Historical Saison Band 15
Kleine!“
Arabella presste eine Faust auf ihren Mund und wandte sich ab. Dass sie einem Zusammenbruch nahe war, sollte ihre Mutter nicht sehen.
„Aber diese neue Arbeit, die du gefunden hast, ist wirklich ein Segen“, meinte Mrs Tatton, „die Antwort auf unsere Gebete. Ohne diese Stellung würden wir alle im Armenhaus landen.“
Bei diesem Gedanken schloss Arabella sekundenlang die Augen. Lieber würde ich sterben …
Archie brachte ihr einen mit Wasser gefüllten Becher, und sie nahm einen Schluck. Den Rest überließ sie ihrer Mutter.
Danach streckten sich der kleine Junge und seine Großmutter auf der Matratze aus, in die graue Wolldecke gehüllt.
„Letzte Nacht wurden wir immer wieder von einem schrecklichen Lärm da draußen geweckt“, erklärte Mrs Tatton, und Arabella nickte verständnisvoll. Zweifellos hatten betrunkene Männer gegrölt und zuchtlose Frauen kreischend gelacht.
Arabella breitete eine zweite Decke auf dem Boden neben der Matratze aus und legte sich darauf. Mit ihrem Umhang und dem Schal ihrer Mutter zugedeckt, spürte sie den kleinen Körper ihres Sohnes an ihrer Seite. Archie kuschelte sich an sie, und sie küsste sein zerzaustes dunkles Haar. „Alles wird gut“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Bald schlummerte er ein, und sie hörte seine leisen, flachen, rhythmischen Atemzüge, kurz danach die pfeifenden Geräusche, die aus den Lungen ihrer dösenden Mutter drangen.
Obwohl Arabella letzte Nacht kein Auge zugetan hatte, würde sie auch jetzt keinen Schlaf finden, weil sie von wirren Gedanken verfolgt wurde. Und alle drehten sich um Dominic Furneaux.
Als sie an die erotische Szene in dem schwarzen Bett dachte, musste sie beinahe weinen. Vor Scham und Wut und einer bittersüßen, tiefen Wehmut. So schmerzlich war die Erinnerung an frühere Zeiten. Damals hatte sie sich ihm in reiner Liebe hingeben – und an seine Liebe geglaubt. Jetzt zürnte sie nicht nur ihm, sondern auch sich selbst.
Denn sobald sie gestern Abend seinen vertrauten Duft gerochen hatte, nach Bergamotte, Seife und Dominic Furneaux, war sie unfähig gewesen, ihr Verlangen zu zügeln. Und als er sie nahm – nicht aus Liebe, wer sie war, wusste er gar nicht –, hießen ihre verräterischen Lippen und ihr Körper ihn willkommen, erkannten seine Küsse und die Liebkosungen seiner Hände entzückt wieder. Ohne Rücksicht auf ihre verletzten Gefühle hatte sie in der intimen Nähe geschwelgt. Und das beschämte sie noch tiefer als die Tatsache, dass sie sich ihm verkauft hatte.
Nun wollte er sie erneut kaufen, für längere Zeit. Wann immer ihn nach ihr gelüstete, müsste sie ihm zur Verfügung stehen, dem Mann, der ihr Herz gebrochen hatte.
So raffiniert waren seine Lügen damals gewesen, all die geheuchelten Beteuerungen und Liebesschwüre hatte sie geglaubt …
Sollte sie sich einem solch gewissenlosen Schurken auf Gedeih und Verderb ausliefern, ihm Nacht für Nacht zu Willen sein und die schmachvolle Begierde ihres Körpers verbergen? Konnte sie sich einem Mann unterwerfen, der sie nicht liebte und für eine Hure hielt?
Verzweifelt schlug sie ihre Hände vors Gesicht, denn sie kannte die Antwort auf diese Fragen. Und sie wusste auch, was ihr drohte, wenn sie Dominic Furneaux’ Angebot ablehnte.
Nur zu lebhaft entsann sie sich, wie die Gentlemen am Vorabend in Mrs Silvers Salon getreten waren, dachte an die Panik angesichts der albtraumhaften Nacht, die ihr bevorstehen würde, wenn sie ihren Körper einem Fremden verkaufen musste.
Und dann dachte sie an die bittere Not, in der sie mit ihrer Familie dahinvegetierte. Da wusste sie es – sie konnte nur eine einzige Entscheidung treffen. Allerdings gab es gewisse Aspekte, die sie bei den Verhandlungen mit Dominic penibel beachten musste.
Unwillkürlich überlegte sie, wie sein und ihr Leben verlaufen wäre, wenn er sie geliebt und getreu seinem Versprechen geheiratet hätte …
Schon am frühen Abend traf Dominic in Mrs Silvers Haus ein, diesmal ohne seine Freunde. Im Salon saßen die Frauen, in die verschiedenen Farben gehüllt, wie es dem Namen des Bordells entsprach.
Nur die Farbe Schwarz fehlte. Also war Arabella nicht hier, und eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Würden sich die Dinge vielleicht doch nicht so entwickeln, wie er es geplant hatte?
„Die Vielfalt ist die Würze des Lebens, Euer Gnaden. Darf ich Sie mit einer anderen Farbe verlocken?“ Mrs Silver wies auf die Mädchen, die ihn hingerissen anstarrten.
„Nein, danke, ich
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