Historical Weihnachtsband 2010
Margaret und trat neben sie. Mit einer Frau an ihrer Seite fühlte Elizabeth sich ein wenig getröstet. Besonders, da es eine Edelfrau war. Sie wusste um die Machenschaften bei den Eheschließungen der Reichen.
„Mein Vater würde nicht zugelassen haben, dass er mich verstieß. In seinen Augen hätte das seinen guten Namen beschmutzt. Also tat mein Gatte, was er am besten konnte. Er vereinbarte mit einigen Männern, dass sie mich in der Nacht vergewaltigten, und sorgte dafür, dass mein Vater mich mit ihnen zusammen fand. Wie Kennard gehofft hatte, hielt er mich deswegen nun für eine Hure, die es nicht wert war, seinen Namen zu tragen. Eine Bastardtochter ist zu wenig nütze. Und da ich ihm durch die Heirat mit dem Kaufmann kein Geld einbrachte, wollte mein Vater auch nichts mehr mit mir zu tun haben.“
Lady Margarets Gesicht verlor alle Farbe. Ihr Gatte sah es und eilte herbei, um sie zu stützen. Nach einem kurzen Augenblick winkte Lady Margaret ihn wieder fort. „Sorgte er denn nicht dafür, dass du einen Platz in einem Kloster erhieltest?“
„Nein, Mylady. Kennard verkaufte mich an ein Bordell außerhalb von Carlisle. Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er eine neue Frau. Sie war schwanger. Nachdem Kennard sich das Schweigen meines Vaters erkauft hatte, indem er ihm die Hälfte meiner Mitgift zurückgab, weigerte der sich, mich wiederzusehen.“
„Er gab deinem Vater die halbe Mitgift zurück?“, fragte die Burgherrin.
„Kennard hätte alles behalten können, denn schließlich wurde die Ehe beendet, weil ich Schande über ihn brachte. Aber um die Wogen zu glätten und meinen Vater daran zu hindern, sich einzumischen, bot er ihm an, die Hälfte zurückzuzahlen. Es war eine beträchtliche Summe. Genug, um den Schaden wiedergutzumachen, den seine uneheliche Tochter, diese Hure, an seinem Namen und seinem Ansehen angerichtet hatte.“
Immer noch klangen ihr die Worte in den Ohren, die Kennard und ihr Vater ihr entgegengeschleudert hatten. Alles wäre einzig und allein ihr Fehler. Hätte sie einen Erben von Kennard empfangen, wäre all das nicht passiert. Wenn Gott ihr keinen Erben schenkte, dann war das ein Zeichen für ihre Sündhaftigkeit. Vielleicht hatte sie die von ihrer Hurenmutter geerbt, die sie schließlich auch nicht im ehelichen Bett geboren hatte. Das hatte Kennard gesagt. Jetzt zeige sich, von welchem Blut sie sei … es zeige sich immer, von welchem Blut man abstammt.
Schweigen erfüllte den Raum. Elizabeth brachte es nicht über sich, einen der Anwesenden anzuschauen. Besonders nicht Lord Gavin. Jetzt wusste er, dass sie verheiratet und verstoßen worden war, eine richtige Hure, die bei anderen Männern als ihrem angetrauten Gatten lag. Sie würde es nicht ertragen, den Zorn und die Enttäuschung in seinen Augen zu lesen, wusste sie doch, dass er die noble Vorstellung hatte, sie sei etwas Besseres als sie in Wirklichkeit war.
„Ich kann Euch also nicht heiraten, Mylord“, sagte sie und wagte endlich doch, ihn anzusehen. „Selbst wenn ich es wünschte.“
Was immer sie für eine Reaktion von ihm erwartet hatte, so geschah nichts dergleichen. Sie war sogar darauf gefasst gewesen, dass er ihr für ihr zukünftiges Leben als Büßerin in einem Kloster alles Gute wünschen würde, wo er jetzt doch all ihre Sünden kannte. Sie hatte geglaubt, er würde mit ihr über das Ehegelöbnis streiten, das sie nicht brechen konnte. Und etwas in ihr ließ sie hoffen, er würde sie trotz allem bitten, mit ihm zu gehen. Schließlich empfanden sie doch etwas füreinander.
Aber er nickte Lord Orrick und Lady Margaret nur kurz zu und verließ den Raum, ohne Elizabeth einen Blick zu schenken. Elizabeth war, als müsste ihr das Herz brechen. Doch erst als sie einige Stunden später erfuhr, dass Lord Gavin ohne ein Wort über seine Rückkehr zu verlieren, Silloth verlassen hatte, lernte sie den wahren Schmerz eines gebrochenen Herzens kennen.
9. KAPITEL
Der letzte Tag des Jahres zog genauso grau und stürmisch herauf wie all die anderen Tage zuvor. Aber wenigstens war Elizabeth in ihrer eigenen Hütte. Sie hatte die Bemerkungen der Bewohner von Silloth über sie und Lord Gavin nicht länger ertragen können. Die Frauen ergriffen ihre Partei, weil sie sicher nicht die erste Frau war, die sich in Liebe einem Mann hingab, der sie dann verließ. Die Männer verstanden nicht, wie eine Hure überhaupt mehr hatte erwarten können, als sie erhielt – ein paar schöne Liebesnächte mit einem Edelmann, der,
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