Historical Saison Band 16 (German Edition)
geballt.
„Isabelle? Was ist los?“
Langsam wandte sie sich um. Sie fühlte sich verwirrt und gehetzt und hatte das Gefühl, als würde eine schwere Last auf ihren Schultern ruhen. Als sie zum Bett hinüberschaute, traf sie der fragende Blick ihrer Großmutter. Sie würde ihr alles erzählen müssen. Es gab keine andere Lösung.
5. KAPITEL
B elle befürchtete, ihre Großmutter könnte der Schlag treffen, während sie ihr zögernd erzählte, was in der Nacht geschehen war, in der Lord Bingham den Straßenräuber gespielt und was sich später noch ereignet hatte. Als sie mit ihrem Bericht fertig war, verharrte ihre Großmutter eine Weile nachdenklich. Sie respektierte das Schweigen und unterdrückte ihre schmerzliche Ängstlichkeit.
Schließlich hob die ältere Frau den Blick und schaute sie an. Belle erschauerte, als sie den Zorn und die Enttäuschung in den Augen ihrer Großmutter sah.
„Ich bin furchtbar schockiert, Isabelle. Wirklich sehr schockiert.“
„Es gut mir so leid, Großmutter.“
„Es tut dir leid? Was du getan hast, ist empörend, Isabelle. Zusätzlich zu allem anderen war es eine Schande, das Haus und das Schlafzimmer eines Mannes zu betreten, noch dazu eines stadtbekannten Verführers. Weißt du überhaupt, was du getan hast? Kein anständiger Mann wird dich jetzt noch wollen. Hat er dich berührt?“
Angesichts des Ärgers und der Besorgnis ihrer Großmutter wuchs ihre Angst, und Belle überlegte tatsächlich, ob sie eine Lüge erzählen sollte. Doch die wachsende Röte ihrer Wangen erzählte ihre eigene Geschichte.
„Er hat es also getan.“ Die Stimme der Countess war leise und zitterte. „Du dummes, dummes Mädchen. Die Antwort steht dir im Gesicht geschrieben.“
„Reg dich bitte nicht auf, Großmutter. Es war meine Schuld. Ich … ich hätte nicht dorthin gehen sollen.“
„Wenigstens das hast du begriffen. Vielleicht verstehst du nicht die Tragweite dessen, was du getan hast, aber er tut es. Er ist genau wie sein Großvater – benutzt Frauen, um sich mit ihnen zu amüsieren und serviert sie anschließend ab. Ich werde nicht zulassen, dass Lance Bingham das mit dir macht. Er muss nun das tun, was sich geziemt.“
„Oh, bitte“, brach es aus Belle heraus. Sie hatte keine Ahnung, was genau ihre Großmutter meinte. „Er hat nichts so Schlimmes getan. Es war nur ein Kuss, nicht mehr.“
„Das war genug“, stellte die Countess mit eisiger Ruhe fest. „Vergiss nicht, dass du dich schon vorher wegen deiner Liaison mit Carlton Robinson in den Augen der Gesellschaft auf dünnem Eis bewegt hast. Ein weiterer Skandal wird deinen Ruf endgültig ruinieren. Deine Reputation war in dem Moment zerstört, in dem du Lord Binghams Haus betreten hast. Damit hast du dir jede Möglichkeit auf eine respektable Ehe zerstört. Und damit nicht genug, wurde dein liederliches Verhalten von den Spitzen der Londoner Gesellschaft beobachtet. Du wurdest gesehen, als du mit ihm die Treppe herunterkamst. Also wird jeder vollkommen richtig vermutet haben, dass du mit ihm in seinem Schlafzimmer warst. Kein anderer Mann wird dich jetzt noch wollen. Sobald der Skandal bekannt wird – tatsächlich wäre ich erstaunt, wenn die Geschichte nicht bereits die Runde gemacht hätte –, wirst du auf der schwarzen Liste stehen. Wir müssen sofort mit ihm reden, das ist dir doch wohl klar?“
„Ich würde Lord Bingham am liebsten nie mehr wiedersehen“, murmelte Belle in kläglichem Ton.
Ihre Großmutter verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Du hast keine Wahl – du bedauernswertes Mädchen. Ich bin überrascht, dass er nach all der Mühe, die er sich gemacht hatte, um die Diamanten zu bekommen, überzeugt werden konnte, sie wieder herzugeben.“
„Das hat er nicht getan. Ich … ich habe sie mir genommen, als er nicht hinschaute. Er hat mir erzählt, sie würden ihm gehören, doch das habe ich ihm nicht geglaubt. Ist es etwa wahr, Großmutter?“
„Ja, es stimmt, und wenn ich gewusst hätte, was geschehen ist, hätte ich sie ihm überlassen. Du hättest mich mit ihm verhandeln lassen sollen. Was hast du dir nur gedacht?“
„Welche Geschichte steckt hinter den Diamanten?“, fragte Belle. „Willst du sie mir nicht erzählen?“
„Denk jetzt nicht darüber nach. Im Moment ist nur wichtig, wie wir es schaffen, dich aus dieser schmutzigen Affäre herauszubekommen, ohne deinen Ruf vollkommen zu ruinieren.“
Lady Harworth war stolz darauf, eine Realistin zu sein, und nachdem sie kurz
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