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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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im Vorteil. Wie Rafe war auch Blythe davon überzeugt, daß Seth nicht bloß drohte. Nichts bedeutete ihm mehr als ein Mensch, der auf ihn angewiesen war, nicht einmal sie, Blythe, oder sein Bruder. Dieses Pflichtbewußtsein hatte Blythe oft genug in der Vergangenheit erfahren. Deshalb lagen jetzt Blythes Hände wie gelähmt auf Rafes Gelenken, ohne den Strick richtig festzuziehen.
    Seth übergab ihr die Waffe und griff nach den Enden, die immerhin schon genug verknüpft waren, um Rafe daran zu hindern, sich loszureißen. Sorgfältig machte Seth jedoch noch einige Knoten, die unlösbar sein würden. Dann erst bückte er sich und hob den Revolver des Bruders auf, die noch auf dem Erdboden neben dem Trog lag.
    Dann steckte er sie in den Überrock, hakte sich bei Rafe unter und führte ihn die steilen Stufen hinunter in den Keller. Eine einzelne Kerze erhellte den unterirdischen Raum nur schwach.
    Unter der dicken Bettdecke hervor, die seinen Körper verbarg, starrte der General der Konföderierten dem Neuankömmling im blauen Offiziersmantel der Union entgegen. Nachdem Seth Blythe die beiden Waffen abgenommen und in einer abgeschabten Ledertasche verstaut hatte, beugte er sich schnell über seinen Patienten.
    „Keine Sorge, es handelte sich nur um einen einzelnen Mann, und den haben wir hier in unserer Gewalt."
    Der Verwundete wandte Blythe den Kopf zu. Das Gesicht von Erschöpfung und Schmerzen gekennzeichnet. „Ich kann nur hoffen, Sie nicht in Schwierigkeiten gebracht zu haben." Er wußte recht gut, welch harte Vergeltungsmaßnahmen die Streitkräfte der Union häufig über Leute verhängten, die den Südstaatlern Schutz gewährten.
    Seth wollte den General beruhigen. „Das glaube ich kaum. Ich zweifle, daß dieser besondere Yankee Meldung erstatten wird." Er schaute zu Rafe auf, der an der Kellerwand lehnte. „Setz dich doch, Rafe."
    Der General wirkte verblüfft wegen des vertraulichen, sogar freundschaftlichen Tones, während der Major sich widerstandslos
    niederließ und die gebundenen Hände gleichmütig auf die Knie legte.
    „Mein Bruder", erklärte Seth ziemlich trocken.
    „Ihr Bruder?" Der Ausruf klang schwach und doch besorgt. Der Verwundete musterte den Fremden mit den Abzeichen eines Majors der Union an seiner Uniform, ließ endlich den Blick auf dem Gesicht mit den wachen, klugen Augen ruhen.
    „In jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf', stellte Seth unbekümmert fest und lächelte seinen Bruder müde an.
    „Und einen Narren", gab Rafe mißmutig zurück. Er schaute von Blythe zu Seth. Wie selbstverständlich die beiden vorhin Hand in Hand gearbeitet hatten. Er mußte immer wieder daran denken, daß Seth sich in Gefahr hierher gewandt hatte. Es schmerzte heftiger, als Rafe sich klarmachte wie sehr wohl Blythe, die Frau, die er über alles liebte, in den vergangenen vier Jahren von seinem Bruder abhängig gewesen sein mochte. Der Gedanke war beinahe unerträglich und wurde noch bitterer durch das Gift der Eifersucht, die achtzehn Monate lang sein Denken beherrscht hatte. Zwischen Seth und Blythe bestand ganz offensichtlich eine Gemeinsamkeit, von der er, Rafe, ausgeschlossen war. Und das tat weh, entsetzlich weh. Freilich konnte man den beiden Menschen keinen Vorwurf deswegen machen.
    Schließlich war er derjenige gewesen, der gegangen war.
    Plötzlich verzog der General das Gesicht vor Schmerzen, und Seth strich beruhigend über die eingefallenen Wangen, bevor er eine Glasphiole aus seiner Arzttasche holte. Einen Teil des Inhaltes mischte Seth in einem Gefäß mit etwas Wasser aus dem Eimer, den Blythe vorher gebracht hatte. Dann hob er den Kopf des Liegenden ein wenig in die Höhe und hielt ihm die Schale an den Mund. Langsam und in kleinen Schlucken trank Massey. Seine Hand zuckte krampfhaft. Er litt offensichtlich. Aber schon nach wenigen Minuten ging sein Atem regelmäßiger, und er schloß die Augen.
    Seth war dem Himmel dankbar für das Opium, das Mosbys Freischärler einem Versorgungszug der Yankees abgenommen hatten. Seth lehnte sich gegen die Kellerwand. Im flackernden Schein der Kerze ließ er den Blick von Rafe, seinem Bruder, zu Blythe wandern, die eine echte Freundin geworden war. Er las den Argwohn in den Augen Rafes, den unterdrückten Groll oder was auch immer der Ausdruck bedeutete, den Seth nicht recht deuten konnte.
    Blythe stand noch an derselben Stelle, unsicher, wie es weitergehen sollte. Ihrer Miene war abzulesen, wie schwer ihr ums Herz war.
    „Eine schöne

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