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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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seinem vertrauten Gefängnis um. Timms hatte die andere Tür, die zum Gang führte, außer Acht gelassen. Sie war seit seiner Ankunft verschlossen, aber natürlich nur, um ihn zu schützen, nicht um ihn einzusperren. Der Schlüssel steckte nach wie vor innen.
    Marcus ließ ihn in seine Tasche gleiten und dachte nach. Es passte nicht zu Timms, dass er die zweite Tür vergessen hatte. Bestimmt will er, dass ich den Schlüssel an mich nehme, dachte Marcus. Der Diener hatte es sicher nicht aus Treulosigkeit gegenüber seinem Herrn getan, davon konnte keine Rede sein. Doch Timms kannte Anthony besser als jeder andere. Er rechnete offenkundig damit, dass der Major es hinterher schwer bereuen würde, wenn er seinen Freund im Zorn an die Justiz auslieferte. Aber wird seine tiefe Verärgerung über mich je nachlassen? Timms hat mir einen Handlungsspielraum geben wollen, entschied Marcus.
    Er stellte sich vor das Fenster und blickte nach draußen. Es war eine schöne und klare Herbstnacht. Das Netz der funkelnden Sterne, das sich vor dem tiefen Blau des Firmaments abzeichnete, erinnerte ihn an die Nächte auf der Iberischen Halbinsel, als er und Anthony im Kampf Seite an Seite rasch zu besten Freunden geworden waren. Und das waren sie auch immer noch, oder etwa nicht? Eine Freundschaft, die so stark war wie die ihre, konnte doch nicht an diesem einzigen dummen Vorfall mit dem Frauenporträt zerbrechen.
    Das Klopfen war so leise, dass er es beinahe überhört hätte. Doch es wiederholte sich und kam von der Korridortür. Dort war jemand – jemand, der sich um Unauffälligkeit bemühte.
    Rasch durchschritt er das schmale Zimmer und legte ein Ohr an die Tür. „Wer ist da?“, fragte er leise.
    „Dent, Sir. Lady Mardons Zofe.“
    Nahmen die riskanten Ausflüge dieser Frau nie ein Ende? Zwar lag die Tür in einem Winkel, sodass man sie nicht sah, wenn man auf die anderen Zimmer des Gangs zusteuerte, aber Timms konnte jeden Moment zurückkommen. „Amy“, flüsterte er besorgt, „Sie haben wohl den Verstand verloren, hierher zu kommen. Haben Sie denn nicht schon genug aufs Spiel gesetzt?“
    „Ich habe nicht mehr als Sie riskiert, Sir“, erwiderte sie ruhig. „Weil Sie mich gerettet haben, haben Sie sich in Gefahr gebracht. Das weiß ich jetzt.“
    „Unsinn!“, log Marcus aufgebracht.
    „Ich habe ein paar Informationen“, fuhr sie ungerührt fort und ignorierte seinen Ärger. „Ich weiß nicht, ob sie für Sie von Nutzen sind, aber ich habe in Mr Lyndhurst-Flints Schlafzimmer einen Brief überflogen. Er versucht, sich Geld zu leihen, und gibt als Sicherheit die Aussicht an, den Major zu beerben.“
    Marcus hielt die Luft an und verzog das Gesicht. Ja, das passte gut zu William. Er war so geldgierig, dass er alles dafür tun würde … fast alles zumindest. Aber er war schließlich immer noch ein Gentleman, oder etwa nicht? Er konnte doch nicht verantwortlich sein für …“
    „Sir?“
    „Danke, Madam, für die Information. Aber bitte gehen Sie jetzt! Man wird Sie entdecken, wenn Sie noch länger bleiben. Ich …“
    „Miss Dent?“
    Es war Timms’ Stimme. Marcus hörte Amy vor Schreck nach Luft schnappen.
    „Darf ich erfahren, was Sie hier zu suchen haben, Miss Dent?“
    „Ich kam, um mit dem Gentleman da drinnen zu sprechen und mich bei ihm zu bedanken.“
    Timms räusperte sich geräuschvoll. „Nun … Wollen Sie sich bei Ihrer Herrin über Mr Lyndhurst-Flint beschweren?“
    „Nein, aber …“
    „Ich muss Sie ausdrücklich bitten, nicht mehr mit dem Mann da drinnen zu reden, Miss Dent. Der Major hat strenge Anweisungen gegeben. Sie haben das natürlich nicht mitbekommen, deshalb kann ich darüber hinwegsehen. Aber nur dieses eine Mal.“
    Sie antwortete nicht. Marcus stellte sich vor, wie sie sich leise entfernte, aber er war nicht ganz sicher, ihre Schritte vernommen zu haben.
    Er wusste es erst mit Bestimmtheit, als Timms durch die Verbindungstür, die ins Schlafzimmer führte, eintrat. Er brachte heißes Wasser und Handtücher. „Wenn man Sie schon ins Gefängnis schafft, sollten Sie besser wie ein echter Gentleman aussehen“, bemerkte er und wiederholte damit Marcus’ eigene Gedanken.
    Mittlerweile verdunkelten Wolken den Himmel. Wie schade. Womöglich würde es ausgerechnet bei Anthonys Jagdgesellschaft regnen. Seine alte Setterhündin würde ebenso verschmutzt wie übel riechend zurückkommen und den Dreck in der Bibliothek verteilen.
    Marcus schritt auf und ab. Eigentlich hätte er längst

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