Historical Saison Band 06
befunden.“ Ihre Stimme klang ganz weit weg, hörte sich an wie ein fernes Echo, als ob sich das, wovon sie sprach, vor langer Zeit und bei jemand anderem zugetragen hätte. Es war, als könnte sie es nicht ertragen, die Erinnerungen noch einmal näherkommen zu lassen. „Ich wusste, dass ich dir von dem Kind erzählen musste, egal was zwischen uns vorgefallen war, und auch wenn du mich nicht mehr länger wolltest. Also habe ich dir geschrieben.“
Sie hatte ihm geschrieben? „Aber …“
„Nein.“ Ihre trostlose Stimme unterbrach ihn. „Der Brief wurde niemals abgeschickt. Ich hatte eine Fehlgeburt, nachdem ich Tante Mary, meine Patentante, erreicht hatte. Der Arzt, der nach mir sah, meinte, es sei sehr wahrscheinlich, dass ich keine Kinder bekommen könnte, weil ich das Baby so früh verloren habe.“
„Oh, mein Gott“, flüsterte Anthony. Schmerz und Entsetzen erfassten ihn, als er sich vorstellte, welche Qualen, welche Ängste und was für eine bittere Einsamkeit sie durchlitten hatte. Sie hatte die ganze Zeit über in dem Glauben gelebt, er hätte sie für immer fallen gelassen. Und dass es ihm bei ihrer Heirat um nichts anderes als um einen Erben gegangen war. Kein Wunder, dass sie nicht zu ihm zurückgekommen war.
Mit zitternden Händen zog er sie wieder an sich und wiegte sie zärtlich in seinen Armen, wobei er erneut sein Gesicht an ihr duftendes Haar schmiegte. „Mein armer Schatz“, flüsterte er. „Es ist alles in Ordnung. Jetzt bin ich wieder bei dir.“
Georgie verspürte mit einem Mal eine innere Ruhe. Endlich hatte sie es ausgesprochen, endlich wusste er Bescheid. Egal, wie er später entscheiden würde, in diesem Moment hielt er sie fest in den Armen, spendete ihr den Trost, den ihr verwundetes Herz so dringend benötigte. Sie schmiegte sich ganz dicht an ihn und wollte ihn nie wieder loslassen. Und dennoch wusste sie, dass sie ihn loslassen musste. Doch als sie sich aus seiner Umarmung winden wollte, zog er sie nur noch fester an sich. Seine Arme hielten sie umschlossen, zitternd fuhren seine Finger durch ihr Haar, streichelten ihr Gesicht. Seine Zärtlichkeit umgab sie, seine Zuneigung und Wärme waren da, wo vorher nur noch tödliche Kälte und Verzweiflung geherrscht hatten.
„Anthony, was soll werden, wenn ich dir tatsächlich kein Kind schenken kann?“
„Es spielt keine Rolle, Georgie. Es geht mir um dich. Ich will dich und nur dich. Du gehörst zu mir, und ich werde dich nie wieder fortlassen.“ Seine Stimme klang heiser und bebte.
„Aber …“
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen, mit einem Kuss, der all das ausdrückte, was er nicht in Worte fassen konnte, all seine Sehnsucht und all sein Verlangen.
Er begehrte sie mit einer Heftigkeit und Dringlichkeit, die sich nur noch schwer beherrschen ließ. Er rang um Kontrolle und schaute ihr in die Augen, die ihn zärtlich und leidenschaftlich anblickten. Er brauchte sie mehr als den nächsten Atemzug. Die Nacht hatte sich um sie herum ausgebreitet – dunkel und verführerisch. Wenn er die Kissen von den Sitzen nahm … Nein. Er holte tief Luft und zwang sich zur Zurückhaltung. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, warum Marcus sich hier oben mit Miss Devereaux hatte treffen wollen, und das Letzte, was er gebrauchen konnte, waren Unterbrechungen.
„Anthony?“ Die Unsicherheit in ihrer Stimme schmerzte ihn. Er musste es ihr sagen, zeigen, er musste ihr beweisen, wie sehr er sie brauchte, wie sehr er sie liebte. Aber …
„Nicht hier“, flüsterte er. Dann hob er sie in seine Arme.
Georgie umschlang seinen Nacken, als er sie nach unten trug. Ihr kamen so viele Gedanken auf einmal in den Sinn. Alles schien durcheinander geraten zu sein. Er konnte sie nicht wollen, aber – er machte die Schlafzimmertür mit einem Fuß hinter ihnen zu, durchschritt den Raum und legte sie sanft auf seinem Bett ab. Ihr Bett. Ihr Hochzeitsbett.
Durch die Fenster drang Mondschein ein und tauchte das Zimmer in ein milchiges Licht. Anthony schaute ihr voller Verlangen in die Augen. „Wo ist dein Ehering?“
Verunsichert und zögerlich antwortete sie: „I…in meiner Tasche. Sie steht neben deinem Schreibtisch.“
Er warf ihr einen belustigten Blick zu. „Kein Wunder, dass du neulich nicht wolltest, dass ich in die Tasche schaue.“ Er ging zum Tisch und kniete sich neben die Tasche. Wenig später richtete er sich wieder auf und drehte sich zu ihr. Der Ring baumelte an einer Kette von seinen Fingern.
„I…ich habe ihn
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