausführen muss, auch wenn es mir leidtut. Rufen Sie bitte Ihre Neger zusammen, Ma’am, damit ich sie informieren kann, dass sie frei sind. Danach hoffe ich, dass Sie sich abseits halten und uns das tun lassen, was wir müssen, ohne dass jemandem ein Leid geschieht.“
„Es gibt hier keine Sklaven“, erklärte Shanna stolz. „Unsere Leute sind frei. Sie bleiben bei uns, weil sie das wollen. Fragen Sie sie nur, wenn Sie mir nicht glauben. Leon, sag es dem Major.“
Shanna drehte sich um. Ein Soldat beugte sich über Rafe. Sie lief hin und stieß den Mann weg.
„Lassen Sie ihn in Ruhe!“
Ein junger Mann mit feuerrotem Haar blickte ihr entgegen. Er lächelte. „Keine Angst, Ma’am. Ich bin Arzt, und dieser Mann braucht mich. Könnte der Neger ihn ins Haus tragen?“ Er richtete sich auf. Leon nahm Rafe auf die Arme und trug ihn ins Haus. Auf dem Rasen waren überall Pferde, welche die Blumenrabatten zertrampelten. Ein Schwein rannte quiekend an Shanna vorbei, verfolgt von zwei lachenden Soldaten. „So, wo ist jetzt die Frau? Ah, dort drüben!“
Der Arzt winkte
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