Historical Saison Band 15
plötzlich so sanft, wie Caroline sie noch nie gehört hatte. „Du brauchst dich nicht zu sorgen, Wyn. Ich bin hier und werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.“
Caroline fragte sich, vor wem Bennett ihren Sohn beschützen wollte. Vor dem Gewitter oder vor ihr?
Bennett hatte seinem Sohn versprochen, dass sie von keiner Flut überrollt werden würden. Aber als er sich zu Caroline und Wyn in sein altes Bett zwängte, war ihm, als würde er aufs offene Meer hinausgezogen.
Sein Bett mit jemandem zu teilen, hatte ihm noch nie behagt. Selbst in den frühen Tagen seiner Ehe war er nur ungern nach dem Liebesspiel bei Caroline geblieben, weil ihn ihre Gegenwart daran erinnerte, wie leicht er von der Leidenschaft überwältigt werden konnte. Außerdem hatte er immer befürchtet, seine Braut erwarte noch mehr von ihm – etwas, das er unfähig zu geben war.
Doch wenn er wollte, dass Wyn sich ihm zukehrte in den schwierigen Zeiten, die ihnen bevorstanden, dann musste er schon heute beginnen, über seinen Schatten zu springen.
„Ich habe sehr viel heftigere Stürme auf Tresco erlebt als den hier.“ Die Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken, denn er sprach nicht gern über jene frühen Jahre – ganz besonders die glücklichen Zeiten, die er mit seiner Mutter verbracht hatte. Sie waren verschwunden, ebenso endgültig und unwiederbringlich wie das sagenhafte Lyonesse.
„Wirklich?“, fragte der Kleine skeptisch. „Wann?“
„Als ich in deinem Alter war. Ich kam damals mit meiner Mutter hierher. Das hier war einst mein Bett.“
„Oh.“ Er klang, als könnte er sich nicht vorstellen, dass sein Vater einmal ein Kind gewesen war. „Bist du mit deiner Mama und deinem Papa gekommen?“
Die unschuldige Frage traf ihn wie ein Schlag, den er eigentlich hätte voraussehen müssen. „Nur mit meiner Mutter. Wir kamen mehrere Jahre jeden Herbst hierher, und jenes eine Mal …“
„Wie war deine Mama?“
Vielleicht lag es daran, dass er nach so vielen Jahren wieder in diesem Haus war, aber Bennetts Erinnerung an seine Mutter war plötzlich sehr viel lebendiger. Einerseits machte ihn das froh, andererseits erschreckte es ihn.
„Wir werden ein anderes Mal über sie sprechen. Jetzt möchte ich dir von jenem Sturm erzählen. Außer Wind und Regen gab es Blitz und Donner, der so laut war, dass man glaubte, der Himmel würde auseinanderbrechen.“
„Hattest du große Angst?“, fragte sein Sohn atemlos.
Nicht ganz sicher, welche Antwort Wyn hören wollte, blieb Bennett bei der Wahrheit. „Oh ja, sehr große Angst.“
Seine Mutter hatte ihn gehalten, den Kopf gestreichelt und leise eine Melodie gesummt, um ihn zu beruhigen. Inmitten des wildesten Aufruhrs war sie ein ruhender Pol für ihn gewesen. So ungern Bennett es zugab, so bestätigte diese Erinnerung doch einiges von dem, was Caroline über die Bedürfnisse ihres Sohnes gesagt hatte.
„Nach einer Weile ließ der Sturm aber nach und ein riesiger, strahlender Regenbogen erschien am Himmel.“ Er fuhr fort, leise auf den Kleinen einzureden, erzählte ihm von den schönsten Orten auf der Insel – von den Schlössern an der Nordwestküste, von Piper’s Hole, einer enormen, unterirdischen Höhle, die angeblich zu einer der anderen Inseln führte, auf denen viele Vogelkolonien ihr Heim gefunden hatten.
Eben noch erzählte Bennett von den alten Ruinen der Abtei – und schon im nächsten Moment, wie ihm schien, erwachte er im rosigen Morgenlicht, einen Arm fürsorglich über seine Frau und seinen Sohn gelegt. Der erste Versuch, den Arm zu bewegen, misslang, als würde diese Stellung ihm nur allzu gut gefallen.
So entspannt schlafend – die blonden Locken um ihr schönes Gesicht leicht zerzaust – sah Caroline jung und verletzlich aus. Bennetts plötzlicher Impuls auf diesen Anblick war, sie vor aller Welt beschützen zu wollen. Doch die Erfahrung lehrte ihn, dass eine Frau wie sie jederzeit einen Mann fand, der ihr seinen Schutz anbieten würde. Sehr viel mehr sollte er daran denken, seinen Sohn und seinen guten Ruf zu schützen. In beiden Fällen war Caroline eine Bedrohung.
Dieser Gedanke gab ihm die Kraft, die er brauchte, um den Arm zu heben und den Blick von seiner Gattin abzuwenden.
5. KAPITEL
A ls sie am nächsten Morgen erwachte, hieß Caroline erleichtert die wundervolle Ruhe nach dem Sturm willkommen. Der Regen prasselte nicht mehr gegen die Scheiben, der Wind hatte aufgehört, zu heulen und gegen das Haus zu wüten. In der Ferne
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