Historical Weihnachtsband 1993
so daß die Sonne ihre feuchten Körper wärmte. Ian war diesmal keineswegs behutsam oder zärtlich, und Alanna wollte das auch nicht. All die schmerzliche Enttäuschung, die leidenschafdiche Begierde brach sich Bahn, nachdem die beiden Menschen sie vergeblich in sich hatten verdrängen wollen. In einem stürmischen Aufruhr der Sinne lagen sie einander in den Armen unter dem wolkenlosen Frühlingshimmel.
Alanna vergrub die Hände in Ians Haar und suchte immer wieder seinen Mund.
Dazwischen flüsterte sie heiße Liebesschwüre und flehte ihn an, sie zu nehmen. Auf dem frischen Gras atmete Ian ihren Duft, der ihn seit Wochen verfolgte, und liebkoste die helle, weiche Haut, von der er Nacht für Nacht geträumt hatte. Als sich Alanna ihm jetzt hemmungslos darbot, drang er in sie ein, flüsterte ihren Namen und drückte sein Gesicht in ihre Locken. So lag er über ihr, die ihn fest umschlungen hielt, und sie strebten gemeinsam jenem Höhepunkt entgegen, nach dem beide verlangten, bis sie endlich reglos ausgestreckt blieben, jeder in die eigenen Gedanken verstrickt.
Ian stützte sich auf einen Ellbogen und streichelte mit der anderen Hand Alannas Gesicht. Doch während sie zu ihm aufschaute, liebevoll und zärtlich, sah sie, daß langsam etwas wie Zorn von neuem in seinen Augen erwachte.
„Diesmal lasse ich dir keine andere Wahl mehr, Alanna, ob es dir recht ist oder nicht: wir werden heiraten."
„Ian, ich bin heute nur hierher gekommen, um dir zu sagen ..."
„Ich gebe keinen Deut darum, was du mir sagen wolltest." Nun, da er sich ihr mit Leib und Seele gegeben hatte, blieb ihm nichts mehr, nicht einmal sein Stolz. „Und wenn du mich verfluchst von heute an bis ans Ende aller Zeiten, wenn du mich haßt und verachtest, so bist du doch mein. Und du mußt mich nun einmal so nehmen, wie ich bin."
Sie preßte die Lippen zusammen. „Wenn du mich bloß ausreden ließest..."
Ein Mensch, der der Verzweiflung nahe ist, kann nicht mehr hören. „Ich lasse dich kein zweites Mal. Schon beim ersten Mal hätte ich es nicht tun sollen, aber du hast eine Art, die einen Mann um den Verstand bringen kann. Was auch immer in meiner Macht liegt, dich glücklich zu machen, Alanna, das will ich tun, alles, nur nichts, was mir mein Gewissen verbieten könnte. Das kann ich nicht, und das werde ich niemals, nicht einmal um deinetwillen."
„Das verlange ich nicht und würde es nie verlangen. Ich möchte dir nur eines sagen ..."
„Verdammt noch mal, was drückt mir denn da ein Loch in die Brust?" Er griff zwischen sich und sie und bekam den MacGregor-Ring zu fassen, der an einer Kordel um Alannas Hals hing. Der Schmuck blitzte im Lichte der Sonne auf, und Ian starrte darauf nieder. Langsam umschloß er ihn mit den Fingern und schaute Alanna an. „Warum . .." Er mußte warten, bis ihm die Stimme wieder gehorchte.
„Warum trägst du ihn?"
„Das habe ich dir die ganze Zeit schon sagen wollen, aber du hast mich ja nicht zu Worte kommen lassen."
Jetzt lasse ich dich sprechen, also sprich!"
„Erst hatte ich die Absicht, ihn zurückzugeben." Sie bewegte sich unruhig unter ihm.
„Aber dann konnte ich es nicht. Es wäre mir unaufrichtig erschienen, hätte ich ihn weiter am Finger getragen, so habe ich ihn eben um den Hals gehängt, damit er meinem Herzen ganz nahe sei, in dem ich immer nur dich gehabt habe. Nein, jetzt wirst du mich nicht unterbrechen", sagte sie heftig, als er den Mund auftun wollte.
„Ich glaube, schon an jenem Morgen, da ich dich fortreiten hörte, wußte ich, daß ich unrecht hatte und du im Recht warst."
Das erste Anzeichen eines Lächelns leuchtete in Ians Zügen. „Mir muß Flußwasser in die Ohren gedrungen sein, Mrs. Flynn, würdest du noch einmal wiederholen?"
„Einmal ist genug." Hätte Alanna gestanden, hätte sie den Kopf in den Nacken geworfen und das Kinn herausfordernd in die Luft gereckt. „Ich wollte dich nicht lieben. Denn eine Liebe, die so groß ist, macht einem angst. Ich hatte Rory im Krieg verloren, meine Mutter war vor Kummer darüber gestorben, und dann raffte noch ein Fieber den armen Michael Flynn dahin. Und obwohl sie mir alle drei sehr viel bedeutet hatten, so wußte ich doch, daß du mir noch unendlich mehr bedeutest."
Er küßte sie zärtlich auf die Stirn. „Laß dich nicht von mir unterbrechen!"
„Ich meinte, ich wollte nichts als eine Familie und ein sicheres Zuhause, einen Mann, dem es genügte, an meiner Seite zu arbeiten und abends neben mir am Kamin zu sitzen, Tag
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