Historical Weihnachtsband 1993
lachte und humpelte auf einem Bein, während sie nach dem nächsten Gerät griff.
„Nun ist es aber genug!" Mit dröhnendem Lachen umfaßte er sie und schwenkte sie zweimal im Kreise um sich herum, obwohl sie mit einer Zinnplatte auf seinen Kopf hämmerte.
„Verwünschter, dickschädeliger Schotte!"
Ja, das ist für Sie allerdings ein Glücksfall, daß er so hart ist, dieser schottische Schädel, sonst könnten Sie mich jetzt begraben." Er warf sie ein wenig in die Höhe und fing sie geschickt wieder auf, legte ihr die Hände um die Taille. „Heiraten Sie mich, Mrs. Flynn, denn Sie sind die geborene Mrs. Ian MacGregor!"
6. KAPITEL
Man hätte kaum abschätzen können, wer von ihnen betroffener war. Ian MacGregor hatte die Frage gestellt, bevor ihm klar gewesen war, daß er es wollte. Zwar wußte er, daß er sich verliebt hatte, nur dauerte es ein wenig, bis das Gehirn erfaßte, was das Herz verlangte, nämlich eine Ehe mit Alanna Flynn. Er würde Alanna heiraten!
Belustigt und verwirrt zugleich, mußte er von neuem lachen. Sie beide - ein Paar!
Das war ein gelungener Scherz!
In Alannas Kopf drehte sich alles im Kreise, während Ians Worte in ihr nachhallten und sie schließlich begriff. „Heiraten sie mich!" Sie konnte sich nur verhört haben, denn das war ganz und gar unmöglich, mehr noch, es war Wahnsinn. Sie kannten einander kaum einige Tage. Aber selbst das genügte, ihr bewußtzumachen, daß Ian MacGregor keineswegs der Mann fürs Leben sein konnte, von dem sie träumte. An seiner Seite würde es niemals friedliche Abende am Kamin geben, sondern stets von neuem Kampf, eine „gute Sache", eine politische Bewegung.
Und doch, doch liebte sie ihn, wie sie nie geglaubt hätte, lieben zu können, leidenschaftlich rückhaltlos, geradezu gefährlich. Ein Leben mit ihm müßte .. ..müßte
.. "Ja, wie müßte es wohl sein? Sie konnte es sich nicht ausmalen und drückte die Hand an die Schläfe, um die Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Jetzt brauchte Alanna erst einmal Zeit, zur Besinnung zu kommen und sich leidlich zu fassen. Immerhin schickte es sich, wenn ein Mann einer Frau einen Heiratsantrag machte, daß sie wenigstens . . .Nun erst fiel ihr auf, daß Ian MacGregor immer noch auf einem Bein stand, sich das andere Schienbein hielt und aus vollem Halse lachte.
Er lachte tatsächlich. Alanna sah ihn voll Verachtung an. Er hatte sich mit ihr bloß einen Riesenspaß erlaubt, sie erst wie einen Sack
Kartoffeln in die Höhe geworfen, und jetzt amüsierte er sich königlich auf ihre Kosten und lachte! Sie ihn heiraten! Heiraten! Das hätte ihr gerade noch gefehlt.
Diesen Narren! Sie hielt sich mit einer Hand an seiner Schulter fest, ballte die andere und schlug ihn mitten ins Gesicht.
Er stöhnte auf und ließ sie so unvermittelt los, daß sie Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Allerdings faßte sie sich schnell, stand breitbeinig da, die Arme in die Seiten gestemmt, und maß ihn mit zornigen Blicken. Vorsichtig berührte er seine Nase mit einem Finger und stellte fest, daß sie blutete. Diese Frau schlug wahrhaftig eine beachtliche Faust! Er ließ sie vorsichtshalber nicht aus den Augen, als er nach einem Taschentuch suchte.
„Soll das Ihr Jawort gewesen sein?"
„Hinaus!" Alanna war so mitgenommen, daß ihre Stimme trotz allen Zorns schwankte. „Verlassen Sie sofort dieses Haus, Sie ... Sie Satansbraten!" Die Tränen, die ihr dabei kamen, waren ihrer Meinung nach selbstverständlich Tränen der gerechten Entrüstung. Das wenigstens versicherte sie sich selbst. „Wäre ich ein Mann, brächte ich Sie auf der Stelle um und trampelte noch auf Ihrer Leiche herum!"
„Aha." Mit einem verständnisvollen Nicken steckte er das Tuch wieder in die Tasche.
„Sie brauchen Bedenkzeit, das ist durchaus begreiflich."
Außerstande, auch nur ein vernünftiges Wort hervorzustoßen, stammelte Alanna nur unzusammenhängendes Zeug.
„Inzwischen kann ich ja mit Ihrem Vater sprechen", schlug Ian verbindlich vor.
Alanna gebärdete sich wie die böse Fee im irischen Volksmärchen und tastete nach dem Fleischmesser.
„Und ich bringe Sie um, bei Gott, das schwöre ich Ihnen!"
„Aber, aber, meine liebe Mrs. Flynn", begann er und umklammerte dabei in weiser Voraussicht ihr Handgelenk. „Es ist mir durchaus klar, daß eine Frau manchmal geradezu überwältigt ist, wenn man ihr einen Heiratsantrag macht, aber so .. ."Er stockte, als er bemerkte, daß ihr Tränen aus den Augen quollen und
Weitere Kostenlose Bücher