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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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angeschlagen hatte. "Übrigens", fügte sie hinzu, "werden sie sofort ruhig, wenn sie Eurer ansichtig werden."
    Nicholas Spencer zog die dunklen Brauen zusammen. Rosalind gab es nicht gern zu, aber es machte ihr Spaß, ihn zu reizen. Sie wusste, dass es ihn ärgerte, wenn seine Anwesenheit in der Schankstube sich wie gespenstisches Schweigen über Gelächter und fröhliche Stimmung legte. Das hinwiederum wollte er auch nicht. Dabei brauchte er sich nur zu seinen Leuten zu setzen, wenn sie sich ruhig verhalten sollten! Der Lord Lieutenant regierte sein Gebiet wie der König sein Reich, mit herrischen Befehlen und gebieterischen Anordnungen. Jetzt aber schien sie seine eiserne Ruhe gebrochen zu haben.
    "Rechnet nicht damit, dass der König Euch großzügig entschädigt, wenn sie Euch aus den Händen gleiten und eines Nachts hier alles kurz und klein schlagen", warnte er fast drohend. "Und morgen beabsichtige ich, in aller Form das Kommando über die Festung zu übernehmen. Ich erwarte, dass sich die Einwohner friedlich und besonnen entlang der Straße aufstellen, wenn ich mit meinen Leuten als Abgesandter unseres Königs dorthin reite."
    "Ihr wollt ausziehen?" fragte Rosalind ein bisschen zu eifrig.
    "Noch ist mein Quartier nicht völlig fertig gestellt, aber es ist bald so weit. Da Ihr einigen Einfluss habt, würde ich es begrüßen, wenn Ihr dafür sorgen würdet, dass die Leute in gebührender Weise unseren Weg säumen. Aus London sind uns jetzt Pferde geschickt worden und Ersatz für die verlorenen Vorräte. So dürfte es angezeigt sein, dass die Bewohner von Deal uns ihre Ehrerbietung und ihren Respekt bekunden – und damit zugleich dem König selbst, wenn wir die Garnison offiziell auf die Festung verlegen."
    Nur mit Mühe gelang es Rosalind, ihr Temperament und ihre Zunge im Zaum zu halten. Wie konnte er fordern, dass die Bürger von Deal den König ehrten, der sie zugrunde richten wollte! Wie konnte er es wagen, ihr selbst Befehle zu erteilen wie einem seiner Lakaien! Zornbebend stellte sie fest, dass sie ausweglos zwischen ihrem Verlangen nach Ehre und Widerstand und der Notwendigkeit zu Botmäßigkeit und Ausflüchten gefangen war. Am liebsten würde sie allen sagen, sie sollten Lehmklumpen und faule Eier zu seiner Parade mitbringen. Doch sie dachte an ihre Schmugglerbande und beruhigte sich schnell.
    "Ich werde dafür sorgen, dass es allen bekannt gemacht wird", erwiderte Rosalind mit Zurückhaltung.
    "So sind wir uns also einig, dass Ihr mir bei meinen beiden Anliegen helfen werdet?"
    Ihre Blicke trafen sich und hielten sich fest. Seine schlaue Wortwahl wie "einig sein" und "Anliegen" konnte sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass er es sich immer noch erlaubte, ihr zu befehlen.
    "Ich werde mein Möglichstes versuchen, Lord Spencer. Aber ich habe nicht die Macht, die Leute zu etwas zu zwingen, das sie nicht tun wollen."
    "Wenn das bedeutet, dass ich die Macht dazu habe, dann werde ich Euch Rosalind nennen."
    Rosalind wusste nicht, ob ihr das Lachen oder das Weinen näher war. Was war nur los mit ihr! Und sie hatte einmal gedacht, von Franklin Stanway drohe Gefahr!
    "Nochmals, Mylord, ich werde es versuchen. Guten Tag."
    Rosalind griff nach der Klinke, betrat ihre Kammer und schloss schnell die Tür hinter sich. Schwer lehnte sie sich gegen die Wand. Glaubte er, er könnte sie mit scheinheiligen Vertraulichkeiten ködern! Sie hörte, wie der Abgesandte des Königs auf der anderen Seite des Flures die Tür zufallen ließ, und sank auf den Stuhl neben dem Tisch, um ihre Gedanken zu sammeln.
     
    "Wird sie uns helfen, Mylord?" fragte Stephen Delancey gespannt.
    "In dem Maße, wie ich hoffen konnte."
    "Das Eis scheint zu schmelzen, ja?"
    "Aber es bläst noch ein verdammt kalter Wind, Delancey", fügte Nicholas grimmig hinzu und nahm die Zeichnungen auf, die Franklin Stanway von der Festung – von den Verliesen bis zur Brustwehr – angefertigt hatte. "Sie ist sehr zugeknöpft, doch gerade das bekräftigt meine Vermutung. Ich verbürge mich dafür, dass, wer immer auch die Schmuggler anführt, sich hier mit seinen Männern trifft. Sie haben Übung darin, sich zu verstellen. Dazu kommt der Zusammenhalt unter Nachbarn und alles das. Diese Schenke hatte so viele Gäste, wer will unter ihnen Schmuggler ausmachen? Aber die Wirtin müsste es wissen."
    Während seiner Rede hatte Nick die Dinge zusammengepackt, die er in der Burg brauchen würde. "Die Sache ist die: Ich muss noch ein bisschen vertrauter werden mit

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