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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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einige dicke Scheiben Brot ab und bestrich sie mit dem Honig, den Seth gebracht hatte. In dem Henkelkrug befand sich noch ein Rest Milch von der Kuh, die im Walde verborgen stand. Blythe klemmte sich den Krug unter den Arm, nahm die Brote und schaute sich aufmerksam um. Da kein neugieriges Gesichtchen zu erspähen war, beeilte sie sich, zu dem Trog hinüberzukommen. Gerade als sie ihre Last niederstellte, erschien Rafe und betätigte den Mechanismus für sie.
    Rafe hatte sich rasiert und sah unglaublich gut aus, abgesehen von einem müden Ausdruck in seinen Augen.
    „Kommst du mit hinunter?" fragte Blythe gedehnt und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, die gefürchtete Auseinandersetzung zwischen den Brüdern möge noch nicht unmittelbar bevorstehen.
    „Nur ganz kurz", gab Rafe zurück. „Ich möchte wissen, wie es Massey geht."
    „Aber doch nicht, um ...?"
    „Nein, nicht jetzt", sagte er weich. „Seth und ich haben einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand vereinbart."
    „Wie lange . . . zeitlich begrenzt?"
    Rafe trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, bevor er langsam antwortete.
    „Bis zum Nachmittag."
    Blythe schluckte, fand aber keine passenden Worte.
    Seth saß neben Massey auf dem Boden, stand aber sofort auf, als die Tür geöffnet wurde. „Rafe", bemerkte er vorsichtig.
    Rafe schaute zu dem Verwundeten hin und sah, daß der General die Augen offen hatte und seinen Gegner argwöhnisch musterte. „General Massey", sagte Rafe höflich. „Mir scheint, daß Ihnen die Nacht gut bekommen ist. Sie sind wohl auf dem Wege der Besserung?"
    „Das habe ich Ihrem Bruder zu danken", versetzte Massey knapp.
    „Was gedenken Sie zu unternehmen?"
    Über diese so unverblümte Frage mußte Rafe lächeln. Mit einem Blick in Blythes angespannte Miene und einem anderen in Seths Gesicht, das keinerlei Ausdruck zeigte, antwortete Rafe: „Nichts, wenigstens für den Moment." An Seth gewandt, erkundigte sich Rafe: „Wann wird er aufs Pferd steigen können?"
    Seth zuckte die Schultern. „Noch eine ganze Weile nicht, wenn du ihn nicht umbringen willst."
    Rafe schaute von dem Arzt zu dem General und wieder zurück zu dem Arzt. „Und wie geht es dir, Seth? Hast du wenigstens ein wenig geschlafen?"
    „Ein bißchen, ja. Dein Mantel war ein Geschenk Gottes, auch wenn er die falsche Farbe hat."
    Rafes Miene wurde ein wenig entspannter. Seth wirkte erschöpft und hatte blonde Bartstoppeln an Wangen und Kinn. In den Augen stand übergroße Müdigkeit. Rafe krampfte sich das Herz zusammen. Wie, zum Teufel, konnte er bloß den eigenen Bruder ins Gefängnis bringen? Er schluckte und ballte die Linke zur Faust, als er feststellte: „Du siehst schrecklich aus."
    „Der Krieg dauert schon ziemlich lange."
    Rafe nickte und stieg dann die schmalen Stufen hinauf. Oben war die Tür offen. Er hätte seinem Bruder noch vieles zu sagen gehabt, so vieles, aber er konnte nicht die passenden Worte finden, wenigstens jetzt noch nicht.
    Als Rafe gegangen war, schaute Seth Blythe an. „Ich sehe wieder so etwas Gewisses in diesen Augen, das mich hoffnungsfroh stimmt. Ich habe es lange nicht mehr bemerkt."
    Blythe versuchte zu lächeln. „Was wirst du tun, Seth?"
    „Das hängt von Rafe ab."
    „Kann ich helfen?" Die Frage kam aus tiefstem Herzen.

    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. „Unsere schöne Blythe, nun steht sie zwischen den Fronten. Ich wollte bei Gott, ich wäre gestern abend nicht hierher gekommen."
    „Wohin sonst hättest du gehen sollen? Du hattest keine andere Wahl. Ich weiß, daß du nicht gekommen wärest, wenn . .."
    „Was auch kommen mag, Blythe, laß nicht zu, daß es sich trennend zwischen dich und Rafe stellt. Ihr gehört zusammen. Das war schon immer so." In seiner Stimme klang eine gewisse Niedergeschlagenheit, ja Traurigkeit mit, die Blythe ins Herz schnitt.
    „Es ist Weihnachten, Seth, die Zeit, in der noch Wunder geschehen. Ich glaube an Wunder, ganz fest."
    Er nickte, doch in seinem Blick las sie wenig Hoffnung. „Ich danke dir, daß du uns etwas zu essen gebracht hast."
    Blythe wandte sich dem General zu. „Ich bin sehr froh, daß Sie sich besser fühlen."
    „Das ist wohl auch eines der Wunder, an die Sie glauben, junge Dame", sagte er, und die Spur eines Lächelns erhellte seine Züge.
    "Aber nicht das einzige, davon bin ich überzeugt", gab sie zurück. Dann drehte sie sich zu Seth herum. „Frohe Weihnachten, Seth!" Nach diesen Worten floh sie eilig die Treppe hinauf.

7. KAPITEL
    Obwohl die

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