HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
ertönte. Hastig eilte sie dem Hilferuf nach und blieb auf der Schwelle eines billig herausgeputzten Zimmerchens stehen. Verblüfft starrte sie hinein.
Der wackere Vikar, der während ihrer kurzen Unterhaltungen so unangreifbar und überheblich gewirkt hatte, war über einen roten Samtsessel gebeugt, und sein nacktes Gesäß ragte in die Höhe. Über ihm stand eine seltsam kostümierte Frau mit einer Peitsche in der Hand. Es war eine für Georgiana so schockierende Szene, dass sie ihr ursprüngliches Ansinnen völlig vergaß. Sie fragte sich, warum er überhaupt in dieser Position verblieb; schließlich war er nicht gefesselt.
Er schien vielmehr die Bestrafung durch die Frau zu genießen. Georgiana konnte sehen, dass es sich um keine gewöhnliche Peitsche, sondern um eine aus weichem Material handelte, die das Hinterteil des Vikars weiter nicht verletzte. Er wand sich, als ob er sich auf die Behandlung freute, selbst wenn er dabei jammerte und um Gnade flehte.
Die Frau, die hohe Stiefel trug und außer einem engen Soldatenmantel nichts weiter am Leib hatte, schien völlig gelangweilt. Zwischendurch brachte sie eine echte Peitsche zum Einsatz, die sie laut auf den Boden schnalzen ließ, um dann wieder gähnend die falsche für Hawkins zu benutzen.
Die ganze Situation wirkte so bizarr, dass Georgiana einerseits der Mund offen stand und sie andererseits einen unbändigen Drang zu lachen verspürte. Wie angewurzelt stand sie in der Tür, bis sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte. Es war natürlich Ashdowne, doch ihre Nerven waren so gespannt, dass sie entsetzt zur Seite sprang und damit die Aufmerksamkeit der Frau auf sich zog.
Sie drehte sich zu ihnen um, wobei sie eher ärgerlich als überrascht zu sein schien. „Ein Kunde nach dem anderen“, schnauzte sie wütend und wandte sich Mr. Hawkins zu. „Wenn das Ihre Idee ist, dann vergessen Sie es. Ich arbeite allein. Ich bin Künstlerin und lasse mich auf keine von Ihren Orgien ein.“
„Was?“ Der Vikar hob den Kopf und verschluckte sich vor Schreck. Eilig zog er die Hose hoch, während er wieder auf die Beine zu kommen suchte. „Was machen Sie hier?“, rief er und starrte Georgiana und Ashdowne entsetzt an. Dann wandte er sich der Frau zu. „Wenn Sie glauben, dass Sie mich erpressen können, dann täuschen Sie sich. Sie werden keinen Penny aus mir herausholen.“
„Nun warten Sie mal, Mister! Ich kenne die zwei gar nicht“, sagte sie.
„Entschuldigen Sie die Unterbrechung“, meinte Georgiana, die das Gefühl hatte, dass es besser war, einzugreifen. „Aber ich ermittle gerade im Fall eines Diebstahls, und ich glaube, dass Sie etwas darüber wissen.“
„Ich?“, kreischte die Frau. „Ich weiß überhaupt nichts über einen Diebstahl, Miss. Ich tue nur das, wofür sie mich bezahlen, und wenn sie, während ihre Hosen unten sind, ein paar Münzen verlieren, dann kann man mir das nicht vorwerfen!“
„Beruhigen Sie sich, Madam, wir wollen nicht mit Ihnen, sondern mit Ihrem Kunden sprechen“, sagte der Marquess und trat einen Schritt ins Zimmer. Leise sagte er etwas zu der Frau, und Georgiana vermutete, dass er ihr Geld gab, denn sie lächelte.
„Nun, dann werde ich Sie wohl Ihren Geschäften überlassen“, sagte sie und ging hinaus.
Hawkins kochte vor Zorn. „Was haben Sie hier überhaupt zu suchen?“, bellte er, auch wenn es ihm schwerfiel, würdevoll zu erscheinen, während er seine Hose festhielt.
Ashdowne ließ sich davon nicht beeindrucken. Er nahm die kleine Peitsche der Frau in die Hand und spielte ein wenig damit herum, um den Vikar dann verächtlich anzuschauen. „Haben Sie deshalb Ihre letzte Stelle verloren?“, erkundigte er sich mit täuschend sanfter Stimme. „Weil Sie Ihren weiblichen Gemeindemitgliedern ein wenig zu nahe kamen?“
„Das habe ich nicht getan! Es ist alles Lord Fallows Schuld! Ich habe mich nur um seine Frau gekümmert, solange er fort war. Doch plötzlich nahm er Anstoß daran und warf mich ohne jeden Grund hinaus“, erwiderte Hawkins. „Und was ich privat mache, geht niemanden außer mir etwas an.“
„Solange Sie es nicht mit der Frau eines anderen tun“, bemerkte Ashdowne sarkastisch.
„Lassen wir das gut sein“, unterbrach Georgiana. „Wir sind wegen Lady Culpeppers Kette da. Wenn Sie sie sofort zurückgeben, werden wir versuchen, die Dame zu überreden, Sie nicht anzuzeigen.“
Hawkins schaute sie so verständnislos an, dass ihr ein Schauer der Vorahnung den Rücken hinunterlief. Entweder
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