Historical Lords & Ladies Band 39
Manor stets fröhlich, umgänglich und guter Dinge gewesen war. Auch jetzt lächelte sie gewinnend; in ihren grünen Augen entdeckte er jedoch einen wachsamen Ausdruck.
Sie reichte ihm die Hand und sagte höflich: „Guten Tag, Mylord. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich wusste nicht, dass Sie soeben eingetroffen sind.“
Galant hob er Miss Mannerings Hand zum Kuss an die Lippen und fragte dann mit flüchtigem Blick auf ihr modisch frisiertes Haar: „Haben Sie Ihre langen Locken abschneiden lassen, Miss Antonia?“
„Nein“, antwortete sie lächelnd. „Sie sind nur geschickt aufgesteckt.“
Jäh hatte Philip den Wunsch, nachzuprüfen, ob die Fülle ihres blonden Haars tatsächlich noch vorhanden war, bezwang ihn jedoch und sagte in sachlichem Ton: „Darf ich bekannt machen? Hugo, Viscount Satterley, ein guter Freund. Miss Mannering, die Nichte meiner Stiefmutter.“
„Sehr erfreut“, äußerte Hugo charmant und verneigte sich.
„Guten Tag, Sir“, erwiderte sie freundlich.
„Mir scheint, Sie haben endlich den anhaltenden Bitten meiner Stiefmutter nachgegeben“, sagte Philip trocken.
„Ja, da das Trauerjahr zu Ende war.“
„Es freut mich, dass Sie sich dazu entschlossen haben“, erwiderte Philip seltsam erleichtert. „Hoffentlich haben Sie einen längeren Aufenthalt vorgesehen. Meine Stiefmutter wird Ihre Anwesenheit bestimmt sehr begrüßen.“
„Nun, es hängt von mehreren Umständen ab, wie lange mein Bruder und ich verweilen werden“, entgegnete Antonia ausweichend. „Verzeihen Sie, dass ich Sie hier in der Halle aufgehalten habe. Vermutlich möchten Sie sich nach der Reise erfrischen. Tee im Salon?“
Philip sah den bestürzten Blick des Freundes und äußerte schmunzelnd: „Etwas Stärkeres wäre uns lieber, nicht wahr, Hugo?“
Antonia winkte den Butler herbei und trug ihm auf, im Gesellschaftszimmer Cognac für die Herren zu servieren.
Fenton verbeugte sich und ging würdevoll die Treppe hinauf.
„Meine Tante hat geschlafen, ist vorhin jedoch wach geworden“, wandte Antonia sich an Lord Ruthven. „Ich werde ihr mitteilen, dass Sie hier sind, Sir.“
„Gut! In einer halben Stunde mache ich ihr die Aufwartung.“
„Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würden, meine Herren.“
„Ich freue mich darauf, Sie bei Tisch wiederzusehen, Miss Mannering“, sagte Hugo strahlend.
Klopfenden Herzens drehte Antonia sich um und kehrte in die Bel Etage zurück. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so viel Haltung bedurfte, ihre List in die Tat umzusetzen. Sie ermahnte sich, standhaft zu sein und dem nun begonnenen Anfang die nächsten Schritte folgen zu lassen.
Sie liebte Ruthven Manor und hatte, als sie es wiedersah, das Gefühl gehabt, nach Haus zu kommen, eher hierher zu gehören denn nach Mannering Park. Dieses Bewusstsein, dazu die für die Tante empfundene Zuneigung und vor allem die Erkenntnis, dass es mit vierundzwanzig Jahren für sie an der Zeit war, sich zu vermählen, waren ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen, die Einladung nach Ruthven Manor anzunehmen.
Da für sie nur magere Aussichten bestanden, eine gute Partie zu machen, der Jugendfreund hingegen noch ledig war, hatte sie beschlossen, ihn zu umgarnen. Sollte er sich nicht in sie verlieben, hatte sie sich damit abzufinden. Einen Versuch musste sie jedoch zumindest wagen.
Verdutzt schaute Philip den ihr unverhohlen hingerissen hinterhersehenden Freund an. Hugo war jedoch derart in ihren Anblick versunken, dass er den befremdeten Blick nicht bemerkte.
Hugo bewunderte ihre grazile Erscheinung, bis sie seiner Sicht entzogen war, räusperte sich dann und fragte grinsend: „Also, genehmigen wir uns jetzt einen guten Schluck, Philip?“
Stirnrunzelnd nickte Philip und suchte mit ihm das im oberen Stockwerk gelegene Gesellschaftszimmer auf. Fenton hatte den Cognac schon serviert und sich zurückgezogen. „Nimm Platz“, forderte er den Freund auf, setzte sich in einen Sessel und ergriff eines der bereitgestellten Gläser.
Hugo ließ sich auf dem Sofa nieder, prostete Philip zu und sagte, nachdem er einen Schluck getrunken hatte: „Der Name Mannering ist mir geläufig, aber ich weiß nicht, wo die Familie ansässig ist.“
„In Yorkshire.“
„Kein Wunder, dass mir entfallen war, wo sie lebt, wenn sie in dieser Wildnis hausen“, erwiderte Hugo grinsend.
„Nun, so wüst, wie du Yorkshire hinstellst, ist es dort nicht“, widersprach Philip. „Und der Stammsitz der Mannerings soll, wie mir
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